Überbelegt und chronisch unterfinanziert: Politiker besuchen Frauenhaus

Im Gespräch: Raed Saleh, Burgunde Grosse, Martina Gregory und Brigitte Altenkirch. | Foto: Ulrike Kiefert
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Spandau. Körperlich und seelisch misshandelt, flüchten viele Frauen ins Frauenhaus. Hier werden sie beschützt und psychisch wieder aufgebaut. Doch was eigentlich als vorübergehender Zufluchtsort gedacht ist, wird oft zur Dauerbleibe.

Denn die Frauen finden keine Wohnung, weshalb viele Frauenhäuser überbelegt sind. Auch das „2. Autonome Frauenhaus“ ist bis auf einen Platz voll. 56 Betten für Frauen und ihre Kinder hat die Kriseneinrichtung und ist damit das größte der sechs Frauenhäuser in Berlin. Ihre Adressen werden zum Schutz der Frauen geheim gehalten.

Viele Bewohnerinnen leben im zweiten Frauenhaus länger als ein halbes Jahr. Einige suchen bereits seit zwei Jahren eine Wohnung. Auf dem freien Markt haben sie als Alleinerziehende mit geringem Einkommen oder Hartz-IV-Satz kaum eine Chance. „Wir brauchen unbedingt mehr Wohnungen, die an soziale Träger angebunden sind und nur dieser Klientel zur Verfügung stehen“, sagt Frauenhaus-Sozialarbeiterin Brigitte Altenkirch.

Sie und ihre elf Mitarbeiterinnen hatten kürzlich den Berliner SPD-Fraktionschef Raed Saleh, seine Kollegin Burgunde Grosse und die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Ina Czyborra im Haus. Grund genug also, um auf weitere Probleme aufmerksam zu machen. Auf die Finanzierung zum Beispiel. Die übernimmt zwar das Land Berlin. Doch das Frauenhaus ist chronisch unterfinanziert und auf Spenden angewiesen. „Von häuslicher Gewalt betroffene Frauen haben keine Lobby. Darum ist es Aufgabe der Politik, Frauenhäuser ausreichend zu finanzieren“, sagt Brigitte Altenkirch. Das gelte auch für die Mitarbeiterinnen, denen nicht selten die Altersarmut drohe. Das macht den Job im Frauenhaus nicht gerade attraktiv. Und so fehlen Kolleginnen, vor allem im Beratungsbereich.

Knapp 500.000 Euro erhält das Frauenhaus vom Land Berlin. Zuletzt sei die Summe Anfang dieses Jahres erhöht worden, teilte Ina Czyborra mit. „Wir kennen das Finanzierungsproblem und kämpfen als Fraktion jedes Jahr um mehr Geld im Haushalt.“ Weil das Frauenhaus ein Altbau ist, fließt ein großer Teil der Fördermittel allein in die Betriebskosten. Dank einer Spende kann gerade die Küche saniert werden.

24 unterschiedlich große Wohnräume hat das Frauenhaus insgesamt. Es gibt mehrere Aufenthaltsräume, Duschen, Toiletten, einen Waschmaschinenraum, Beratungszimmer und Spielzimmer für die Kinder. Die Frauen organisieren ihren Alltag selbst, versorgen sich und ihre Kinder. Während ihres Aufenthaltes werden sie persönliche beraten und unterstützt. Der Trägerverein „Frauenselbsthilfe – Frauen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen e.V." ist dafür gut vernetzt.

Aufgenommen werden die Frauen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ist kein Platz frei, bringt man sie in eine andere Einrichtung. „Was viele nicht wissen, die Frauen kommen aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten“, sagt Brigitte Altenkirch. Auch die Ehefrau eines Richters flüchtete schon hierher. Die älteste Bewohnerin im Spandauer Frauenhaus war 75 Jahre alt. Die jüngste ist 18. uk

Im Gespräch: Raed Saleh, Burgunde Grosse, Martina Gregory und Brigitte Altenkirch. | Foto: Ulrike Kiefert
Stippvisite im Frauenhaus: Burgunde Grosse, Raed Saleh und Ina Czyborra mit Brigitte Altenkirch. | Foto: Ulrike Kiefert
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Ulrike Kiefert aus Mitte

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