„Kernproblem ist der Tagessatz“
Neuköllner Stadtrat kritisiert Finanzierung für Notübernachtungsplätze als zu niedrig

Möglichst viele Obdachlose sollen in der kalten Jahreszeit einen Notübernachtungsplatz bekommen. | Foto:  Ulrike Martin
  • Möglichst viele Obdachlose sollen in der kalten Jahreszeit einen Notübernachtungsplatz bekommen.
  • Foto: Ulrike Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Der Winter ist für wohnungs- und obdachlose Menschen ein Problem. Die Berliner Kältehilfe schafft Abhilfe mit Notübernachtungsplätzen, die aber knapp werden können. In Neukölln reichen sie nicht aus, sagt Sozialstadtrat Falko Liecke (CDU).

Der soziale Träger Kubus gGmbh kann täglich 25 Plätze für Männer anbieten. In der Fürbitt-Melanchthon-Kirche gibt es in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag 50 Plätze, in der Martin-Luther-Kirche finden bis zu 25 Menschen von Freitag auf Sonnabend eine Schlafmöglichkeit. Für die Notübernachtungen von Oktober bis Ende März stünden dem Bezirksamt 2022 und 2023 jeweils 223.000 Euro zur Verfügung, berichtet Liecke. „Das sind noch einmal 19.000 Euro weniger als 2019.“ Zwar könnten diese Plätze finanziert werden, der Bedarf an Notübernachtungen sei aber nicht gedeckt.

Als Kernproblem in der Kältehilfe nennt Liecke den von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales finanzierten Tagessatz von 17,10 Euro pro Platz. Mit coronabedingtem Mehraufwand wie in den Vorjahren sei voraussichtlich erneut zu rechnen. Mehrausgaben waren nötig, wegen der Abstandsregeln gab es weniger Plätze. Hinzukämen die aktuell steigenden Energie- und Lebensmittelkosten. „Aus Sicht des Bezirksamtes ist ein Tagessatz um 26 Euro eine wünschenswerte Zielmarke, um Qualität und Quantität der Kältehilfe zu verbessern“, so Liecke.

Trotz politischer Willensbekundung aus dem Senat sei aber eine Anpassung nicht erfolgt, sodass nicht genügend Plätze gewonnen werden könnten. Zwar hätte es kürzlich von der Senatsverwaltung die Vorankündigung einer Korrekturzusage zur Finanzierung gegeben, es sei aber derzeit nicht absehbar, ob diese Zusage in tatsächlich verfügbare Plätze umgewandelt werden könne. Liecke ist mit seiner Kritik nicht allein. Auch Friedrichshain-Kreuzbergs Sozialstadtrat Oliver Nöll (Die Linke) bemängelt den Tagessatz ebenso die Berliner Diakonie-Direktorin Ursula Schoen.

In Berlin leben nach einer Zählung von 2020 rund 2000 Obdachlose, wobei die Dunkelziffer höher liegen dürfte. Im Oktober stehen 640 Übernachtungsplätze zur Verfügung, ab November sollen es laut Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Die Linke) mindestens 1000 sein. Kipping kündigte zudem an, Sozialeinrichtungen mit Mitteln aus dem in Aussicht gestellten Berliner Entlastungspaket zu unterstützen.

Hier gibt es Notübernachtungsplätze im Bezirk

Der soziale Träger Kubus gGmbh in der Teupitzer Straße 39 stellt in seiner Kältehilfestation obdachlosen Männern 25 Plätze zum Übernachten im Warmen zur Verfügung. Das Angebot gilt jeden Tag in der Zeit von 19 bis 7 Uhr. Es gibt ein warmes Abendessen, ein Frühstück ebenso die Möglichkeit, zu duschen und Wäsche zu waschen. Auch eine Kleiderkammer ist geöffnet. Aufgrund der knappen Finanzen bittet die Kubus gGmbH jetzt um Hilfe. Zur Unterstützung der Versorgung der obdachlosen Menschen sucht der Träger ehrenamtliche Helfer. Sie sollten Interesse an dieser Arbeit haben sowie über Durchsetzungsvermögen und Empathie verfügen. Wer sich engagieren will, kann eine kurze Bewerbung per E-Mail an bewerbung@kubus-berlin.de schicken (Stichwort: Kältehilfe). Für eine gute Versorgung der Obdachlosen werden dringend haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und warme Kleidung benötigt. Kleine Spenden können direkt beim Träger abgegeben werden, größere werden abgeholt. Mehr Informationen gibt es unter Tel. 810 33 50. Für alle Spenden gibt es eine Quittung, die steuerlich abgesetzt werden kann.

Auch die Martin-Luther-Kirche hat ein Hilfsangebot. Im Nachtcafé, geöffnet freitags ab 20 Uhr bis sonnabends 8 Uhr, gibt es bis zu 25 Übernachtungsplätze inklusive Abendessen und Frühstück. Ehrenamtliche Helfer und Spenden sind dort ebenfalls willkommen. Mehr dazu auf www.mlg-neukoelln.de/obdachlosen-nachtcafe.

Ab November können Wohnungslose von Sonnabend auf Sonntag in der Fürbitt-Melanchthon-Kirchengemeinde unterkommen. In der Kranoldstraße 16 stehen 50 Plätze zur Verfügung, Abendessen und Frühstück gibt es auch. Weitere Informationen unter neukoelln-evangelisch.de/fuerbitt-melanchthon.

Unter www.kaeltehilfe-berlin.de sind berlinweite Angebote zu finden.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 247× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.006× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 658× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.149× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.