Weniger Autos, mehr Lebensqualität: Verkehrskonzept für den Richardkiez in Arbeit

Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann begrüßte die Teilnehmer der Beteiligungsgesellschaft. Er selbst hatte sich 2006 als Bürger dafür eingesetzt, das Böhmische Dorf für den Autoverkehr zu schließen, sein erster Kontakt mit Kommunalpolitik. | Foto: Schilp
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  • Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann begrüßte die Teilnehmer der Beteiligungsgesellschaft. Er selbst hatte sich 2006 als Bürger dafür eingesetzt, das Böhmische Dorf für den Autoverkehr zu schließen, sein erster Kontakt mit Kommunalpolitik.
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Das Bezirksamt hat ein Verkehrskonzept für den Richardkiez in Auftrag gegeben. Ziel ist es, den Durchgangsverkehr zu reduzieren und die Autos zum langsameren Fahren zu bewegen. Am 22. Februar fand eine erste Beteiligungswerkstatt im Saal der Brüdergemeinde an der Kirchgasse 14 statt.

Rund um den Richardplatz gilt Tempo 10 – daran hält sich aber so gut wie niemand. Außerdem führen zwei beliebte Abkürzungsstrecken durch den Kiez: von Ost nach West von der Sonnenallee über die Hertzbergstraße, den Richard- und den Karl-Marx-Platz zur Karl-Marx-Straße und von Nord nach Süd über die Donau-, Böhmische Straße und Niemetzstraße zur Braunschweiger- und Saalestraße.

Das ist nichts Neues. Deshalb hat der Bezirk in den vergangenen Jahren auch bereits knappe zwei Millionen Euro für Umbauten investiert. So gibt es beispielsweise Fahrbahn-Verengungen und Gehwegvorstreckungen, die den Fußgängern das Überqueren der Straße erleichtern. Um Lärm zu reduzieren und die Radler von den Bürgersteigen auf die Straße zu bringen, wurde außerdem an einigen Stellen für einen „Fugenverguss“ des Kopfsteinpflasters gesorgt.

Seit Dezember vergangenen Jahres beschäftigen sich nun die „Planergemeinschaft für Stadt und Raum“ und die „Forschungsgruppe Stadt und Verkehr“ (FGS) damit, was noch getan werden kann. Es wurden viele Interviews mit Anwohnern geführt, nach ihren Wünschen und Anregungen gefragt. Und die sind nicht immer deckungsgleich. So mag sich die Rixdorfer Familie – vom Durchgangsverkehr vor der Haustür genervt – eine Einbahnstraßen-Regelung erhoffen, der Ladeninhaber nebenan lehnt sie jedoch strikt ab. „Schon heute ist es für Gewerbetreibende manchmal kompliziert, die Lieferanten zur richtigen Adresse zu lotsen“, so Michael Höppner von der FGS.

Um die unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen, haben die Planer Akteure aus allen Bereichen eingeladen: Anwohner, Gewerbetreibende, Vertreter von Initiativen, Quartiersmanagement, Schulen, Kitas, Kirche, Pflegedienste, Polizei, BSR und Feuerwehr. Sie teilten sich in fünf Arbeitsgruppen auf und beschäftigten sich mit folgenden Themen: Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung, Durchgangs- und Lieferverkehr, Radverkehr, Fußgängerverkehr und Barrierefreiheit sowie Stadtbild und ruhender Verkehr, sprich: parkende Autos.

Die Ergebnisse sollen maßgeblich in die Konzeption der Planer einfließen und im Mai der Öffentlichkeit vorstellt werden. Ein Beispiel wird sicher Schule machen: Das im vergangenen Jahr eingebaute „Kissen“ an der sogenannten Rixdorfer Schnalle zwischen Richard- und Karl-Marx-Platz sorgt zuverlässig dafür, dass Autofahrer auf die Bremse treten.

„Es ist sehr gut gemacht und verursacht keinen Lärm, ich wünschte mir vielleicht nur links und rechts ein bisschen mehr Platz für die Radler“, so Höppner. Sogar bei diesem Punkt gab es eine kritische Stimme, nämlich vom stellvertretenden Leiter der Feuerwache Kirchhofstraße. „Lassen Sie sich einmal mit einem gebrochenen Bein im Rettungswagen über so ein Kissen fahren, dann sind Sie nicht glücklich“, sagte er. Zu viele dieser Tempo-Drossler sollten keinesfalls im Kiez geschaffen werden, „sonst wissen wir nicht mehr, wo wir lang sollen.“

Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann begrüßte die Teilnehmer der Beteiligungsgesellschaft. Er selbst hatte sich 2006 als Bürger dafür eingesetzt, das Böhmische Dorf für den Autoverkehr zu schließen, sein erster Kontakt mit Kommunalpolitik. | Foto: Schilp
Das "Kissen" zwischen Richard- und Karl-Marx-Platz bringt Autofahrer zum Bremsen. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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