Für Radfahrer gab es im Bezirk bereits einen Verkehrswegeplan, der gerade aktuell durch die zunächst temporären Fahrradstreifen an vielen Stellen schneller als erwartet umgesetzt wird. Als Ergänzung dazu hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) jetzt auch ein Fußverkehrskonzept beschlossen.
Ähnlich wie den Zweiradpiloten soll auch den Passanten besonderer Vorrang und mehr Sicherheit im öffentlichen Raum eingeräumt werden. Passieren soll das unter verschiedenen Schwerpunkten. Dabei geht es nicht zuletzt um mehr Platz, etwa durch zusätzliche Fußgängerinseln, Gehwegvorstreckungen, Zebrastreifen oder Tempo-30-Zonen. Auch das Umwandeln von Parkplätzen oder gleich das Einrichten von zumindest zeitweisen autofreien Straßen gehört in diese Kategorie – auch mit Verweis auf zusätzliche Spielstraßen – über die Corona-Krise hinaus.
Die Fußwege sollen attraktiver werden, Stichwort hier auch Barrierefreiheit. Bordsteine sollen deshab abgesenkt, die Beleuchtung verbessert werden und an Bus- und Tramhaltestellen der Einstieg mit Rollstuhl oder Rallator ohne Hilfsmittel möglich sein. Beim Stichwort größere Verkehrssicherheit spielen darüber hinaus unter anderem fußgängerfreundliche Ampelschaltungen sowie bessere Sichtbeziehungen an Kreuzungen eine Rolle. Ordnungswidrigkeiten von Autofahrern, etwa Parken auf dem Gehweg, müssten konsequent geahndet werden.
Das Konzept listet insgesamt 94 Stellen auf, 54 in Kreuzberg, 40 in Friedrichshain, an denen in unterschiedlicher Priorität Verbesserungsbedarf für Fußgänger festgestellt wurde. Bei 14 davon wird er als hoch eingeschätzt. Zum Beispiel am Kottbusser Tor. Auch die Konfliktsituation zwischen Radfahrern und Passanten am U-Bahnhof Samariterstraße taucht als dringend zu lösendes Problem auf. Durch das Einrichten eines zunächst temporären Radstreifens an der Nordseite am 27. Mai ist das zumindest teilweise passiert.
Anderes wird wahrscheinlich länger dauern. Aber es liege jetzt eine Grundlage für den Ausbau und die Stärkung des Fußverkehrs vor, freute sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Annika Gerold. Ihre Fraktion hatte den Antrag zum Fußverkehrskonzept eingebracht. Nach Beratungen in mehreren Ausschüssen und zuletzt einigen Änderungen, stimmten auch Linke und SPD zu.
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