Wie sicher ist der Kiez? Mäßiges Interesse beim Stadtteil-Gespräch zum Thema

Experten vor kaum besetzten Reihen: Jörg Stroedter (rechts) hatte zum Stadtteilgespräch übers Thema Sicherheit im Kiez auch Innensenator Andreas Geisel (Mitte) geladen - viele Anwohner kamen aber nicht. | Foto: Berit Müller
4Bilder
  • Experten vor kaum besetzten Reihen: Jörg Stroedter (rechts) hatte zum Stadtteilgespräch übers Thema Sicherheit im Kiez auch Innensenator Andreas Geisel (Mitte) geladen - viele Anwohner kamen aber nicht.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Reinickendorf. Wie sicher fühlen sich die Reinickendorfer in ihrem Kiez? Darüber wollte der SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter an seinem jüngsten Stadtteiltag diskutieren – und hatte neben Experten der Polizei auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) zum Abendgespräch eingeladen. Das Interesse der Anwohner hielt sich aber in Grenzen.

Lag’s an der Uhrzeit? Am Fußballpokal-Krimi im TV oder an der Tatsache, dass sich die Leute im Auguste-Viktoria-Kiez gar nicht mit Ängsten plagen? Nur knapp ein Dutzend Anwohner fand am Abend des 26. April den Weg in die geräumige Aula der Max-Beckmann-Oberschule. Jörg Stroedter, der zum Erfahrungs- und Informationsaustausch in Sachen Sicherheit im Kiez eingeladen hatte, zeigte sich überrascht vom dürftigen Interesse und stellte eine andere These auf: „Vielleicht gehen die Menschen abends einfach nicht mehr gern aus dem Haus“. Was ein Indiz dafür sein könne, dass sie sich in der Dunkelheit eben nicht sicher fühlen, mutmaßte der Reinickendorfer Abgeordnete.

Allzu großen Grund zur Sorge gäbe es aber nicht, sagte Thomas Strehl, stellvertretender Leiter des Polizeiabschnitts 11. Gerade im Bereich der Straßenkriminalität seien die Fallzahlen stadtweit rückläufig – und zwar seit 2015. Der Beamte führte den Trend auf zwei Maßnahmen zurück: bessere Prävention und mehr Polizeipräsenz auf den Straßen. Die positive Tendenz gelte es nun zu festigen, sagte Strehl und appellierte ans Publikum, dazu beizutragen. „Sie sind der entscheidende Faktor im Kiez. Aufmerksame Bürger haben den Blick für alles, was ungewöhnlich ist. Teilen Sie uns das mit!“

Ins gleiche Horn blies auch Innensenator Andreas Geisel. Zwar räumte er auf der einen Seite Personalmangel und Ausstattungsdefizite bei der Berliner Polizei ein – beides habe er auf der Agenda. Ein Anstieg der Taschendiebstahlzahlen sei ebenfalls zu verzeichnen. Gleichzeitig verwies der Senator aber auf ein „Zehn-Jahres-Tief“ bei Mord und Totschlagdelikten in der Hauptstadt. Und darauf, wie wenig Straftaten im Öffentlichen Nahverkehr passieren – nicht zuletzt dank wieder eingeführter Doppelstreifen in der U-Bahn. Objektiv betrachtet sei Berlin ziemlich sicher, betonte Geisel. Bessern müsse sich aber auch das subjektive Sicherheitsempfinden jedes Einzelnen. Vor allem mahnte der Senator zu mehr Achtung vor den Uniformierten. Und zeigte sich nach seinen ersten Monaten im Amt beeindruckt. „Je intensiver ich die Arbeit der Polizei kennenlerne, desto mehr Respekt habe ich.“

In den spärlich besetzten Zuschauerreihen der Schulaula stießen vor allem die Zahlen der Kriminalitätsentwicklung auf kaum verhohlene Zweifel. Unsicherheitsgefühle gäbe es angesichts sich häufender Einbrüche, Taschenraub und Trickbetrug, dem bisweilen offenem Drogenhandel und zahlreicher dunkler Ecken sehr wohl, so der Tenor. „Mich hat Ihre Statistik nicht überzeugt“, brachte es ein Anwohner auf den Punkt. „Berlin ist Verbrechenshauptstadt, ich verstehe nicht, wie Sie das so rosig darstellen können.“ Kritik erntete dabei weniger die Polizei, als vielmehr die Justiz. Sie greife nicht konsequent genug durch, hieß es. „Oft sind gefasste Täter wieder auf freiem Fuß, bevor der Polizist Dienstschluss hat.“ bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 238× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 999× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.142× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.