Klimaschutz fängt im Kleinen an
Projekt „Transition Kiez“ der Kungerkiez-Initiative endet im August, aber es gibt schon neue Pläne

José von Keyserling und Katrin Wegner von der Kungerkiez-Initiative verantworten das Projekt "Transition Kiez", das am 31. August endet. Sie beweisen, dass jeder Einzelne einen Teil zum Klimaschutz beitragen kann. | Foto: Philipp Hartmann
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  • José von Keyserling und Katrin Wegner von der Kungerkiez-Initiative verantworten das Projekt "Transition Kiez", das am 31. August endet. Sie beweisen, dass jeder Einzelne einen Teil zum Klimaschutz beitragen kann.
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Klimaschutz ist ohne Zweifel ein globales Thema, doch jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Die Kungerkiez-Initiative beweist das seit Jahren. „In Familie und Haushalten, in Nachbarschaften und Stadtteilen lassen sich aktiv und effektiv Maßnahmen zum Schutz unseres Klimas entwickeln und umsetzen“, schreibt sie auf ihrer Internetseite.

Dafür gibt es „Transition Kiez: Der Kungerkiez in Berlin wird zum essbaren, müllfreien, solidarischen und lernenden Kiez“. Das vom Bundesumweltministerium geförderte NKI-Projekt (Nationale Klimaschutzinitiative) soll dazu beitragen, Menschen in ihrer Wohnumgebung zum Handeln zu motivieren. Es benötige zunächst jemanden, der das moderiert, doch irgendwann entstehe eine Eigendynamik. Nachbarn würden sich von selbst verabreden und aufeinander achten, berichten Katrin Wegner (47) und José von Keyserling (50), die für das Projekt verantwortlich sind.

Wegner ist Sozialpädagogin, war lange in der Kinder- und Jugendarbeit tätig und stammt aus Rostock. Von Keyserling hat Agrarwissenschaft studiert, eine Forstwirt-Ausbildung gemacht, außerdem zehn Jahre in einer sozialen Einrichtung gearbeitet. Beide leben seit vielen Jahren im Kungerkiez an der Grenze von Alt-Treptow zu Neukölln und Kreuzberg. Sie fühlen sich dort pudelwohl. „Es hat so eine Insellage. Dieser dörfliche Charakter macht es ganz charmant“, sagt von Keyserling. „Wir machen immer den Scherz: Wenn wir aus dem Kungerkiez rauswollen, brauchen wir ein Visum. Hier findet eigentlich alles statt“, meint Wegner.

Den Kiezgarten in einem Innenhof neben dem Zirkus Cabuwazi in der Bouchéstraße gibt es seit 2017. | Foto: Philipp Hartmann
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Mit ihrer Arbeit haben die beiden schon viele Menschen für den Klimaschutz im Kleinen mobilisiert. Seit 2017 gibt es den Kiezgarten in einem Innenhof neben dem Zirkus Cabuwazi in der Bouchéstraße. Dort können Anwohner Hochbeete mieten und bepflanzen. Das Urban-Gardening-Projekt zog viele Interessierte an. Unter anderem gab es Anfragen von Studenten der Beuth-Hochschule und der TU Berlin. Die Kungerkiez-Initiative verleiht außerdem Lastenräder, kooperiert mit dem Park Center Treptow, wo ebenfalls Hochbeete bepflanzt werden, und Gewerbetreibenden.

Der Bauwagen auf dem Edeka-Parkplatz in der Heidelberger Straße 90 dient als Werkstatt. Anwohner können dort ihre Fahrräder und Elektrogeräte reparieren. | Foto: Philipp Hartmann
  • Der Bauwagen auf dem Edeka-Parkplatz in der Heidelberger Straße 90 dient als Werkstatt. Anwohner können dort ihre Fahrräder und Elektrogeräte reparieren.
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Mit „Transition Kiez“ konnten Angebote ausgebaut und neue eingerichtet werden. Das am 1. September 2019 gestartete Projekt läuft noch bis zum 31. August. Dann endet nach genau zwei Jahren der Förderzeitraum. 200 000 Euro gab es dafür vom Umweltministerium. Als Erfolg bezeichnen Wegner und von Keyserling beispielsweise den Bauwagen, den sie auf dem Edeka-Parkplatz in der Heidelberger Straße 90 aufstellen durften. Darin gibt es eine Werkbank und Werkzeug, das beim Repair-Café zum Einsatz kommt. Dort können Nachbarn zusammenkommen, um ihre Fahrräder und Elektrogeräte zu reparieren oder reparieren zu lassen.

José von Keyserling steht an der Werkbank im Bauwagen. | Foto: Philipp Hartmann
  • José von Keyserling steht an der Werkbank im Bauwagen.
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Ein anderes Beispiel ist die Unverpackt-Theke im Edeka-Markt von Sandra Lawrenz. Das Angebot kam durch den Austausch mit der Kungerkiez-Initiative zustande. Im April verlieh sie dem Markt für seine Verpackungsreduzierung ein Nachhaltigkeitszertifikat. Wer Behälter mitbringt, kann aus einem größeren Sortiment unverpackter Produkte wählen. Auch der Kaffee wird in den eigenen Becher abgefüllt. Schon seit längerer Zeit werden umweltfreundliche Papiertüten bereitgestellt. Nach dem Ende der Pandemiebeschränkungen sollen wieder Mehrweggefäße zum Verleih angeboten werden. Zahlreiche weitere Maßnahmen wie Fahrgemeinschaften, Aufkleber zur richtigen Müllentsorgung am Straßenrand, Boxen zum Tausch von Gegenständen des täglichen Lebens, Kiezputzaktionen und Upcycling-Workshops sind Teil von „Transition Kiez“.

Im Edeka-Markt Lawrenz in der Heidelberger Straße 90 gibt es seit ein paar Monaten einen Unverpackt-Bereich. | Foto: Philipp Hartmann
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Katrin Wegner und José von Keyserling werden die Arbeit fortsetzen. Pläne haben sie genug, weswegen sie beim Bundesumweltministerium schon das nächste zweijährige Projekt angemeldet haben. In Zukunft wollen sie sich neben den Themen nachhaltiges Leben, nachhaltige Veranstaltungen und Mehrweg vor allem auf die Mobilität konzentrieren. Dazu zählen Optionen wie Kiezblocks und Spielstraßen zur Verkehrsberuhigung im Kungerkiez.

Mehr Infos über das laufende Projekt gibt es auf transition.kungerkiez.de.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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