Vier Naturschutzverbände fordern vom zukünftigen Senat: Kein Geld mehr zu Lasten von Grünflächen!

Preußenpark (Wikipedia Commons, Dguendel)
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Die Berliner Woche stellt in ihrer Wilmersdorf-Ausgabe vom 6. November (und elektronisch) den umgestalteten Olivaer Platz vor und findet viele zeitgemäß lobende Worte, darunter: vielfältig, stadtklimafest, hitzeverträglich. Allerdings zeigt ein beigefügtes Foto eine das ganze Bild ausfüllende reine Rasenfläche* mit mehreren schadhaften Stellen. Des weiteren unterstreicht der Text die „inklusiven Angebote für jede Altersgruppen. Von Spielflächen bis hin zu den verschiedensten Angeboten zum Verweilen und Erholen ist alles dabei.“ Und zwei verantwortliche Politiker werden zitiert: der „mit dem Ergebnis zufriedene“ Bezirksbaustadtrat O. Schruoffeneger (Grüne) und Stadtentwicklungssenator S. Scheel (Linkspartei), der „sich freut, dass der Olivaer Platz mit Hilfe von rund 4,8 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung umgestaltet wurde.“

Die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V. (BLN), der NABU Landesverband Berlin, die NaturFreunde Berlin und das Berliner Netzwerks für Grünzüge („Grünzüge für Berlin“) jedoch können sich – ganz im Widerspruch zu den beiden Politikern – darüber gar nicht freuen; in ihrer am 2. November veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung sagen sie:

Kein Geld mehr für die falsche Sache! Naturschutzverbände fordern Finanzierungsstopp für Infrastrukturmaßnahmen auf Kosten der Berliner Grünflächen.

Die vier Naturschutzverbände beklagen:

Überall in Berlin werden öffentliche Grünflächen, Parks seitens der Bezirke mit Einrichtungen bebaut und zersiedelt, die auch anderswo entstehen könnten: Spiel- und Sportplätze, Schulen, Kitas, Erlebniswelten, Gastronomie. Die öffentlichen Grünflächen als Naturerholungsraum, aber auch als Refugium der Artenvielfalt in unserer Stadt, werden immer weiter dezimiert.

Als besonders auffällig in dieser Beziehung sehen sie den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, der 2020 eine Kindertagesstätte in den Volkspark Jungfernheide hineinbaute sowie 2021 im Preußenpark eine provisorische Marktplattform für einen Street-Food-Markt eröffnete und darüber hinaus im nur 55.000 m² großen Park ein Multifunktionsgebäude, eine erweiterte dauerhafte Marktplattform, einen Erlebnisspielplatz und Sporteinrichtungen zu errichten plant.

Gleichzeitig werden die letzten größeren innerstädtischen unversiegelten Flächen immer weiter versiegelt, obwohl Berlins Wasserwerke die Grundwasserbildung anmahnen und die ‚Schwammstadt‘ in aller Munde ist.

Der Senatsverwaltung halten die vier Naturschutzverbände vor, diese Bezirksprojekte fast immer (mit)zufinanzieren:

Für unsere städtischen Parks stellen öffentliche Mittel paradoxerweise inzwischen die größte Gefahr dar. Ausgerechnet die existentiellen Flächen, die sich immer mehr Menschen teilen müssen, sollen nun weichen für Einrichtungen, die oft nur für Wenige oder nur für bestimmte Gruppen von Nutzen sind.

Daher fordern die vier Naturschutzverbände in ihrer Erklärung die zukünftigen Koalitionsparteien SPD, Grüne und Linkspartei auf,

dem Griff auf die Grünflächen einen Riegel vorzuschieben und zu vereinbaren, dass der Senat keine Infrastrukturprojekte in Parks und öffentlichen Grünflächen unterstützt und vor allem auch nicht länger finanziert.

_________________________________
* An dieser Stelle war vor der Umgestaltung eine vielfältige Grünanlage (siehe Abb. 2), die jedoch vom Bezirk nur unzureichend gepflegt wurde.

Preußenpark (Wikipedia Commons, Dguendel)
Abb. 2: Olivaer Platz, westliches Ende, vor der Umgestaltung, gesehen von Süden
Autor:

Michael Roeder aus Wilmersdorf

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