„Wir dürfen nicht vergessen“
Bezirk Pankow lädt Bürger zum Gedenken an Maueropfer ein

Bürgermeister Sören Benn und BV-Vorsteher Michael van der Meer wollen am Tag des Mauerbaus auf dem evangelischen Friedhof in Weißensee der Mauertoten gedenken.

Sie legen am 13. August gegen 13 Uhr am Grab von Peter Fechtner einen Kranz nieder. Er war das erste Opfer, das vor den Augen der Öffentlichkeit starb. Peter Fechtner, ein Maurer aus Weißensee, war beim Fluchtversuch in der Zimmerstraße nahe dem Checkpoint Charlie von Schüssen der DDR-Grenzsoldaten schwer verletzt worden. Der 18-Jährige stürzte daraufhin in den Grenzstreifen, wo er noch lange um Hilfe rief, bis er verblutete. Auf Westseite trafen wenige Minuten nach den Schüssen Sanitäter ein, die Fechtner aber nicht helfen konnten, weil er im Ost-Territorium lag. Auf Ostseite warteten die Grenzer nahezu eine Stunde lang ab, bis sie zu ihm gingen und ihn dann abtransportierten. Die Film- und Fotoaufnahmen von Fechtners Todeskampf waren verstörend und gingen um die Welt.

Zwei Tage nach seinem Tod gab es einen Protestzug mit 20 000 Menschen auf dem Kurfürstendamm. Auch im Ostteil kamen zu seiner Beerdigung über 300 Menschen – allen strengen Behördenauflagen zum Trotz. Bis heute gibt Peter Fechtner den Mauertoten ein Gesicht. Menschen, die an der innerdeutschen Grenze zwischen 1961 und 1989 bei Fluchtversuchen von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurden oder durch Unfälle umkamen.

Das damals verursachte Leid wirkt bis heute nach. Daran wollen Sören Benn und Michael van der Meer (beide Die Linke) erinnern. Heute sei es für die allermeisten Berliner längst wieder selbstverständlich, in einer ungeteilten Stadt zu leben. So ziehe das neue Berlin Millionen Menschen aus aller Welt an und begeistere sie mit einer ganz einzigartigen Mischung aus Tradition und Moderne. Der 13. August sollte uns daran erinnern, dass all das nicht selbstverständlich ist, erklärt Bürgermeister Benn. „Er erinnert uns an die Not der Teilung, an das Leid der Opfer und ihrer Familien und an den Niedergang eines Systems, das aus Mangel an Demokratie und Reformbereitschaft selbst versteinerte. Daraus folgt für uns alle eine doppelte Verpflichtung: Wir dürfen das Leid, Unfreiheit und ideologische Borniertheit nicht vergessen.“ Bürger sind zur Gedenkveranstaltung willkommen. Treffpunkt ist kurz vor 13 Uhr an der Kirchhofsverwaltung, Indira-Gandhi-Straße 110.

Autor:

Corina Niebuhr aus Kreuzberg

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