Grünes Potenzial optimal nutzen
Studie listet Ideen für neue und umgebaute Freiflächen auf
Friedrichshain-Kreuzberg ist der kleinste und am dichtesten besiedelte Bezirk Berlins. Eine Folge davon ist ein Defizit an Grünanlagen, die gleichzeitig vor allem in den Sommermonaten völlig übernutzt sind.
An dieser Ausgangsposition lässt sich erst einmal wenig ändern. Aber die vorhandenen Potenziale könnten besser genutzt, auch neue Freiflächen hinzugewonnen werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Aus Grau mach Grün". Sie wurde vom Bezirksamt in Auftrag gegeben und von der bgmr Landschaftsarchitekten GmbH und yellow z urbanism erarbeitet. Aufgelistet sind dabei sowohl Vorhaben, die kurzfristig umgesetzt werden können, als auch langfristige Ideen. Einiges davon wird bereits jetzt versucht, ist aber nicht immer unumstritten.
Bäume statt Beton: Mehr grüne Oasen auf öffentlichem Straßenland, Baumscheiben, Sitzgelegenheiten anstelle von Parkplätzen, Autoverkehr reduzieren – so lauten einige Vorschläge. Straßen sollen zugunsten von Stadtplätzen mit hoher Aufenthaltsqualität zurückgebaut werden, auch um bereits bestehender Anlagen wie den Rudolfplatz oder den Boxhagener Platz zuerweitern. Außerdem wird ein Rückbau des Halleschen Ufers vorgeschlagen. Motorisierten Verkehr soll es nur noch auf der Südseite des Landwehrkanals geben. Auf der Nordseite könnte eine grüne Promenade entstehen – was auch einen besseren Zugang zum Kanalufer ermöglichen würde.
Jedes Gebäude wichtig: Ob öffentlich oder privat – nahezu jedes Haus könnte einen Beitrag für mehr Natur und damit auch besseren Klimaschutz leisten. Etwa durch grüne Dächer oder Fassaden. Bei Bauplänen wäre es sinnvoll, entsprechende Standards festzusetzen, empfiehlt die Studie. Bei privaten Bauvorhaben sollten bestimmte Mindestanforderungen als Teil des Bauantrags abverlangt werden.
Verweis auf Vorbilder: In München müsste bei Wohnungsneubau auch eine vorgegebene Fläche an wohnungsnahem Grün nachgewiesen werden. Wien sei eine Art Vorreiter bei klimaangepassten Straßen. Barcelona verbanne den Durchgangsverkehr aus den Kiezen. Das sind einige Beispiele, die in der Untersuchung erwähnt werden. Sie sollen auch unterstreichen: Die Ideen kommen nicht aus dem luftleeren Raum.
Theorie und Praxis: Vorhaben wie die Veränderungen am Halleschen Ufer dürften eher Langzeitprojekte sein. Auch weil sie nicht in der alleinigen Kompetenz von Friedrichshain-Kreuzberg liegen. Ähnliches gilt bei veränderten Vorgaben im Baurecht. Leichter zu bewerkstelligen wäre die Umgestaltung von Nebenstraßen und Plätze. An manchen Stellen passiert das bereits. Selbst das Projekt Begegnungszone Bergmannstraße lässt sich einigermaßen in diese Kategorie einordnen. Aber nicht nur dort findet das keine allgemeine Zustimmung. Zuletzt scheiterten die Grünen mit einem Antrag, der ein Reduzieren der Parkplätze gefordert hatte. Jede zehnte Stellfläche imBezirk sollte demnach verschwinden, stattdessen Biotope, Spiel- oder Verweilplätze entstehen. Zu vage, zu wenig durchdacht, fanden unter anderem Vertreter anderer Fraktionen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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