Mythos Rennsteig: Auf dem berühmtesten Wanderweg Deutschlands
Der Ursprung des Wortes ist wahrscheinlich "Rain", was soviel wie Grenze bedeutet. Und Grenzen gab es auf dem rund 170 Kilometer langen berühmtesten Wanderweg Deutschlands zur Genüge. Zwischen seinem Start in Hörschel bei Eisenach und dem Endpunkt Blankenstein an der Saale kreuzte der ehemalige Kurierpfad, zum größten Teil als Kammweg auf 800 bis 900 Meter, einst diverse Kleinstaaten. Das bezeugen heute noch fast 1300 Grenzsteine am Wegesrand. Nebenbei durchquert der Wanderer, immer dem längst zum Markenzeichen gewordenen großen weißen R folgend, drei Mittelgebirge - den Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge und den Frankenwald. Doch mehr als die Natur ist es wohl seine Geschichte, die den Rennsteig zum nationalen Mythos hat werden lassen. Denn sie steht auch für die deutsche Geschichte von Teilung und Wiedervereinigung: Von 1945 bis zum Frühjahr 1990 war eine komplette Erwanderung unmöglich, denn zwischen der Kalten Küche bei Kilometer 129,5 und dem Dreiwappenstein bei Kilometer 143,7 lag ein 14 Kilometer langes Teilstück auf westdeutschem Gebiet. So wurde der Rennsteig zum Sehnsuchtsziel und erfuhr nach dem Mauerfall einen ungeahnten Zulauf. Heute zieht es jährlich über 100 000 Besucher auf den legendären Höhenweg. Nicht nur Wanderer, auch Läufer, Radfahrer und im Winter Skilangläufer geben sich hier ein Stelldichein. Die Etappeneinstiege sind zwar variabel, doch für den echten Wanderfreund ist die Richtung klar: Laut einer Sage nehme man einen Stein aus der Werra, trage ihn bis zum Ende und werfe ihn an der Saale wieder ins Wasser.
Viele Wege führen zum Rennsteig. Mit der Bahn erreicht man zum Beispiel Hörschel an der Werra, das Tor zum Rennsteig, ab Berlin Hauptbahnhof mit Umstieg in Leipzig und Eisenach in rund 3,5 Stunden. Mit dem Auto geht es über die A 9 und A 4 bis zur Ausfahrt Eisenach-West, dort über die B 7 und L 1017 nach Hörschel.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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