Polizist von der Pike auf
Thomas Goldack ist Leiter der Polizeidirektion 2

Das Schreiben von Genesungswünschen für im Einsatz verletzte Mitarbeiter zählt für den neuen Leiter der Polizeidirektion 2 zu den leichtesten Aufgaben.  | Foto: Matthias Vogel
  • Das Schreiben von Genesungswünschen für im Einsatz verletzte Mitarbeiter zählt für den neuen Leiter der Polizeidirektion 2 zu den leichtesten Aufgaben.
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Das Amt des Leiters der Polizeidirektion 2 (West) wird jetzt von einem zielstrebigen und kompetenten Mann mit klaren Prinzipien geführt: Thomas Goldack, 51 Jahre alt, trat am 1. März die Nachfolge des pensionierten Stefan Weis an.

Goldack ist pragmatisch und das Thema Zeitmanagement muss bei ihm auch in der Freizeit eine Rolle spielen. Mit jeder Sprosse der Karriereleiter gehe schließlich auch ein Stück Lebensqualität, Zeit für die Familie, die Hobbys und Freunde verloren. Findet er welche, gibt er gerne den Heimwerker-King – ein Relikt aus der Fachhochschulzeit, als er mit seinem Vater eigenhändig ein Haus baute – oder widmet sich seinem neuen Privatprojekt: Elektromobilität. Dazu hat er sich ein Hobby gesucht, das er unkompliziert und schnell ausüben kann: Stand-up-Paddling. Nimmt der Stress überhand, schnallt er das Board auf einen Handwagen, zieht ihn von seinem Haus in Nieder Neuendorf zum nahe gelegenen See und paddelt los – bei Wind und Wetter. „Dabei kann ich wunderbar entspannen“, sagt er. Manchmal sitzt seine Frau vorne auf dem Brett, dann reden die beiden über die Dinge des Lebens. Über die 15-jährige Tochter etwa, und sicher haben sie auch mindestens einmal über die Geschichte seiner Karriere gesprochen.

Und die geht so: Mit 18 und einem Kumpel ist er 1987 im Passat Kombi nach Berlin geschippert, um eine Freundin zu besuchen. Die damals noch geteilte Stadt zog ihn mit dem ersten Tag in seinen Bann. Weil auch sein Bruder bei der Polizei in Hannover arbeitete und weil ihm die Altersgenossen, mit denen er damals in Berlin unterwegs war, von der Ausbildung bei der Polizei vorschwärmten, beschloss er, dort seine Ausbildung anzutreten und ein paar Jahre in Berlin zu leben. „Das hat geklappt. Drüben im Haus Ruhleben II habe ich begonnen“, sagt Goldack und nickt in seinem Büro an der Charlottenburger Chaussee in die entsprechende Richtung. "Nur aus den fünf Jahren, die ich meiner Mutter als Frist bis zur Rückkehr versprochen habe, ist nichts geworden“, ergänzt er lachend.

32 Jahre ist er nun schon bei der Berliner Polizei, hat alle Ausbildungsstufen bei der Direktion 2 durchlaufen – vom Mittleren Dienst bis zum Höheren Dienst, der während der Zeit im Gehobenen Dienst das Studium an der Deutschen Fachhochschule der Polizei bedingte. Kein Zuckerschlecken, doch Goldack startete seine Laufbahn mit der Mittleren Reife und deshalb hat ihn eine andere Qualifikation am meisten geschlaucht: „Das Abitur an der Abendschule nachzuholen“, sagt er. Weil er zeitgleich den 24-Stunden-Dienst der Einsatzhundertschaft zu schieben hatte. Auf der „Wanne“ – dem Mannschaftswagen der Polizei – habe er sich auf dem Weg zur Schule umgezogen und nach Schulschluss wieder in die Uniform geschmissen. Bei der Ernennung zum Direktionsleiter wurde er von Innensenator Andreas Geisel (SPD) als „Vertreter einer aussterbenden Spezies“ bezeichnet. „Viele steigen nach dem Zweiten Staatsexamen in den Höheren Dienst ein oder kommen aus dem Gehobenen Dienst zur Polizei. Dass jemand noch den Basisdienst verrichtet hat, ist heute selten“, sagt Goldack.

Einsatzhundertschaft, Funkwagen, volle Montur – der neue Direktionsleiter weiß, wie es sich anfühlt, nachts vor einem Gebäude Posten zu stehen oder am 1. Mai bei 30 Grad im Anzug eingesetzt zu werden, wenn Steine und Flaschen fliegen. „Das hilft mir bei der Mitarbeiterführung. Man findet schnell eine Gesprächsbasis“, sagt er. So ließ sich die Corona-Krise als seine Feuertaufe auch meistern. "Wir haben das wie einen Einsatz geführt. Niemand hat sich angesteckt. Das kam schon mal ganz gut an." Goldacks Führungsqualität dankt die Belegschaft ihm schon jetzt mit hoher Motivation: "Wir haben derzeit einen historisch niedrigen Krankenstand."

In einem Gebiet, das vom Regierungsviertel mit den Botschaften über das Brandenburger Tor, den Ku’damm und das Olympiastadion bis Spandau reicht, wimmelt es vor Schwerpunkten der Polizeiarbeit. „Das ist insgesamt schon ein heißes Pflaster“, sagt Goldack. Der Bürgerkontakt sei ihm jedenfalls wichtig, ansprechbar zu sein und dann auch schnell Abhilfe zu schaffen, wenn irgendwo der Schuh drückt. Dazu Präsenz zeigen an den Brennpunkten Breitscheidplatz, Hardenbergplatz oder Stuttgarter Platz. Bezüglich begangener Delikte haben der neue Direktionsleiter und seine mehr als 2300 Mitarbeiter besonders illegale Autorennen beziehungsweise Profilierungsfahrten im Visier, genauso wie die Sicherheit der Fahrradfahrer oder die Clan-Kriminalität. 

Vor seinem jüngsten Aufstieg bekleidete Goldack acht Jahre lang verschiedene Führungspositionen im Polizeipräsidium, verantwortete beispielsweise das Budget, arbeitete als Pressesprecher oder reiste nach dem Breivik-Attentat 2011 nach Norwegen, um den Amoklauf zu analysieren und die Ergebnisse nach Berlin zu tragen. In den vergangenen drei Jahren war er als Stellvertreter seines Vorgängers Stefan Weis und Leiter des Stabes in der Polizeidirektion 2 im Amt. Bisher sei er immer von seinen Vorgesetzten nach oben geschoben worden. „Es hieß immer: Wir könnten uns Sie auch im Gehobenen oder Höheren Dienst vorstellen. Und dann habe ich das eben gemacht“, sagt er. Aber jetzt, da er praktisch dem „Inner Circle“ der Behördenspitze angehöre, könne er sich gut vorstellen, sich nicht mehr verschieben zu lassen und genau aus dieser Position auch in den Ruhestand zu gehen. „Ich bin jetzt rundum glücklich“, sagt er.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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