Übrig blieb ein "hohler Zahn"
Gedächtniskirche feiert 125. Jubiläum

Einst ragte die Turmspitze 113 Meter in den Himmel. Heute steht neben dem "hohlen Zahn" ein Kirchenneubau.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Einst ragte die Turmspitze 113 Meter in den Himmel. Heute steht neben dem "hohlen Zahn" ein Kirchenneubau.
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Das wohl bekannteste Wahrzeichen der City West feiert Jubiläum. Vor 125 Jahren weihte Kaiser Wilhelm II. am 1. September 1895 nach vier Jahren Bauzeit die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein. Die Evangelische Kirche feiert den Geburtstag mit einer Festwoche vom 30. August bis 6. September.

Am Tag der Grundsteinlegung der Gedächtniskirche am 22. März 1891 waren die Straßen der damals noch eigenständigen Stadt Charlottenburg bunt geschmückt. Die Berliner standen rund um den Platz und warteten auf den Kaiser. Punkt 15 Uhr ertönte dann ein lautes „Hurra“. Seine Hohheit rollte in einer Kutsche an, begleitet von seiner Gattin Auguste Viktoria. Eine Militärkapelle stimmte den Choral „Lobe den Herrn“ an, und Charlottenburgs Oberpfarrer Müller begann seine Festrede. Anschließend unterzeichnete das Kaiserpaar die Stiftungsurkunde, dann noch drei Hammerschläge und der Grundstein war gelegt. Vier Jahre später war das Bauwerk bereits fertig, und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche wurde am 1. September 1895 eingeweiht. 6,8 Millionen Goldmark soll der neoromantische Kirchenbau auf dem damaligen Auguste-Viktoria-Platz – dem heutigen Breitscheidplatz – verschlungen haben. Der Hauptturm ragte damals 113 Meter über den neuen Westen in den Himmel.

Bürger protestierten gegen den Abriss

In der Nacht zum 23. November 1943 erlebte das Viertel zwischen Kurfürstendamm und Tauentzien dann einen der schwersten Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs. Die Kirche fing Feuer, der Dachstuhl brach ein, die Spitze des Turms knickte ab und fiel auf das Kirchenschiff. Wiederaufbaupläne gab es, doch 1957 beschloss man den Abriss und einen Neubau nach Plänen des Architekten Egon Eiermann. Bürgerproteste führten jedoch zu einem Kompromiss: Die Ruine sollte als Mahnmal erhalten bleiben. Die neue Kirche, 1961 eingeweiht, baute man einfach daneben. Heute misst die Ruine des Hauptturms noch 71 Meter. Die Berliner nennen ihn scherzhaft „hohler Zahn“ oder zusammen mit dem Kircheneubau „Lippenstift und Puderdose“.

Festprogramm und Magazin

Mit seinem leuchtend blauem Glas von Gabriel Loire aus Chartres gilt der Neubau heute als Architekturikone der Nachkriegsmoderne. All das und noch viel mehr will die Kirchengemeinde in ihrem Festprogramm berücksichtigen. Dafür sind von Ende August bis zum 6. September vielfältige Veranstaltungen geplant. Am 30. August wird um 12 Uhr beispielsweise zu einer Führung geladen. Am 1. September hält Pfarrer Martin Germer um 19 Uhr einen Festvortrag, und am 6. September gibt es um 10 Uhr einen Festgottesdienst. Dazwischen finden Orgelkonzerte, Kirchen- und Turmführungen und Gespräche statt. Außerdem hat die Kirchengemeinde zum Jubiläum ein 48-seitiges Magazin herausgegeben, in dem die Geschichte und das Werden der Gedächtniskirche gewürdigt werden. Neben interessanten Artikeln finden sich im Magazin auch bisher unveröffentlichte Fotos.

Alle Veranstaltungen in der Festwoche stehen hier: www.gedaechtniskirche-berlin.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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