Auf Streife gegen Kinderbettelei

Mit dem Einsatz von Streetworkern will Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke verhindern, dass Kinder zum Betteln gezwungen werden. | Foto: Sylvia Baumeister
  • Mit dem Einsatz von Streetworkern will Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke verhindern, dass Kinder zum Betteln gezwungen werden.
  • Foto: Sylvia Baumeister
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Bettelnde Kinder auf der Straße sind den allermeisten Berlinern ein Dorn im Auge – egal ob sie mit einer erwachsenen Person unterwegs sind oder allein. Nun will der Senat mit einer Rechtsverordnung diesen Missbrauch von Kindern besser bekämpfen. Neukölln will zudem Steetworker einsetzen.

Zwar hält der Rat der Bürgermeister – dort kommen alle Berliner Bezirkschefs regelmäßig zusammen – die geplante Rechtsverordnung für uneffektiv und hat vor wenigen Tagen mehrheitlich dagegen gestimmt. Doch die neue Regelung wird wohl trotzdem kommen. Der Rat der Bürgermeister habe nur eine beratende Funktion, kein Vetorecht, so ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung auf Anfrage.

So müssen Erziehungsberechtigte wohl mit einem Bußgeld in Höhe bis zu 500 Euro rechnen, wenn sie auf der Straße beim Betteln mit Kindern unter 14 Jahren erwischt werden oder diese allein zum Betteln losschicken. Zahlen sie die Strafe nicht, droht Ersatzordnungshaft. Bisher ist die Rechtslage so, dass die Ordnungskräfte nur dann einschreiten dürfen, wenn aggressiv gebettelt wird und damit eine Gefahr für die Öffentlichkeit besteht. Das gilt für den Fall, wenn Erwachsene und Kinder gemeinsam unterwegs sind. Allein bettelnde Kinder dürfen aber auch jetzt schon dem Kindernotdienst oder den Jugendämtern übergeben werden.

Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) begrüßt die neue Rechtsverordnung. Er verspricht sich von ihr zumindest eine abschreckende Wirkung. Oft stehe organisierte Kriminalität hinter den bettelnden Familien. „Es kann nicht sein, dass in Berlin Kinder ausgenutzt und zum Betteln gezwungen werden. Ordnungsämter und Polizei benötigen eine rechtliche Handhabe gegen diesen Missbrauch“, so der Stadtrat.

Die bettelnden Menschen – meistens sind es Frauen und Kinder – sind überwiegend aus Rumänien eingewandert. In der Regel sei es schwierig, an diese heranzukommen, berichtet Liecke. Wegen fehlender Ausweise und Verständigungsschwierigkeiten seien oft weder die Identität noch ein Wohnsitz feststellbar.

Der Stadtrat schlägt vor, den Mitarbeitern des Ordnungsamtes im Einsatz gegen Kinderbettelei Beamte aus Rumänien zur Seite zu stellen. Ab kommendem Frühjahr sollen sich in Neukölln Streetworker speziell um diese Zielgruppe kümmern. Betroffene müssten Hilfe erhalten und einen Weg aus ihrer Situation aufgezeigt bekommen.

Falko Liecke: „Nur mit Unterstützung und Beratung schaffen wir es, Frauen und Kinder aus kriminellen Strukturen herauszuholen.“ Die finanziellen Mittel für dieses Projekt hat er bereits aus dem EHAP (Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen) beantragt.SB

Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.