Strammer Gegenwind
Anwohner protestieren gegen Fällung von Straßenbäumen an der Wilhelmsaue

Dieprand von Richthofen verlieh dem Protest der Nachbarschaft eine Stimme. Für ihn haben die Bäume in der Wilhelmsaue vor allem Symbolkraft für die große Politik.  | Foto: Matthias Vogel
  • Dieprand von Richthofen verlieh dem Protest der Nachbarschaft eine Stimme. Für ihn haben die Bäume in der Wilhelmsaue vor allem Symbolkraft für die große Politik.
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  • hochgeladen von Manuela Frey

Für große Aufregung sorgt die Fällung von 13 Bäumen an der Wilhelmsaue, die im Zuge von Sanierungsarbeiten der Trinkwasserleitung vorgenommen werden müssen. Mehr als 150 Anwohner sind anderer Meinung und die taten ihren Unmut bei einer nachträglich organisierten Informationsveranstaltung kund. Es ging heiß her.

Mit einer kurzen Pressemitteilung hatte das Grünflächenamt des Bezirks die Maßnahme der Berliner Wasserbetriebe öffentlich gemacht und damit die Anwohner auf den Plan gerufen. Sie wollten genau wissen, warum die alten Bäume – vorwiegend im östlichen Teil der Wilhelmsaue – entfernt werden müssen, und forderten Aufklärung. Bei der Versammlung in der Auenkirche kamen Wasserbetriebe, Grünflächenamt und Planer der Aufforderung nach.

Mit einem neuartigen Press-Zieh-Verfahren könne die Erneuerung maroder Trinkwasserleitungen „grabenlos“ erfolgen, erklärte Andreas Engel von den Wasserbetrieben. Allerdings nur, wenn die zu ersetzenden Rohre geradlinig verlegt wurden. Sobald die Leitung einen Knick mache, müsse eine Baugrube ausgehoben werden. Und an den Stellen stünden eben die besagten 13 Bäume. Walter Schläger, Chef des Grünflächenamtes, beteuerte, dass bei der Erteilung der Fällgenehmigung um jeden einzelnen Baum gekämpft worden sei.

Dieprand von Richthofen wohnt an der Wilhelmsaue und saß als Stimme des Protests mit auf dem Podium. Die Bürger wüssten um den Wertekonflikt, der an dieser Stelle zu lösen sei: „Auf der einen Seite ist eine vernünftige Wasserversorgung unabdingbar, auf der anderen Seite habe sich die Bewertung der Rolle, die Natur und Umwelt bei solchen Maßnahmen spiele, in den vergangenen Jahren stark verändert.“ Der Kiez habe das Gefühl, dass dieser Rolle nicht zur Genüge Rechnung getragen, Alternativen zur Fällung nicht hinreichend geprüft würden. Die Anbewohner monierten die Verletzung der Informationspflicht, denn weder das Bezirksamt noch die Wasserbetriebe hätten weder zeitig die Öffentlichkeit über ihr Vorhaben informiert, noch Einsicht in ihre Pläne gewährt. Erst drei Tage vor der Veranstaltung sei das auf Druck der Bürger bei den Wasserbetrieben möglich gewesen.

Die Anwohner fordern eine alternative Planung, haben im Vorfeld der Versammlung innerhalb von einer Woche 375 Unterschriften dafür gesammelt. Rechtlicher Beistand ist längst an Bord, die Menschen haben sich selbst über alternative Sanierungsmethoden schlau gemacht. Demnach gebe es zum Beispiel durchaus auch ein „grabenloses“ Verfahren, mit dem auch Knicke in der Leitung saniert werden könnten. „Wir waren gut vorbereitet, deshalb sind Grünflächenamt und Wasserbetriebe ganz schön ins Schleudern gekommen“, sagte von Richthofen. „Als nächstes werden wir uns an die Bezirkspolitik wenden.“

Wer sich fragt, warum die Fällung einer überschaubaren Zahl von Bäumen einen derartigen Wirbel erzeugen muss, dem entgegnet von Richthofen: „Es gibt in unseren Reihen sicher einige, denen es um die Sache an sich geht. Ich habe aber gar nicht das Gefühl, dass wir zubetoniert oder des Straßengrüns beraubt würden. Für mich haben diese Bäume Symbolkraft für die große Politik, die sich mehr und mehr der Natur verschreibt.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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