"Der Badegast unterschätzt den Aufwand"
Komplexe Technik hält das Badewasser im Sommerbad Seestraße sauber

Thorsten Laube und Mehdi Resai (r.) sorgen für ungetrübte Badefreuden im Sommerbad Seestraße.  | Foto: Ulrike Kiefert
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In Berlins 17 öffentlichen Freibädern herrscht Hochbetrieb. Wie schafft man es da, dass das Wasser hygienisch sauber bleibt? Dafür sorgt die Wasseraufbereitung. Wie komplex sie ist, erklärt Thorsten Laube, Techniker bei den Berliner Bäderbetrieben.

Früher Morgen im Sommerbad an der Seestraße. Die Sonne strahlt und das glitzernd blaue Wasser erfrischt die ersten Badegäste. Noch ist es ruhig, doch das wird sich ändern. „Mehr als 4000 Besucher hatten wir allein am vergangenen Wochenende“, sagt Rettungsschwimmer Mehdi Resai. Doch viele Badegäste bedeuten auch eine höhere Verschmutzung des Wassers. Je mehr Besucher im Becken sind, umso mehr Frischwasser und auch Chlor müssen nachgefüllt werden. Denn mit den Badenden kommen jede Menge Substanzen ins Wasser, die wieder raus müssen: Haare und Hautschuppen zum Beispiel. Textilfusseln und Erde, Sonnencreme, Make-up, aber auch Keime, Viren und Harnstoff.

Filter und Rohre im Keller

Wie aber schafft man es, dass das Wasser selbst bei Hochbetrieb hygienisch einwandfrei bleibt? „Dafür sorgt die Wasseraufbereitungstechnik“, sagt Thorsten Laube, der als Techniker der Berliner Bäderbetriebe seit 2019 für das Weddinger Kombibad zuständig ist. Als Experte weiß er auch: „Der Badegast unterschätzt den Aufwand, den wir täglich betreiben, damit er in sauberem Wasser mit Trinkwasserqualität schwimmen kann.“ Die beeindruckende Technik, die für klares Wasser sorgt, liegt größtenteils im Keller des Kombibades. Dort lassen riesige Filter und Rohre erahnen, wie komplex die Wasseraufbereitung ist. „Das Wasser ist in einem ständigen Kreislauf“, erklärt Thorsten Laube. Von den Becken fließt es zunächst in die sogenannte Überlaufrinne und von dort in die Schwallwasserkammer. Dort nehmen große Behälter das beim Badebetrieb über den Rand schwappende Wasser auf und sieben schon mal den groben Schmutz heraus. „Also Haare oder Blätter“, sagt Laube. Von der Kammer wird das Wasser dann zu den Umwälzpumpen geleitet. „Pro Stunde wälzen wir hier 1000 Kubikmeter Wasser um.“ In den Pumpen sitzen Siebe, die weiteren Schmutz abfangen. Von dort bewegt sich das Wasser weiter Richtung Filter. Allein das Sommerbad hat drei davon. Bevor das Wasser filtriert wird, passiert es die Impfstelle für Flockungsmittel. Das ist wichtig, erklärt der Techniker, denn nur Flockungsmittel können feinste Schmutzstoffe aus dem Beckenwasser entfernen. „Es gelten hier strenge Vorschriften.“

pH-Wert regulieren und desinfizieren

Auf dem Weg zurück zu den Becken wird dem Wasser Natronlauge und Chlor zugegeben. Die Natronlauge reguliert den pH-Wert. „Der darf nicht unter 6,8 liegen“, sagt Laube, „sonst wäre das Wasser so sauer wie Essig.“ Das Chlor wiederum desinfiziert das Wasser. Es tötet Keime und Krankheitserreger ab, die die Filteranlagen nicht aus dem Wasser entfernen können. Den Chlorgehalt regelt die Anlage automatisch. Gemäß den Vorschriften misst ihn Thorsten Laube zusätzlich zweimal täglich mit einem Photometer. Dafür gibt der Techniker einen Tropfen Flüssigreagenz in eine Küvette und füllt sie mit der Badewasserprobe auf. „Färbt sich das Wasser rosa, ist alles okay.“ Bei zu viel Chlor wird die Probe dunkelrot. Ein externes Labor untersucht eine Wasserprobe zudem einmal im Monat mikrobiologisch. Der Prüfbericht geht an das Gesundheitsamt. Aber nicht nur das Schwimmwasser wird regelmäßig kontrolliert, auch das Trinkwasser und das Duschwasser. „Bisher war immer alles in Ordnung“, sagt Thorsten Laube.

Mit dem Bürstrobotor durchs Becken

Die technische Wasseraufbereitung sorgt aber nicht allein dafür, dass die zwei 50-Meter-Becken und die Kinderplansche im Sommerbad sauber bleiben. „Die Becken werden jeden Tag vor Eröffnung und dann nochmal abends gereinigt“, sagt Mehdi Resai und zeigt auf einen Saug- und Bürstroboter. Der kriecht über den Boden und entfernt Blätter, Erde, Haare und kleine Plastikteilchen. Außerdem müssen pro Badegast täglich 30 Liter Frischwasser zugeführt werden wegen Verdunstung und anderer Verluste. Die maximal 6500 täglichen Badegäste im Sommerbad können aber auch selbst viel für sauberes Wasser tun: „Indem sie am Beckenrand nichts essen und vor dem Schwimmen gründlich duschen“, sagt Resai. Der Rettungsschwimmer achtet seit 30 Jahren im Kombibad Seestraße darauf, dass sich alle Besucher an die Regeln halten.

5 Millionen Liter Wasser
fasst das Schwimmerbecken

Im September wird das Wasser dann komplett abgelassen und die Becken nach einer gründlichen Reinigung mit frischem Wasser gefüllt. Allein das Schwimmerbecken fasst beachtliche fünf Millionen Liter Wasser. In den zwei Edelstahlbecken des Sommerbades, eines davon für Nichtschwimmer, kann man auch im Winter schwimmen. Die Berliner Bäderbetriebe haben dort eine riesige Traglufthalle gebaut, die die Becken überspannt. Doch bis es so weit ist, lockt das Sommerbad Seestraße in dieser Saison noch viele große und kleine Badegäste. Und die können dank Thorsten Laube und der wachen Augen von Mehdi Resai ungetrübten Badespaß genießen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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