Integration an der Werkbank: Arrivo ist „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“
Kreuzberg. Großer Bahnhof in den Arrivo Übungswerkstätten in der Köpenicker Straße 148. Am 1. August wurde dieses Projekt des JugendKunst- und Kulturhauses „Schlesische27“ mit dem Preis „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016 bedacht.
Das Projekt ist ein Beispiel dafür, dass Integration nur über eine solide Ausbildung funktioniert. „Im Projekt wurden seit Anfang 2015 rund 200 junge Menschen aus verschiedenen Ländern ausgebildet“, erklärte Projektleiterin Franziska Hartmann. „Davon haben 100 Jugendliche bereits eine Berufsausbildung oder einen festen Arbeitsplatz bekommen.“ Ein Beispiel ist Sumana Kerta. Der 23-Jährige kam vor 18 Monaten aus Mali nach Berlin. „Ich habe hier den Deutschkurs besucht und verschiedene handwerkliche Tätigkeiten ausprobiert.“ Der junge Mann hat sich entschieden, er möchte gern Tischler erlernen.
Betriebe suchen Azubis
Das ist auch Ziel des Projektes: junge Menschen an handwerkliche Berufe heranzuführen. Deshalb arbeitet das Projekt mit der Berliner Handwerkskammer und mehr als 200 Berliner Unternehmen zusammen.
Die Geschäftsführerin rechnet damit, dass zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres im September noch mehr ihrer Schützlinge eine Berufsausbildung beginnen. „Alle Flüchtlinge, die im Projekt arbeiten, werden von Sozialarbeitern betreut, die ihnen mit Rat und Tat bei der Berufswahl und bei Bewerbungen zur Seite stehen“, sagte Franziska Hartmann
Bei der Veranstaltung lobte Philipp Klotz von „Deutschland – Land der Ideen“: „Geflüchteten Menschen wird hier die Integration in den Arbeitsmarkt ermöglicht.“ Dieses Projekt sei einzigartig, weil es auch Kontakte zum Berliner Arbeitsmarkt schafft.
Das Projekt war im Herbst 2014 gemeinsam mit Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) ins Leben gerufen worden. „Diese Auszeichnung passt zu Berlin“, sagte Kolat bei der Veranstaltung in den Werkstätten. „Es ist eine große Chance für Menschen, die hierher kommen.“ Vor allem die Handwerksbetriebe brauchen Nachwuchs. Es gibt in allen Bereichen noch offene Lehrstellen. Die Senatorin möchte so schnell wie möglich „aus den Flüchtlingen Steuerzahler machen“. Das Modell von Arrivo habe sich in der Praxis bereits bewährt, und so möchte die Senatorin die Erfahrungen auch an andere Projekte und Betriebe weitergeben.
„Das Projekt ist ein Glücksfall für das Berliner Handwerk“, betonte der Hauptgeschäftsführer der Berliner Handwerkskammer, Jürgen Wittke. „Kleine und mittlere Betriebe benötigen dringend Nachwuchs und möchten Geflüchtete ausbilden und beschäftigen.“
Die Deutsche Bank unterstützt die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. So erklärte Dr. Christoph Westerburg von der Deutschen Bank, „das Land lebt davon, dass sich Menschen engagieren, Ideen haben und sie auch umsetzen.“ Es müssen viele Menschen mitwirken, um die Gesellschaft lebenswert zu machen. „In diesem Projekt werden Sprachkurse gleich verbunden mit der ersten beruflichen Ausbildung“, betonte Westerburg. Das sei eine tolle Idee, denn „die Sprache ist die Voraussetzung für eine berufliche Perspektive“. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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