Kevin Hönicke will der Bundestagskandidat der SPD im Bezirk werden
Lichtenberg. Gerade noch versucht Kevin Hönicke in seiner Rolle als SPD-Fraktionschef in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) anzukommen, da will er schon weiterziehen: Im März könnte er zum SPD-Bundestagskandidaten gewählt werden.
"Manchmal muss ich provozieren", sagt Hönicke. Wer die Debatten in der BVV verfolgt, weiß: Kaum ein Bezirksverordneter ging in den vergangenen Jahren so gern und gleichzeitig so gutgelaunt ins Wortgefecht, wie der Physik- und Mathelehrer. Auf diese Weise hat es der 33-Jährige von der hinteren in die vorderste Reihe seiner Fraktion gebracht. Seit Oktober ist er nun deren Vorsitzender. Am 24. März wird die SPD-Lichtenberg aber noch über ihren Kandidaten für die Bundestagswahl 2017 befinden. Kevin Hönicke ist neben Andreas Köhler und Alexander Woskanjan einer der Anwärter für diese Kandidatur.
Politik nicht nur ernst, sondern auch unterhaltsam machen – für Hönicke ist das kein Widerspruch. "Politik macht Spaß", sagt er. Dass seine Art des Wortgefechts selbst manchem Sozialdemokraten aufstößt, stört ihn nicht. Das "Tacheles-Reden", das hat er in seiner Lehre zum Kfz-Mechaniker gelernt. Er wollte schnell eigenes Geld verdienen – sein Vater verstarb früh, die Mutter zog die drei Söhne alleine groß. Schon in der Lehre bemerkte Hönicke, dass er mehr vom Leben will: "Letztlich ackert man und verdient nicht viel." Nachdem er die Lehre erfolgreich abgeschlossen hatte, machte er sich daran, das Abitur nachzuholen. "Ohne BaföG wäre das nicht gegangen", sagt er heute. Auch wegen dieser Chance begann er sich politisch zu engagieren – und trat 2008 den Sozialdemokraten bei. Da war er gerade in den Weitlingkiez gezogen. "Hier fand ich es schön. So gar nicht voll mit Nazis, wie es immer hieß", sagt er und lächelt. Hönicke engagiert sich gegen Rechts im Bündnis für Demokratie und Toleranz.
"Es war nicht Willy Brandt, der mein politisches Engagement geweckt hat, sondern die Situation vor der Haustür. Auch in der Lokalpolitik kann ich gestalten. Da geht es nicht nur um die Straßenlampe, sondern auch um Integration, Jugend. Und klar, man verändert die Welt als Lokalpolitiker nicht im Großen." Aber man stehe den Menschen bei, etwa, wenn sie sich gegen Modernisierungsmaßnahmen wehren, sagt Hönicke.
Er war gerade in die BVV gewählt, da wehrten sich Bürger gegen die horrenden Mieterhöhungen durch die GSW Immobilien AG rund um die Irenenstraße. Auch Hönicke versuchte, die Anwohner zu unterstützen – und stieß als Lokalpolitiker auf Grenzen seines Wirkens.
Dass sein politisches Engagement für ihn auch persönliche Konsequenzen haben kann, das erfuhr er 2012 nach einem Wortgefecht in der BVV mit einer NPD-Verordneten. Sie zog ihn wegen Beleidigung vor Gericht. Das sprach Hönicke zwar frei. Trotzdem war die Anzeige erst einmal ein "Schock". "Ich war gerade dabei, als Lehrer ins Referendariat zu gehen." Lange hat er mit seiner Partnerin diskutiert, wo die Grenzen seines politischen Engagements seien. Die Erkenntnis: "Das kann man nicht trennen." Er will sich weiter engagieren, die SPD dort hinbringen, "wo sie herkommt". "Die SPD hat viele Fehler gemacht", sagt er. Die Agenda 2010 sei nicht in allen Teilen gut gewesen. "Sie hat viele Menschen auch in eine beschissene Situation gebracht." Hönicke wünscht sich eine sozial orientierte Partei. Das bedeutet, das Feedback der Menschen anzunehmen. "Auch die Wut. Das schult und macht Politik ehrlicher." KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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