Bezirk gibt Gloria-Palast und Tennisplätze am Ku’damm auf

Erwiesenermaßen marode: Laut 20 Gutachten ist die Fassade des Gloria-Palastes von 1953 irreparabel beschädigt. | Foto: Thomas Schubert
2Bilder
  • Erwiesenermaßen marode: Laut 20 Gutachten ist die Fassade des Gloria-Palastes von 1953 irreparabel beschädigt.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Kurswechsel in Sachen Denkmalschutz: Das Bezirksamt wollte den Gloria-Palast erst unbedingt schützen – aber wird nun einem Abriss zustimmen. Und die sicher geglaubten Tennisplätze im Woga-Komplex haben als Freifläche wohl ausgedient.

Wer ein Denkmal renovieren will, muss gemeinhin beachten, welche Farbe zulässig ist und welche Veränderung tabu. Wer ein Denkmal abreißen oder überbauen möchte, muss ebenfalls mit Einschreiten der Behörden rechnen. Aber in zwei Fällen macht sich die Beharrlichkeit der Eigentümer, den Schutz zu umgehen, nun bezahlt. Der Gloria-Palast, eine Ikone der Kinogeschichte am Kurfürstendamm 12, steht vor dem Abriss. Und der Woga-Komplex in der Cicerostraße, eine Wohnanlage der Neuen Sachlichkeit mit Tennisplätzen im Innenhof, wird seinen Identitätskern wohl doch verlieren – obwohl das Bauprojekt des Investors Shore Capital im historischen Hof bereits als abgelehnt galt. Zwei politische Kehrtwenden in kurzer Zeit.

Nicht um jeden Preis sichern

Hinter der Substanz des Ex-Kinos in Besitz der Centrum Holding und der Firma RFR stand zwar seit Langem schon ein Fragezeichen. Aber hieß es hier im vergangenen Jahr noch unter dem damaligen Baustadtrat Marc Schulte (SPD), der Bezirk wolle das Kultgebäude von 1953 „um jeden Preis“ sichern, rückt man davon nach 20 Gutachten ab. So die Befunde, die laut Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) zum Schluss führen, „dass diese denkmalgeschützte Fassade so nicht mehr zu retten ist“. Jedenfalls scheint sie zu labil für die Eingliederung in eine Shoppingpassage, die künftig den gesamten ersten Block des Ku’damms vom Upper West bis zur Joachimsthaler Straße umfassen soll.

Baurecht sticht Denkmalschutz

Auch im Fall des Woga-Komplexes in Halensee spielen Gutachten bei der Kehrtwende des Bezirks eine Rolle. Sollte man den Bauantrag von Shore Capital für ein Appartementhaus auf dem Boden der Tennisplätze verweigern, stünden horrende Schadenersatzforderungen ins Haus, heißt es. Baurecht sticht Denkmalschutz. Und als einzige Alternative zu luxuriösen Wohnungen im Hof gilt die Planung einer Kita an dieser Stelle. Ob die Weichenstellung dafür gelingt, zeigt sich in der nächsten Bezirksverordnetenversammlung am 18. Mai. tsc

Erwiesenermaßen marode: Laut 20 Gutachten ist die Fassade des Gloria-Palastes von 1953 irreparabel beschädigt. | Foto: Thomas Schubert
Baugrund oder denkmalwürdige Freifläche? Die brachliegenden Tennisplätze am Kurfürstendamm im Hof des Woga-Komplexes sind in ihrer historischen Form nicht zu halten. | Foto: Thomas Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 919× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.