„Alles ging so plötzlich“
Museumscafé kämpft um seine Existenz
Ein Café neben einem Museum oder einer anderen Einrichtung, das hat was. Gerald Greh hat erfolgreich zwei Gastronomiebetriebe dieser Art betrieben. Dann kam die Corona-Krise und stürzte ihn in große Existenznöte.
Greh ist 44 Jahre alt. Der gelernte Zimmermann wurde in Neu-Westend geboren, das ist „sein“ Kiez. Den Beruf hatte er schon längst an den Nagel gehängt, er verdiente sein Geld als DJ und mit einer Werbeagentur, als er vor zehn Jahren gefragt wurde, ob er nicht Lust hätte, das Café K neben dem Georg-Kolbe-Museum zu betreiben. „Ich kannte mich mit Gastronomie überhaupt nicht aus. Aber es war mein Kiez, also habe ich es gewagt.“ 2015 sollte das Café dann renoviert werden, fast zeitgleich wurde ihm angeboten, das Museumscafé im Kunsthaus Dahlem am Brücke-Museum zu übernehmen. „Perfekter Zeitpunkt, dachte ich." Die Renovierung in Westend zog sich dann genauso hin wie die Schlüsselübergabe in Dahlem, so dass der Wechsel erst Ende vergangenen Jahres erfolgte. Greh packte sein Inventar zusammen, richtete sich neu ein, pachtete das Restaurant Freygeist in Pichelsdorf dazu, um Kochkurse und eine Location für Privatfeiern anbieten zu können. „Bis zur Corona-Krise war ich recht erfolgreich“, sagt er.
Am 13. März musste er dann schließen, von 25 Arbeitsplätzen konnte er innerhalb kürzester Zeit nur noch zwei besetzt lassen. „Alles ging so plötzlich“, sagt er. Und jetzt, da er wieder öffnen durfte? Jetzt braucht er Unterstützung. „Das Café ist herausgeputzt, die Kuchen sind gebacken, die beiden Museen laden zu spannenden Ausstellungen ein. Jetzt hoffen wir einfach wieder auf Kundschaft“, so Greh. Weil damit allein die Verluste nicht aufgefangen werden können, hat er eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet. „Ohne deren erfolgreichen Verlauf werden wir die Krise nicht meistern können“, fürchtet er. Unter www.startnext.com/kunstunterkiefern möchte er über die Aktion, die noch bis zum 19. Juli läuft, die laufenden Kosten bezahlen, das Kurzarbeitergeld aufstocken und notwendige Investitionen tätigen – kurz: das Museumscafé retten. Eigenhändig verteilt er dazu Flyer an die Haushalte. „Im Moment ist die Lage dramatisch. Aber ich bin optimistisch, das wird wieder“, sagt Greh.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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