„Ich kann für meine Kinder wieder da sein“
Housing First ebnet Frauen den Weg aus der Wohnungslosigkeit in ein normales Leben

Erfolgsgeschichten, wie die von Monikas Rückkehr in die eigenen vier Wände, sind für die Teamleiterin Christin Weyershausen von Housing First der größte Lohn für ihre Arbeit. | Foto:  Dirk Jericho
  • Erfolgsgeschichten, wie die von Monikas Rückkehr in die eigenen vier Wände, sind für die Teamleiterin Christin Weyershausen von Housing First der größte Lohn für ihre Arbeit.
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Seit dem Jahre 2018 vermittelt das Team von Housing First für Frauen des Sozialdienstes katholischer Frauen Berlin (SkF) wohnungslose Frauen in eigene Wohnungen. Für das Hilfsprojekt ist der Sozialdienst jetzt mit der höchsten Auszeichnung des Abgeordnetenhauses, der Louise-Schroeder-Medaille, geehrt worden.

Immer wieder kommen Monika die Tränen, wenn sie ihre Geschichte vom Absturz bis zum gelungenen Neustart erzählt. Und auch die Teamleiterin von Housing First, Christin Weyershausen, rührt die Geschichte von Monika (50), die nicht mit richtigem Namen und Foto in der Zeitung stehen will, weil nicht jeder wissen soll, was ihr im Leben widerfahren ist.

Monika hat Ende Juni über das Projekt Housing First eine eigene Drei-Zimmer-Wohnung für sich und ihre Kinder bekommen. Nach der Arbeit richtet sie derzeit ihr neues Nest in Hellersdorf ein. Beim Renovieren hat Simone geholfen, die Handwerkerin vom SkF, die Löcher in Wände bohrt und Möbel aufbaut. „Ich bin auf dem Weg zum perfekten Leben“, sagt Monika. Und auch ihre Kinder kommen nun zurück, nachdem sie nach einer Zwangsräumung 2022 in betreute Einrichtungen mussten. „Es ist ein geiler neuer Start“, sagt die Pankowerin und wischt sich wieder eine Träne aus den Augen.

Betreuung und Hilfe

Mithilfe des SkF-Projekts hat sie es geschafft, wieder aufzustehen. „Ich war ganz unten“, sagt Monika. Die Zeiten auf der Couch eines Freundes sind vorbei und auch die Monate im Übergangshaus der Caritas in Neukölln. Mit der eigenen Wohnung, die Housing First vermittelt hat, und der weiteren Betreuung und Hilfe der SkF-Sozialarbeiter geht es Monika endlich wieder seelisch gut. Sie geht weiter zu der Psychologin von Housing First, weil ihr die Gespräche guttun. „Hier empfinde ich so ein Vertrauen, soviel Herzlichkeit und Wärme, die ich noch nie so gespürt habe“, sagt Monika. Ohne die Mädels, sagt sie, wäre sie heute nicht mehr auf dieser Welt. „Ich war ein komplettes Wrack“, sagt Monika.

Neuen Mut fassen

Das ist der Ansatz von Housing First. Erst mit einer sicheren Bleibe und in den eigenen vier Wänden können wohnungslose Frauen, die oft viele weitere Probleme haben und Gewalt erleben mussten, neuen Mut fassen. SkF akquiriert die Wohnungen, den Mietvertrag machen die Frauen selbst. Sie zahlen auch die Miete. Das SkF-Team hilft bei allen Fragen – wie zum Beispiel Wohngeldanträgen, Jobsuche oder Möbelspenden – und ist immer für die Frauen da, wenn sie reden wollen. „Die Frauen sind unsere Arbeitgeber, die sagen, was zu tun ist“, sagt Christin Weyershausen. Alles passiert auf Augenhöhe und nie gegen ihren Willen. Auf Wunsch redet das SkF-Team auch mit dem Vermieter und sucht Lösungen, wenn es mal Probleme gibt. Auch das ist Teil des Housing-First-Konzepts. Seit 2018 konnte das Projekt 77 Wohnungen an wohnungslose Frauen vermitteln, davon sechs an Frauen mit Kindern. Das Leben der Frauen hat sich drastisch verbessert. Keine einzige ist gescheitert und hat ihre Wohnung wieder verloren. Über 300 Frauen, für die First Housing dringend Wohnungen sucht, stehen aktuell auf der Warteliste.

„Ich kann jetzt für meine Kinder wieder da sein“, sagt Monika, die einfach nur glücklich ist. Ihren Vollzeitjob im Büro hatte sie trotz Zwangsräumung und Frauenhaus die ganze Zeit behalten. Dort weiß niemand, welche krasse Geschichte die freundliche Frau in den vergangenen Jahren durchgemacht hat.

Höchste Auszeichnung des Abgeordnetenhauses

Für das Kuratorium der Louise-Schroeder-Medaille ist Housing First für Frauen „ein nachhaltiger Baustein zur Beendigung frauenspezifischer Wohnungs- und Obdachlosigkeit“, heißt es. Verliehen hat die Medaille die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (CDU). Die höchste Auszeichnung des Abgeordnetenhauses geht jährlich „an eine Persönlichkeit oder Institution, die dem politischen und persönlichen Vermächtnis Louise Schroeders in hervorragender Weise Rechnung trägt“, heißt es. Die SPD-Politikerin setzte sich für die Gleichstellung von Frauen ein. Von Mai 1947 bis Dezember 1948 war sie Oberbürgermeisterin von Berlin.

Weitere Informationen zu Housing First gibt es im Internet unter bwurl.de/19jthttps://skf-berlin.de/offene-sozialarbeit/wohnungslose-frauen/housing-first-fuer-frauen/.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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