Tage der Erinnerung: Friedrichshain-Kreuzberg: Gedenken rund um den 9. November

Barrikadenkämpfe während der Novemberrevolution von 1918/19. Hier ein Bild aus der Lange Straße. | Foto: Friedrichshain-Kreuzberg Museum
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  • Barrikadenkämpfe während der Novemberrevolution von 1918/19. Hier ein Bild aus der Lange Straße.
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Der 9. November ist das Schicksalsdatum der deutschen Geschichte. Er ist verbunden mit tragischen und freudigen Ereignissen. Zwei jähren sich 2018 zum 80. beziehungsweise 100. Mal.

9. November 1918: Sturz der Monarchie, Ausrufen der Republik, Beginn der Novemberrevolution; zwei Tage später endet der Erste Weltkrieg:

An die Ereignisse vor 100 Jahren erinnert eine Sonderausstellung im Friedrichshain-Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 95a, die am 8. November um 19 Uhr eröffnet wird. Der heutige Bezirk war damals einer der zentralen Schauplätze der Ereignisse. Der erste Arbeiterrat bildete sich im Werk der Knorr-Bremse an der Neuen Bahnhofstraße. Im Januar 1919 kam es zu Kämpfen um das besetzte Gebäude der SPD-Parteizeitung "Vorwärts" an der Lindenstraße.

Mit ihrem eigenen Smartphone oder Tablets, die ausgeliehen werden können, haben die Besucher die Möglichkeit, virtuell durch Friedrichshain-Kreuzberg zu wandern. Sie erfahren an markierten Orten, was sich dort 1918/19 ereignet hat. Außerdem gibt es einen Aktionsraum, wo die Novemberrevolution mit aktuellen und vielleicht künftigen Umbrüchen verglichen wird. Die Ausstellung läuft bis 31. März 2019. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 12 bis 18, Sonnabend und Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

November 1918: Wahlrecht für Frauen.

Eine der ersten und wichtigsten Errungenschaften der später Weimarer Republik genannten ersten wirklichen deutschen Demokratie war das bis dahin nicht gewährte Frauenwahlrecht. Auch daran wird in Friedrichshain-Kreuzberg mit einer Veranstaltungsreihe zwischen 12. und 16. November erinnert.

Der Kampf um das Frauenwahlrecht ist Thema eines Vortrags mit Inszenierung von Claudia von Gélieu am 12. November ab 18 Uhr im Friedrichshain-Kreuzberg Museum. Im Mittelpunkt steht dabei die Frauenrechtlerin und spätere kommunistische Abgeordnete Clara Zetkin. Deren zeitweiliges Wohnhaus in Birkenwerder ist am 13. November Ziel einer Exkursion. Zwei Podiumsdiskussionen beschäftigen sich am 14. und 15. November mit heutigen Bevölkerungsgruppen ohne Wahlrecht. Zum einen geht es um Migrantinnen und Migranten aus Nicht-EU-Ländern ohne deutschen Pass, beim zweiten Termin um Behinderte. Beide Veranstaltungen finden ebenfalls im Museum an der Adalbertstraße statt. Beginn ist um 18 beziehungsweise 16 Uhr.

Der Film "Suffragette – Taten statt Worte" über die britische Frauenbewegung wird am 16. November um 18 Uhr im Moviemento-Kino, Kottbusser Damm 22, gezeigt. Der Besuch ist, wie alle Angebote, kostenlos. Dafür wird, ebenso wie bei der Clara-Zetkin-Tour nach Birkenwerder, um eine vorherige Anmeldung beim Frauen- und Gleichstellungsbüro gebeten, ¿902 98 41 09, E-Mail: Brigitte.Westphal@ba-fk.berlin.de.

9. November 1938: Reichspogromnacht:

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Nazideutschland die Synagogen, wurden jüdische Geschäfte geplündert, Menschen in Konzentrationslager verschleppt oder ermordet. Zu den Toten gehörte auch Elias Feuerstein, Betreiber einer Wein- und Likörhandlung in der Strausberger Straße 25. Er wurde am 10. November vor seinem Geschäft erschlagen. Als Anlass für das Pogrom diente den NS-Machthabern der Mordanschlag auf einen deutschen Diplomaten in Paris durch einen jüdischen Emigranten zwei Tage zuvor. Mit den Ereignissen vor 80 Jahren war der Weg in den Holocaust vorgezeichnet.

Lange wurden das Pogrom verniedlichend als "Reichskristallnacht" bezeichnet. Eine Ausstellung in der Topographie des Terrors, Niederkirchner Straße 8, benutzt diesen Begriff bewusst, um ihm das Ausmaß des antijüdischen Terrros entgegen zu stellen und auf die wechselvolle Erinnerung hinzuweisen. Gezeigt werden bisher kaum bekannte Fotoserien der Gewaltorgien. Sie machen auch deutlich, wie sehr diese vor aller Augen stattfanden. Die Ausstellung ist vom 7. November bis 3. März 2019 zu sehen. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ein Gedenken zur Pogromnacht gibt es am 9. November in der Luisenstadt. Es beginnt um 16 Uhr mit einer ökumenischen Andacht in der St. Jacobi-Kirche, Oranienstraße 133. Nach ihrem Ende wird gegen 17 Uhr die Oranienstraße überquert, und vor der gegenüberliegenden ehemaligen Bonna-Peiser-Bibliothek, Oranienstraßen 72, werden die Namen von Jüdinnen und Juden aus der Luisenstadt verlesen, die deportiert oder zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Daran anschließend beginnt ab etwa 18 Uhr eine Gesprächsrunde. Aktiv teilnehmen werden die Mitglieder des Kreuzberger Pfadfinderstamms Fredy Hirsch. Ihr Namensgeber ist ein jüdischer Pfadfinder, der in Auschwitz ermordet wurde.

Bezirksamt und BVV Friedrichshain-Kreuzberg erinnern an diesem Tag zunächst um 12 Uhr mit einem stillen Gedenken an der Synagoge am Fraenkelufer 10-14. Ab 18 Uhr gibt es eine Gedenkveranstaltung im Friedrichshain-Kreuzberg Museum.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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