Was hat 2021 für Neukölln gebracht?
Über eine lang erwartete Bibliothek, Wege für Radfahrer, das neue Bezirksamt und anderes mehr

Lange mussten die Rudower auf ihre Bibliothek warten, im September wurde Eröffnung gefeiert. | Foto:  Corina Niebuhr
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  • Lange mussten die Rudower auf ihre Bibliothek warten, im September wurde Eröffnung gefeiert.
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Auch dieses Jahr stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Viele liebgewonnene Veranstaltungen wie das Strohballenrollen oder der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt mussten ausfallen, andere fanden digital statt. Dennoch ist im Bezirk einiges passiert. Die Berliner Woche schaut zurück.

Januar

Am Rudower Lolopfuhl beginnen Arbeiten. Das fast ausgetrocknete Naturdenkmal soll wieder Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen werden. Die Kosten trägt die Wohnungsgesellschaft Stadt und Land. Weil sie auf den Buckower Feldern Wohnungen errichtet, muss sie an anderer Stelle etwas für die Natur tun. Nach 22 Monaten Bauzeit bezieht der Deutsche Chorverband sein neues Zentrum in der Karl-Marx-Straße 145. Der Verband ist mit mehr als einer Million Mitgliedern die weltweit größte Organisation für Laienchöre. Die Sanierung der 145 Jahre alten Dorfschule an der Backbergstraße ist abgeschlossen. Sie gehört zum denkmalgeschützten Britzer Ortskern. Das Gebäude dient der Fritz-Karsen-Schule als Filiale. Eva-Maria Schoenthal feiert am 25. Januar ihren 90. Geburtstag. Seit 61 Jahren ist sie Mitglied der SPD, seit 34 Jahren in der Bezirksverordnetenversammlung und damit das älteste Mitglied des Gremiums.

Februar

Neukölln richtet eine Anlaufstelle für Beteiligung ein und stellt eine Vorhabenliste ins Netz. Unter www.mein.berlin.de sind künftig Termine und Projekte zu finden, bei denen sich Bürger einbringen können – vom Bebauungsplanentwurf über Verkehrsberuhigungskonzepte bis zu neuen Radwegen. Die „Global Music Academy“ siedelt vom Kreuzberger Bergmannkiez in die Wildenbruchstraße 80 über. Die Kultureinrichtung wird in dem ehemaligen Pumpwerk Untermieterin der Guttempler. Die Akademie bietet Kurse von Flamenco bis zu indischem Tanz an.

März

Gegenüber vom Estrel-Hotel, zwischen S-Bahn-Ring und Kanal, baut die Klingsöhr-Gruppe mehrere Gebäude mit 330 000 Quadratmeter Nutzfläche. Die erste große Mieterin ist gefunden: Die „SRH University of Applied Sciences“ will 2023 einziehen. Für bis zu 3500 Studenten bietet der zukünftige Campus Platz. Eine 56-jährige Fahrradfahrerin stirbt nach einem Unfall. An der Kreuzung Oder- und Siegfriedstraße ist sie von einem abbiegenden Lkw erfasst worden. Bürgermeister Martin Hikel (SPD) kündigt an, die Kreuzung sicherer zu machen.

April

In den ehemaligen Schulgarten am Dammweg zieht Leben ein. Der Verein Kulturnetzwerk Neukölln hat aufgeräumt und öffnet das Gelände für Kreative, Hobbygärtner und die Nachbarschaft aus der Weißen Siedlung. Die Freude der Fußballfans ist groß: Der SV Tasmania Berlin spielt künftig in der Regionalliga. Nun geht es darum, den Werner-Seelenbinder-Sportpark an der Oderstraße so herzurichten, dass dort Heimspiele ausgetragen werden können. Der Senat beschließt die Verlängerung der Straßenbahnlinie M10 von der Warschauer Straße bis zum Hermannplatz. Frühestens 2028 sollen die ersten Bahnen fahren, zwei Jahre später als bisher geplant.

Mai

Die „Schnalle“, die schmale Durchfahrt zwischen Karl-Marx- und Richardplatz, schließt sich für Autos. So soll der Durchgangsverkehr durch Alt-Rixdorf verringert werden. Die Initiative Kiezblock Rixdorf begrüßt den Schritt, fordert aber weitere Maßnahmen. Der Karstadtbau am Hermannplatz soll um drei Etagen aus Holz aufgestockt werden. Mit dieser Nachricht überrascht die Signa-Gruppe, der das Gebäude gehört. Ursprünglich wollte sie das Bestandshaus abreißen und in Betonbauweise in seinen ursprünglichen Ausmaßen von 1929 wiedererrichten. In den kommenden Jahren investiert die Gewobag rund 160 Millionen Euro in die Buckower Großsiedlung an der Ringslebenstraße. Die Häuser, erbaut in den 1970er-Jahren, werden saniert, außerdem sind 257 neue Wohnungen vorgesehen.

Juni

Das Eine-Welt-Zentrum Global Village auf dem Kindl-Gelände eröffnet. Dort gibt es Arbeits- und Begegnungsräume für rund 50 entwicklungspolitische und migrantische Nichtregierungsorganisationen. Die Suppenküche an der Teupitzer Straße muss nach 13 Jahren schließen. Die gemeinnützige Gesellschaft Kubus springt ein und rettet das Angebot. Unter dem neuen Namen „Mahlzeit“ gibt es jeden Werktag Frühstück und Mittagessen für kleines Geld. Erster Spatenstich: Mit 2450 Metern soll die Weserstraße die längste Fahrradstraße Berlins werden. In drei Jahren können die Radler zwischen Kottbusser Damm und S-Bahnhof Sonnenallee auf glattem Asphalt rollen.

Die Weserstraße wird Berlins längste Fahrradstraße. Zur Schaufel griffen der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts ,Wieland Voßkamp, Bürgermeister Martin Hikel und Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann. | Foto: Schilp
  • Die Weserstraße wird Berlins längste Fahrradstraße. Zur Schaufel griffen der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts ,Wieland Voßkamp, Bürgermeister Martin Hikel und Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann.
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Juli

Vor einem Jahrhundert, am 1. Juli 1921, übernahm Helene Nathan die Leitung der Volksbücherei und Lesehalle in Neukölln. Sie gilt als Wegbereiterin des modernen Bibliothekswesens. Die Hauptbibliothek, die nach Helene Nathan benannt ist, würdigt sie mit einer Ausstellung und anderen Veranstaltungen. Die Sanierung der über 150 Jahre alten Britzer Mühle beginnt. Die Grundüberholung wird knapp drei Monate dauern. Das Bauwerk ist etwas Besonderes: Es ist die letzte der ehemals sechs Britzer Mühlen und die einzige der acht Berliner Windmühlen, die sowohl voll funktionstüchtig ist, als auch noch an ihrem angestammten Platz steht.

August

Am Heidekampgraben gibt es schon seit vielen Jahren einen Baumentdeckungspfad. Jetzt können die hölzernen Riesen sogar sprechen. Möglich machen es Audiobeschreibungen, die per QR-Code an den Bäumen abrufbar sind. Anwohner der Karlsgarten-, Fontane- und Lucy-Lamek-Straße rufen zur Demo auf. Sie nervt, dass Autofahrer ihren Kiez als Schleichweg zwischen Columbiadamm, Hasenheide und Hermannstraße nutzen. Wenig später reagiert die Senatsverwaltung und ordnet „Anlieger frei“ auf den drei Straßen an – erst einmal bis Jahresende.

September

Das Bundesfamilienministerium gibt das Okay für die Finanzierung: Neukölln kann eine Anlauf- und Registerstelle gegen konfrontative Religionsbekundungen einrichten. In dieser in Deutschland einzigartigen Einrichtung können sich beispielsweise Lehrer beraten lassen, die erleben müssen, wie muslimische Mädchen ohne Kopftuch von Mitschülern angepöbelt werden. Am 26. September stimmen die Neuköllner über die künftige Zusammensetzung der 55-köpfigen Bezirksverordnetenversammlung ab. Stärkste Partei ist die SPD. Sie bekommt 28,7 Prozent der Stimmen und 18 Sitze. Bündnis 90/Die Grüne folgt mit 17,6 Prozent und elf Sitzen. Die CDU erreicht 16,9 Prozent und zehn Sitze, Die Linke 14,9 Prozent und neun Sitze. Die AfD kommt auf 7,1 Prozent und vier Sitze, die FPD auf 4,9 Prozent und drei Sitze. Was lange währt, wird gut: Nach zeitraubenden Vorbereitungen und knapp fünf Jahren Bauzeit bezieht die Gertrud-Haß-Bibliothek ihren Neubau in der Straße Alt-Rudow 45. Besucher können unter 30 000 Medien auswählen.

Oktober

Der Comenius-Garten mitten in Rixdorf soll auf lange Sicht erhalten bleiben. Um ihn zu sichern, ist eine Stiftung in Gründung. | Foto: Schilp
  • Der Comenius-Garten mitten in Rixdorf soll auf lange Sicht erhalten bleiben. Um ihn zu sichern, ist eine Stiftung in Gründung.
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Die Hermannstraße bekommt endlich Radstreifen. Die Markierungsarbeiten im ersten Abschnitt zwischen Glasower und Leinestraße laufen an. Spätestens seit dem Unfalltod eines 55-jährigen Radfahrers vor vier Jahren sind die Forderungen nach mehr Sicherheit nicht abgerissen. SPD und Grüne wollen ihre Zusammenarbeit in der Bezirksverordnetenversammlung in den kommenden fünf Jahren fortsetzen und handeln einen Zählgemeinschaftsvertrag aus. Der Comenius-Garten in der Richardstraße 34 soll vor Bebauung geschützt werden. Eine Stiftung ist in Gründung, deren Zweck es ist, die artenreiche Grünanlage zu erhalten. Schon im vorigen Jahr hat das Abgeordnetenhaus der Stiftung das Grundstück und eine Million Euro zugesichert. Die vom Senat beauftragte Machbarkeitsstudie beurteilt eine Verlängerung der U-Bahnlinie 7 von Rudow zum Flughafen BER positiv. Bürgermeister Martin Hikel spricht von einem „Meilenstein“. Nun folgt eine Kosten-Nutzen-Analyse, die mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen wird.

November

Grundsteinlegung für das neue Blueberry Inn an der Ecke Reuter- und Erlanger Straße: Dort entsteht neben dem heutigen Kindertreffpunkt ein Haus, das auch Jugendlichen und der Nachbarschaft offen steht. Am 4. November wird das Bezirksamt gewählt. Drei Posten gehen an die SPD. Bürgermeister bleibt Martin Hikel. Karin Korte (SPD) behält ebenfalls ihr Ressort Bildung, Schule, Kultur und Sport. Mirjam Blumenthal (SPD) übernimmt Jugend und Gesundheit. Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen) ist zukünftig neben Stadtentwicklung für Grünflächen, Umwelt und Natur verantwortlich. Falko Liecke (CDU) wird Sozialstadtrat. Neuzugang Sarah Nagel (Die Linke) kümmert sich ums Ordnungsamt. Am südlichen Kiehlufer ist der Rohbau einer Wohnungslosenunterkunft für bis zu 240 Menschen fertig. Sie will kommenden Juli den Betrieb aufnehmen. In den kleinen Apartments sollen vor allem Paare und Familien unterkommen. Betreiberin ist die gemeinnützige Gesellschaft Vita domus.

Dezember

Natascha James ist Koordiantorin der neuen Ludothek auf dem Kindl-Areal. Dort können Kinder Spielsachen ausprobieren. | Foto:  Schilp
  • Natascha James ist Koordiantorin der neuen Ludothek auf dem Kindl-Areal. Dort können Kinder Spielsachen ausprobieren.
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Die „Ludothek global“ auf dem Kindl-Areal eröffnet. Dort können Kinder Spielsachen ausprobieren und ab Anfang nächsten Jahres auch ausleihen. Vorerst ist allerdings nur am Freitagnachmittag geöffnet. Das Bezirksamt will in den nächsten Jahren auf rund 60 öffentlichen Gebäuden Solardächer errichten. Bürgermeister Martin Hikel und Kerstin Busch, Geschäftsführerin der Berliner Stadtwerke, unterschreiben eine entsprechende Vereinbarung.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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