Von Orange auf Gelb
Wie passen Lockerungen im Schulalltag zum weiteren Anstieg der Neuinfektionen?

Die Lage im Bezirk ist weiter ernst. Bis zu 114 neue Covid-19-Fälle hatte es zuletzt an einem Tag gegeben. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei über 200 Personen pro 100 000 Einwohner.

Diese Angaben machte Bürgermeister Frank Balzer (CDU) am 11. November in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Auch das Bezirksparlament tagte im Notfallmodus – zum ersten Mal per Videokonferenz. Wie passe das alles aber dazu, dass in vielen Schulen des Bezirks die Corona-Vorgaben in den vergangenen Wochen eher gelockert wurden? Eine Frage, die mehrere Verordnete beschäftigte. Maßgabe für die jeweilige Einschätzung ist seit dem Ende der Herbstferien eine vierfarbige Ampel. Sie reicht von Grün, also dem völligen Normalzustand, über Gelb und Orange bis Rot. Bei Rot kommt es ganz oder teilweise zur Schulschließung. So passiert in der Renée-Sintenis-Grundschule, die wegen zweier Corona-Fälle und der daraus resultierenden zahlreichen Kontakte zehn Tage lang bis Mitte November schließen musste.

An anderen Standorten ist die Ampel hingegen von Orange auf Gelb gesprungen. Das entschieden nach der regelmäßigen Lagebeurteilung das Gesundheitsamt und die Schulaufsicht, erklärt Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen (SPD). Die Warnstufe Orange habe zunächst durchgehend gegolten, auch um den Ernst der Situation zu unterstreichen. Dies konnte dann aber etwas gelockert werden. Was keinesfalls als Zeichen für ein geringeres Risiko zu werten sei, betont der Stadtrat. Insgesamt habe sich auch gar nicht so viel verändert. Nirgends stehe die Ampel auf Grün.

Es mache aber durchaus einen Unterschied, ob die Ampel auf Orange oder Gelb stehe, meint der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Felix Lederle. Im ersten Fall gelte eine Maskenpflicht auch im Unterricht – speziell an den Oberschulen, im zweiten nicht unbedingt.

Dass auch Lehrer das Ampelspringen nicht immer für zielführend halten und dass anscheinend jeder Bezirk damit etwas anders umgeht, wurde ebenfalls angemerkt. Zudem ging es in der Diskussion der Verordneten auch um die Frage der Vorbildfunktion. Bisher scheint allerdings der teilweise aufgelockerte Schulalltag nicht auf ein allgemeines Laissez-faire hinzudeuten. Die Bevölkerung halte sich weitgehend an die Auflagen, stellt Bürgermeister Balzer fest, „von Einzelfällen abgesehen“.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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