Schwund bei Straßenbäumen
Seit Jahren wird im Bezirk mehr abgeholzt als neu gepflanzt

Dieser Straßenbaum in Baumschulenweg ist einer von mehr als 7500, die seit 2011 gefällt wurden. | Foto: Büro Stefan Förster
2Bilder
  • Dieser Straßenbaum in Baumschulenweg ist einer von mehr als 7500, die seit 2011 gefällt wurden.
  • Foto: Büro Stefan Förster
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Die Zahl der Straßenbäume in Treptow-Köpenick hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen. Das geht aus einer Auflistung des Bezirksamts hervor, die auf Anfrage des FDP-Abgeordneten Stefan Förster veröffentlicht wurde.

Von 2011 bis 2020 wurden demnach insgesamt 7538 Bäume gefällt, aber nur 4615 nachgepflanzt. Ein Minus von fast 40 Prozent. Die Gründe für die Fällungen sind vielfältig. Viele Bäume werden aufgrund von Baumaßnahmen abgeholzt, zum Beispiel bei der Verdichtung von Wohnvierteln. Auch für Reparaturen oder bei der Verlegung von Versorgungsleitungen müssen Bäume weichen. Darüber hinaus mussten insbesondere in den Jahren 2016 und 2017 infolge heftiger Stürme bruchgefährdete Exemplare beseitigt werden. „Es sind aber auch Bäume dabei, die durch Pilzbefall oder andere biologische Versagenskriterien nicht mehr verkehrssicher sind und daher gefällt werden müssen. Meist ist es nicht ein einziger Grund, der zur Fällung führt, sondern durch das Zusammenspiel mehrerer Umstände, wie Trockenheit, Schädlingsbefall, Salzbelastungen – um nur einige zu nennen“, erklärt das Bezirksamt.

Aus dem Klimawandel hat die Verwaltung mittlerweile Konsequenzen gezogen. Seit einigen Jahren gibt es hierzu verschiedene Forschungsprojekte des Straßen- und Grünflächenamts. Gesetzt wird nicht mehr auf "sortenreine Straßen", sondern wegen der Schädlingsbilanzen auf ein Sortiment, das in Wuchshöhe und -breite angeglichen ist, mit den Standortbedingungen gut zurechtkommt und nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten hat. In Treptow-Köpenick werden beispielsweise Resista-Ulme, Amberbaum, Feldahorn, aber auch blühende Baumarten wie Linde, Wollapfel und Felsenbirne favorisiert. Nachpflanzungen werden ausschließlich durch Fachfirmen vorgenommen.

Das Defizit bei den Straßenbäumen wieder auszugleichen, dürfte eine große Herausforderung werden. Die Angaben des Bezirksamts hierzu lesen sich jedenfalls ernüchternd. „Jede Baumpflanzung bedarf einer umfangreichen Vorarbeit und Recherche am Standort. Hierzu ist ein hoher personeller Bedarf notwendig. Es ist auch nicht mit der Pflanzung an sich getan, sondern auch die Anpflasterung, die Fertigstellungs- und Entwicklungspflege sind aufwendige Bestandteile und gehören zur Pflanzung dazu“, heißt es. Für eigene Pflanzungen seien oft keine personellen Kapazitäten vorhanden. Eine einzige Baumpflanzung mit vier Jahren Fertigstellungs- und Entwicklungspflege koste zwischen 2800 und 3000 Euro.

Für Stefan Förster steht fest, dass der Bezirk seine Anstrengungen erhöhen muss, um das Defizit von rund 2900 Straßenbäumen in den nächsten Jahren abzubauen. Ein Teil der „grünen Lunge Berlins“, wie er Treptow-Köpenick bezeichnet, wäre sonst dauerhaft gefährdet. Das Bezirksamt warnte jedoch schon einmal vor überzogenen Erwartungen bezüglich des von der BVV beschlossenen Antrags von Grünen und CDU aus dem März 2020. Darin wurde der Bezirk aufgefordert, das Defizit des Baumbestands der vergangenen fünf Jahre innerhalb der nächsten fünf Jahre auszugleichen. Zirka 500 Pflanzungen pro Jahr seien aber laut Bezirksamt „nicht leistbar“. Vielmehr müsse versucht werden, durch nachhaltige Pflege den Baumbestand zu stabilisieren. Für das laufende Jahr würden derzeit im Rahmen der Stadtbaumkampagne in Adlershof und in der Köllnischen Vorstadt 153 Neupflanzungen geplant. Für den trassennahen Ersatz an der B96a würden 139 Bäume als Ausgleich gepflanzt. Außerdem seien im Frühjahr 29 Bäume in der Defreggerstraße nahe dem Treptower Park gepflanzt worden.

Dieser Straßenbaum in Baumschulenweg ist einer von mehr als 7500, die seit 2011 gefällt wurden. | Foto: Büro Stefan Förster
Ein vertrockneter und gefällter Baum im Landschaftspark Johannisthal.  | Foto: Büro Stefan Förster
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 227× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 412× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.377× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.205× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.