"Wir sind sehr enttäuscht"
Anwohner fordern Stadtplatz im Klausenerplatz-Kiez ein

Anwohner wünschen sich an der Ecke Horstweg/Wundtstraße einen Stadtplatz mit viel Aufenthaltsqualität.  | Foto: Frey
  • Anwohner wünschen sich an der Ecke Horstweg/Wundtstraße einen Stadtplatz mit viel Aufenthaltsqualität.
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Anwohner fordern seit fast zehn Jahren den Umbau der großen Kreuzung Horstweg und Wundtstraße zu einem Stadtplatz. Doch das wird auch in diesem Jahr nicht passieren. Das Bezirksamt plant lediglich eine temporäre Variante.

Wie der Leon-Jessel-Platz in Wilmersdorf soll er werden, der neue Stadtplatz im Klausenerplatz-Kiez: schön grün, mit Springbrunnen, Sitzbänken und benachbarten Cafés. Engagierte Anwohner fordern das schon lange, um den Verkehr im Kiez zu beruhigen. Denn über die große Wohnstraßenkreuzung Horstweg und Wundtstraße kommen Autofahrer zum Kaiserdamm und weiter zur Stadtautobahn. Ist die Kreuzung aber ein gesperrter Platz, bleiben auch die Autos weg.

Geld war da, nur die Unterlagen fehlten

In einem ersten Anlauf ging das Bezirksamt vor Jahren auch auf den Wunsch der Anwohner ein – mit einem Umbaukonzept, Vorplanungen und Bürgerbeteiligung. Die Senatsverwaltung als Fördermittelgeber meldete jedoch Bedenken an, weil damit einzelne Straßen „abgehängt“ worden wären. „Bei mehreren Treffen mit dem Baustadtrat haben wir Pläne und Vorschläge diskutiert, auf die er immer wieder positiv reagierte“, sagt Christian Bade, einer der Sprecher der Stadtplatz-Initiative. Das Bezirksamt sicherte den Umbau der Kreuzung zu einer "Platzfläche mit Unterbrechung des Autoverkehrs in Nord-Süd-Richtung" dann mit 500 000 Euro in seinem aktuellen Investitionsprogramm ab und zwar für die Jahre 2021 und 2022. Auch der Stadtentwicklungssenat stellte aus seinem „Plätzeprogramm“ Fördermittel in Aussicht: eine Million Euro für 2021 und 2022. Diese Mittel werden aber erst freigegeben, wenn die Bauplanungsunterlagen vorliegen und geprüft sind. „Leider hat es das Bezirksamt versäumt, die notwendigen Unterlagen erstellen zu lassen“, sagt Bade. 2019 seien lediglich neue Vorplanungen zur künftigen Verkehrsführung beauftragt worden, die ein Jahr später fertig wurden. Es folgte ein Pilotversuch, bei dem die Kreuzung im Oktober 2020 für fünf Wochen zum temporären Stadtplatz wurde.

Temporäre Maßnahme geplant

„Ohne die Ergebnisse des Pilotversuchs abzuwarten, wurde uns dann im Dezember 2020 vom Stadtrat völlig überraschend mitgeteilt, dass man nun vom Umbau zu einem Stadtplatz absehen würde“, so Christian Bade weiter. Stattdessen plant das Bezirksamt in diesem Jahr eine weitere temporäre Maßnahme. So soll die nördliche Verbindungsstraße zwischen Horstweg und Wundtstraße gesperrt werden. Das bestätigt auch die Antwort der Senatsverwaltung auf eine schriftliche Anfrage der Charlottenburger SPD-Abgeordneten Ülker Radziwill zum Thema.

Aus der Antwort geht auch hervor, dass das Bezirksamt die Umbaumaßnahme inzwischen aus seiner Investitionsplanung gestrichen hat und zwar zugunsten des Preußenparks. Der soll in den kommenden zwei Jahren aufwendig saniert werden. Drei Millionen Euro stehen dafür an Bundesmitteln bereit. Die fließen aber nur, wenn der Bezirk das Projekt kofinanziert.

Grüner Stadtrat habe offenbar kein Interesse daran, mit diesem konkreten Projekt zur Verkehrswende voranzugehen

„Wir sind als ehrenamtliche Initiative vom Bezirksamt sehr enttäuscht“, sagt Christian Bade. Trotz großer Zustimmung der Anwohner habe ein grüner Stadtrat offenbar kein Interesse daran, mit diesem konkreten Projekt zur Verkehrswende voranzugehen. Tatsächlich sind dem Senat aus den anderen Bezirksämtern keine Pläne bekannt, Kreuzungen zu Stadtplätzen umbauen zu wollen. Vom Bezirksamt erwartet die Stadtplatz-Initiative nun ein klares Bekenntnis zum Verkehrswendeprojekt „Stadtplatz Horstweg/Wundtstraße“. Außerdem schlagen die Anwohner einen konkreten Umsetzungsplan vor, der in einem ersten Schritt eine Unterbrechung der Wundtstraße und der west-östlichen Verbindungsstraße sowie Gestaltungselemente für die geplante Platzfläche vorsieht. Bis spätestens diesen Sommer sollte dieser Plan vorliegen, so die Initiative. Im zweiten Schritt sollten dann die nötigen Planungs- und Finanzierungsschritte ausgearbeitet sein, um den Umbau der Kreuzung ab 2022 einzuleiten – abgestimmt mit den Anwohnern.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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