Stadtrat will Öffnungszeiten entzerren
Schlangen vor dem Neuköllner Sozialamt – Verordnete kritisiert lange Wartezeiten
„Skandalöse Zustände“ bei der neuen Außenstelle des Sozialamts bemängelt die Bezirksverordnete Doris Hammer (Linke). Ihre Hauptkritik: Antragsteller müssten lange im Freien warten, weil jeder Einzelne am Eingang kontrolliert werde.
Grundsätzlich findet sie es absurd, dass es zwei Schlangen vor dem Gebäude an der Donaustraße 89 gibt – eine für Personen, die wegen Grundsicherung kommen, die andere für Wohnhilfe-Berechtigte. „Mit eigenen Augen musste ich sehen, wie eine ältere Dame nach einer Stunde Warten sich neu anstellen sollte, weil sie in der falschen Schlange war“, berichtet Hammer. Dazu sagt Sozialstadtrat Jochen Biedermann (Grüne): „Wenn sich diese Szene so zugetragen hat, geht das natürlich gar nicht.“ Er werde sich um den Fall kümmern.
Größtes Ärgernis für Doris Hammer: Egal ob älterer Mensch mit Rollator oder junger Obdachloser, alle würden mit einem Handscanner kontrolliert und stünden damit unter Verdacht, eine Waffe ins Amt zu schmuggeln. Biedermann versteht die Bedenken. Er habe dem Vorschlag zum Scannen anfangs selbst auch „äußerst reserviert“ gegenübergestanden.
Bei Gesprächen vor Ort habe er aber große Sorge erlebt. „Natürlich geht es nicht spurlos an einem vorüber, wenn ein Kollege, der sich schützend vor eine Mitarbeitern stellt, mit dem Messer schwer verletzt und beinahe getötet wird“, sagt er. So geschehen im Herbst 2016. Es sei wichtig, dass die Angestellten keine Angst bei der Arbeit haben müssten.
Schwangere und Schwerbehinderte vor
Allgemein seien die Wartezeiten an der Donaustraße, zweieinhalb Monate nach Eröffnung, kürzer geworden. Geplant sei nun, den Einlass für Wohnungslose um eine halbe Stunde auf 8.30 Uhr vorzuverlegen. So könnten die Grundsicherungsempfänger ab 9 Uhr schneller ins Gebäude. Zusätzlich möchte Biedermann die Terminsprechstunden ausbauen. „Denn natürlich muss das das Ziel sein: keine Warteschlange vor der Donaustraße.“
Dass dieser Wunsch schnell Wirklichkeit wird, bezweifelt Hammer. Deshalb hat sie zwei Anträge gestellt. Ihr Anliegen, vor dem Amt mehr wettergeschützte Wartemöglichkeiten zu schaffen, wurde jedoch im Sozialausschuss abgelehnt. Über ihren zweiten Antrag wird demnächst abgestimmt: ein Schild, das dazu auffordert, Schwangere und Schwerbehinderte vorzulassen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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