Wieder mehr Sterbebegleitungen
Nach Ende der Corona-Einschränkungen nehmen die Anfragen beim Johanniter-Hospizdienst wieder zu
Nach den mehrjährigen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie können schwerstkranke und sterbende Menschen wieder volle Unterstützung von Sterbebegleitern bekommen. Die Anfragen beim ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienst der Berliner Johanniter sind im vergangenen Jahr um etwa 25 Prozent angestiegen.
Zuhören, einfach da sein, Wärme und Nähe geben und vielleicht einen letzten Wunsch ermöglichen – das sind die wichtigsten Aufgaben von etwa 100 Ehrenamtlichen, die sich bei den Johannitern um Schwerstkranke oder Sterbende und ihre Angehörigen kümmern. Zu Corona-Zeiten ist diese soziale Stütze vor allem für viele alte Menschen weggefallen. In die Heime durften die ehrenamtlichen Helfer nicht mehr rein.
Einfach da sein
„Wo es ging, haben wir Kontakt mit Telefon oder per Videokonferenz gehalten“, sagt Ilona Schütz. Sie leitet den Hospiz- und Familienbegleitdienst der Berliner Johanniter und wird meistens von Pflegeinrichtungen oder Palliativärzten gerufen und um Unterstützung gebeten. Die Hospizteams betreuen die sterbenden Menschen seelsorgerisch, unterstützen Angehörige und Freunde und helfen ganz praktisch bei den Dingen, die erledigt werden müssen. „Unser Ziel ist es, kostbare Zeit zu schenken und die Lebensqualität in der letzten Lebensphase der Patientinnen und Patienten zu verbessern“, so Schütz. „Alle Begleitungen haben bei uns den Auftrag, keinen Auftrag zu haben“, sagt sie. Das heißt, einfach da zu sein; das Tempo gibt der Mensch vor.
Die Zahl der Sterbebegleitungen ist im vergangenen Jahr um etwa 25 Prozent angestiegen. 2022 hat der Hospiz- und Familienbegleitdienst der Johanniter 83 Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Die Steigerung liegt nicht nur am Wegfall der Corona-Restriktionen. Laut Ilona Schütz kommen derzeit immer mehr Anfragen von Angehörigen. Das liegt daran, dass sich Alte und Kranke vermehrt mit Themen wie Sterbefasten oder assistiertem Suizid beschäftigen, um ein langes Leiden zu vermeiden. Die Kinder zum Beispiel suchen dann nach einer Sterbebegleitung, die ihren Eltern und ihnen in dieser schweren Zeit hilft. Je nachdem, wann die Sterbebegleiter mit ihrer Unterstützung beginnen, „kann das von einer Stunde bis zu einem Jahr dauern“, weiß Schütz.
Angstfreier Umgang mit dem Tod
Der ambulante Hospiz- und Familienbegleitdienst hat auch ein neues Kita-Projekt. Bei „Hospiz mit Kids“ sollen „Kinder zu einem angstfreien Umgang mit Tod und Trauer finden können“, heißt es. Seit Dezember 2022 sind die Johanniter in Kitas unterwegs. „Aus Schutz und Selbstschutz werden oft klare Antworten zu schwierigen Themen wie Krankheit, Sterben, Tod und Trauer vermieden. Aber Kinder sind schlau und nehmen die Unsicherheit ihrer Eltern meistens wahr. Das kann wiederum Ängste erzeugen“, sagt Projektkoordinatorin Manuela Varrelmann.
An drei Projekttagen können Kita-Kinder ihre Fragen zu Sterben, Tod und Trauer den Hospiz- und Familienbegleitern der Johanniter stellen. „Die Inhalte der Tage werden kindgerecht entlang einer Tiergeschichte vom Wildschwein Hermann gestaltet“, heißt es. Eltern werden mit einbezogen und Erzieher fortgebildet. „Die bisher teilnehmenden Erzieherinnen und Erzieher und Kinder sind begeistert. Auch von den Eltern haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten“, sagt Manuale Varrelmann.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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