Viele Parkplätze fallen weg
Radstreifen auf der Hermannstraße – Autoverkehr künftig nur noch einspurig

Auf der viel befahrenen Hermannstraße geht es oft recht chaotisch zu. | Foto: Schilp
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Die Verkehrssituation auf der Hermannstraße ist schwierig. Für Radfahrer sogar oft gefährlich. Das soll besser werden. Es ist geplant, ab Frühjahr 2021 die gut zweieinhalb Kilometer lange Trasse mit Radwegen auszustatten. Kürzlich wurde der Verkehrsausschuss über den Stand der Dinge unterrichtet.

Das Treiben auf der Hermannstraße ist unübersichtlich: Mal fahren die Autos einspurig, mal zweispurig. Viele parken in zweiter Reihe, es herrscht Gedränge. Radwege fehlen völlig, bis auf das Stück zwischen Hermannplatz und Flughafenstraße.

Dass es so nicht weitergehen kann, war spätestens nach einem Unfall im Juni 2017 klar. Ein Pkw hatte damals direkt vor der Ampel an der Ecke Kienitzer Straße geparkt – im absoluten Halteverbot. Als ein Radler ihn gerade überholte, riss der Autofahrer unvermittelt die Tür auf. Der 55-Jährige prallte gegen die Tür, stürzte schwer und starb.

Trotz drohender Gefahren werde die Hermannstraße jedoch stark genutzt, teilte Christian Göttsche, Neuköllns Fahrradbeauftragter, den Ausschussmitgliedern mit. Denn es existierten keine attraktiven Nebenrouten für die Radler. Das zeige eine Untersuchung, die sich mit dem Verkehrsaufkommen auf den umliegenden Straßen beschäftigt hat.

Kompletter Umbau ausgeschlossen

Die Hermannstraße von Grund auf umzubauen, sei ausgeschlossen, stellte Göttsche klar. Erstens fehle es an Geld und zweitens könne nicht neben der Karl-Marx-Straße eine zweite Großbaustelle aufgemacht werden.

Vorgesehen ist eine Umgestaltung in zwei Phasen. Beginn soll im Süden sein, zwischen Glasower und Leinestraße. In beiden Fahrtrichtungen wird ein zwei Meter breiter Radstreifen markiert. Mehrere Abschnitte werden als Protected Bikelanes angelegt, sind also mit festen oder flexiblen Pollern vom Rest-Verkehr abgetrennt. Autos dürfen dann auf der Hermannstraße nur noch einspurig pro Richtung rollen.

Die Gehwege samt Bäumen bleiben von den Arbeiten unangetastet. Für die Fußgänger wird es jedoch zwei Verbesserungen geben. An der Kreuzung Thomasstraße wird die provisorische Ampel durch eine feste ersetzt, um das Erreichen des Anita-Berber-Parks einfach und sicher zu machen. An der Schierker Straße ist eine Mittelinsel als Querungshilfe geplant.

Fließender vor ruhendem Verkehr

Die Verlierer sind die Parker, rund 60 Prozent der Stellplätze fallen weg. Die übriggebliebenen werden zwischen 7 bis 17 Uhr als Lieferzonen ausgewiesen. Diese Tatsache stieß bei einigen Ausschussmitgliedern auf Kritik. Sie fürchteten, auch Dienstleister wie Pflegedienste könnten wegen lästiger Parkplatzsuche wichtige Zeit verlieren.

Wieland Voskamp, Leiter des Straßen- und Grünflächenamts, verwies auf das Berliner Mobilitätsgesetz: „Es sagt ganz klar, dass Änderungen zulasten des ruhenden Verkehrs gehen sollen.“ Zudem könne der Bezirk nicht einfach machen, was er wolle. Die Hermannstraße als wichtiger Verkehrsweg falle in die Zuständigkeit der Senatsverwaltung. „Die könnte auch ohne uns umgestalten, alle Vorhaben sind deshalb genau mit ihr abgestimmt.“

Bürgermeister Martin Hikel (SPD) sagte, er sei grundsätzlich eher ein Freund der Ertüchtigung von Nebenstrecken für die Radfahrer. Das funktioniere hier aber nicht. Wichtig und richtig finde er, die „ungeordnete Verkehrssituation“ auf der Hermannstraße zu beenden und klare Fahrspuren zu markieren.

Auf grundsätzliche Zustimmung treffen die Pläne beim Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln. „Die Radstreifen bedeuten einen Riesenschritt nach vorne, und dass Teile mit Pollern abgetrennt sind, ist elementar wichtig für die Sicherheit“, äußerte sich eine Vertreterin.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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