Gedenken an die Opfer
Neuköllner Bezirksamt veröffentlicht Liste mit Stolpersteinen
Der 27. Januar ist dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. Christian Nottmeier, Superintendent der evangelischen Kirche, Mitglieder des Bezirksamts und der Bezirksverordnetenversammlung legten einen Kranz nieder. Außerdem wurde eine neue Internetseite über die Stolpersteine im Bezirk eingerichtet.
Ort der Kranzniederlegung war der Gedenkstein auf dem Friedhof Jerusalem V, Hermannstraße 84. Dort stand von 1942 bis 1945 das einzige Zwangsarbeiterlager in Deutschland, das von einer Kirchengemeinde betrieben wurde. Rund 100 Menschen aus der Sowjetunion, die meisten waren junge ukrainische Männer, mussten dort leben und auf Friedhöfen in der ganzen Stadt als Totengräber schuften. Jahrzehntelang wurde die Existenz dieses Lagers verdrängt. Die Stelle, wo die Baracken standen, diente als Lager für alte Grabsteine und Abraum.
Erst als Politiker und Verbände im Jahre 2000 über die Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeitern diskutierten, begann auch die Kirche mit der Aufarbeitung der Vergangenheit. Sie untersuchte die Vorkommnisse, legte Teile des ehemaligen Lagers frei. 2002 wurde ein Gedenkstein errichtet. Auf dem St.-Thomas-Friedhof, Hermannstraße 179, gibt es außerdem eine Ausstellung in einem gläsernen Pavillon. Sie informiert über die Hintergründe des Lagers und erzählt einige Lebensgeschichten der verschleppten Zwangsarbeiter.
Zum Gedenktag am 27. Januar hat das Bezirksamt Neukölln außerdem eine neue Seite über Stolpersteine auf seiner Homepage veröffentlicht. Eine Karte zeigt alle 224 Orte, wo Verfolgte und Ermordete der Nazis ihren letzten freiwillig gewählten Wohnsitz hatten und nun eine goldfarbene Gedenktafel an sie erinnert. Jeder Ort kann angeklickt werden, dann erscheinen Fotos der Stolpersteine und biografische Informationen. Zu finden ist die Seite auf https://bwurl.de/1631.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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