Waschbär im Müll, Fuchs in der Kita: Wildtiere erobern Berlin

Furcht vor Fiffis: Überall, wo ihm keine freilaufende Hunde in die Quere kommen, fühlt sich der Fuchs pudelwohl. | Foto: Schubert
  • Furcht vor Fiffis: Überall, wo ihm keine freilaufende Hunde in die Quere kommen, fühlt sich der Fuchs pudelwohl.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Ein Grunzen und Krächzen mischt sich in den Verkehrslärm. Und auf leisen Pfoten pirschen ganze Fuchsfamilien bis ins Berliner Zentrum. Beim Umweltforum der Seniorenvertretung drehte sich alles um die Fragen: Was machen Wildtiere in der Stadt? Und wie geht man mit ihnen um?

Menschen, die reden, schießen nicht. Wenn Wildschweine so etwas wie Allgemeinwissen haben, dann steht dieser Fakt ganz oben. Was also ist zu tun, wenn uns ein Keiler oder eine Bache über den Weg läuft? "Sprechen Sie sie ruhig an", empfiehlt Derk Ehlert. Denn harmlos drauflos plaudernd, sagt der Fachmann der Senatsverwaltung für Umwelt, kennen uns Wildtiere die meiste Zeit. "Nur eins sollten Sie als Mensch nicht machen", warnt Ehlert: "Sich leise vorbei schleichen versuchen. Das könnte Ärger geben."

Schon wieder überraschtes Schweigen im Saal. Verblüffen und Erheiterung gibt es beim Umweltforum der Seniorenvertretung im steten Wechsel. Was Experten des Senats und des Freilandlabors Britz auf Einladung des Vorsitzenden Jens Friedrich hier vortragen, hören die meisten Besucher in dieser Form zum ersten Mal. Über Wildtiere in Berlin wird ja viel geschrieben - aber meistens Boulevard-Geschichten. Wenn der Eber den Mops beißt, ein Waschbär auf dem Fußabtreter schnarcht oder sich ein Wolf am Ku’damm als Husky entpuppt.

Aber was treibt die Tiere ausgerechnet ins Berliner Zentrum? Klar, die Futtersuche. Aber ob das schon alles ist? Ehlert serviert den nächsten Knaller: "Wildtiere mögen Orte, an denen es keine Hunde gibt." Keine Hunde im Stadtzentrum? Ja, sagt Ehlert. Der Grunewald ist voll von freilaufenden Bellos. Aber in der Stadt, da gibt es sie, die schnüffelfreien oder leinenpflichtigen Orte. Die Kitas, Grundschulen, Krankenhäuser, Altersheime und Botschaftsgelände. Überall dort ist die Wahrscheinlichkeit nicht klein, eine fidele Fuchsfamilie zu treffen. "Sie suchen sich genau solche Orte aus, um ihre Jungen zur Welt zu bringen", verrät der Experte.

Mit 20 000 Tier- und Pflanzenarten gilt Berlin als Paradies der heimischen Arten, besteht es doch zu 40 Prozent aus Wald, Wasser und Sumpf. An Menschen stören sich die wenigsten Kreaturen, weiß Ehlert. Was aber nicht bedeutet, dass man animalische Nachbarn füttern oder gar zähmen sollte: "Dadurch passieren die meisten Beißunfälle."

Dafür darf man sich beim Anblick von Waschbären, die das Charlottenburger Schloss hochklettern oder am Rathaus im Baum hocken, ruhig erfreuen, ohne die Feuerwehr zu rufen. "Sie kommen da selbst runter, auch wenn es Stadtmenschen wie Sie nicht glauben." Höchstens bei Waschbären, die sich tagelang in Mülltonnen satt gefressen haben, wäre eine humane Steighilfe angeraten.

Unliebsame Kontakte von Mensch und Tier in Charlottenburg-Wilmersdorf ereignen sich übrigens am häufigsten im Bereich des Friedhofs Heerstraße. Der dortige Sausuhlensee trägt seinen Namen nicht von ungefähr - denn es handelt sich um einen uralten Wildschweinpfad. Hier pendelten Keiler schon zwischen den Forsten, bevor es Westend überhaupt gab. Dass hier inzwischen Autos fahren, hat sich unter Wildschweinen noch nicht rumgesprochen.

Thomas Schubert / tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 235× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.