"Es ist nicht nur ein Parkhaus"
Verkehrshub am Gleisdreieck eröffnet

Investieren in die Zukunft: Malte Kendel, Marc. F. Kimmich, Jakob M. Heider, Tino Schopf und Gernot Lobenberg (eMO, v.l.) | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Investieren in die Zukunft: Malte Kendel, Marc. F. Kimmich, Jakob M. Heider, Tino Schopf und Gernot Lobenberg (eMO, v.l.)
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Am Gleisdreieck ist ein „Parkhaus der Zukunft“ in Betrieb gegangen. Bis 2035 soll es 800 Stellplätze für Elektroautos bieten. Der Verkehrshub mit Jelbi-Station will Blaupause für moderne Mobilitätslösungen sein. Für die Projektentwickler aber ist es vor allem eins: ein langer Prozess.

Verkehrsberuhigte Zonen, Car-Sharing statt Privat-Pkw: In Berlin sollen künftig weniger Autos rollen. Darauf müssen sich auch die Parkhäuser einstellen. Wohin der Trend geht, zeigt das „Parkhaus der Zukunft“ am Gleisdreieck. Denn als bundesweites Referenzobjekt soll es eine Blaupause für moderne Mobilitätslösungen in Wohnquartieren von morgen sein.

Schnellladestationen

Für das Modellprojekt hat der Projektentwickler Copro zusammen mit Tesla, der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO bei Berlin Partner, dem städtischen Mobilitätsanbieter Jelbi und dem Energieunternehmen „TotalEnergies“ ein Bestandsparkhaus am U-Bahnhof Gleisdreieck revitalisiert. Neben Lademöglichkeiten für Elektroautos umfasst das Angebot laut Initiatoren lokal emissionsfreie Sharing-Optionen und digitale Vernetzung. 41 Parkplätze mit Ladesäulen gibt es bereits. Bis 2035 sollen es 800 sein, darunter auch 20 sogenannte Supercharger-Schnellladestationen von Tesla. An einem Supercharger können Fahrzeuge in 15 Minuten nachgeladen werden – für eine Reichweite von bis zu 275 Kilometern. Das Vollladen dauert etwa eine halbe Stunde. Noch in diesem Monat will „TotalEnergies“ 20 weitere Normal-Ladestationen in Betrieb nehmen. Mit ins Parkhaus ist auch eine Jelbi-Station mit E-Scootern, Elektrorollern und Fahrrädern eingezogen.

Bedeutsam für die Verkehrswende

Copro-Gründer Marc F. Kimmich hob bei der Eröffnung des neuen Verkehrshubs hervor, wie bedeutsam das Projekt für die Verkehrswende sei. „Es ist nicht nur ein Parkhaus, sondern ein Verkehrsknotenpunkt. Hier stellt man sein Auto ab und steigt auf emissionsfreie Verkehrsarten wie die Bahn oder die Jelbi-Angebote um.“ Tino Schopf, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, erklärte, das Parkhaus habe „Vorbildcharakter für Parkhäuser in ganz Deutschland“. In Berlin seien mittlerweile rund 43 000 Elektroautos zugelassen. 1925 Ladepunkte habe die Hauptstadt inzwischen, was aber nicht ausreiche. „Da liegt noch eine ordentliche Wegstrecke vor uns“, sagte Schopf. In einem Parkhaus der Zukunft konnte sich der Staatssekretär auch noch viel mehr vorstellen. Eine Packstation für Paketzulieferer zum Beispiel. Oder eine Werkstatt für Elektrofahrräder.

Jakob Michael Heider warb für die Angebote von Jelbi. „Mit Jelbi vereinen wir alle Mobilitätsangebote in nur einer App und stellen die Fahrzeuge dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden“, so der Abteilungsleiter. Mit der Jelbi-Station am U-Bahnhof Gleisdreieck und dem Jelbi-Punkt am U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park sei es gelungen, flexible Mobilitätsangebote ergänzend zu den U-Bahnlinien U1, U2, U3 anzubieten. „Das Parkhaus rundet die ganze Sache ab und bündelt zusätzlich als Hub verschiedene Logistik-, Lade- und Mobilitätsfunktionen an einem Ort.“

Langer Genehmigungsprozess

Ganz ohne Probleme lässt sich aber auch ein „Parkhaus der Zukunft“ nicht bauen. Den langen Weg dorthin beschrieb Marc F. Kimmich: „Wir haben viel gelernt, der Umbau ist aufwendig, und wir sind noch nicht am Ende.“ Viel Geld sei investiert worden, bisher „ein Drittel des Kaufpreises“. Die Gesamtsumme wollte er nicht nennen. Vor allem aber kritisierte Kimmich den „sehr, sehr langen Genehmigungsprozess“ bei der Senatsverwaltung. „Der Förderantrag lief über ein Jahr, das muss bis 2035 schneller gehen. Sonst weiß ich nicht, wie wir in Berlin zu einer flächendeckenden Lade-Infrastruktur kommen wollen.“ Zudem war das Parkhaus-Projekt zwischendurch auf Eis gelegt worden, weil „wir ein paar Zentimeter zu weit in den Gehweg gebaut haben“, so Kimmich weiter. „Das hat uns zurückgeworfen.“ Copro hatte bereits 2018 den Kaufvertrag für das halbe Parkhaus am Gleisdreieck unterschrieben und ein Jahr später mit dem Umbau begonnen. Aus der anderen Hälfte des Parkhauses hat der Eigentümer Wohnungen gemacht.

Kostspielig sind im Parkhaus vor allem die digitalen Erkennungssysteme für die Autokennzeichen. Nicht ohne war auch, „die hohe Anschlussleistung an den Ladesäulen mit Elektroanbietern zu realisieren“, wie Malte Kendel von Tesla bemerkte. Man schaue sich daher vorerst nicht nach weiteren Parkhaus-Projekten um. „Erstmal müssen wir das hier zu Ende bringen.“

Das öffentliche Parkhaus hat auch Stellplätze nur für Frauen und für mobilitätseingeschränkte Autofahrer sowie Familienparkplätze.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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