Erinnerung an eine mutige Frau
Liselotte Herrmann starb unter dem Fallbeil der Nazis

Sie verläuft den der Esmarchstraße bis zur Kniprodestraße: Die Liselotte-Herrmann-Straße. Über dem Straßenschild an der Esmarchstraße findet sich auch ein Informationsschild zur Namensgeberin. | Foto: Bernd Wähner
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  • Sie verläuft den der Esmarchstraße bis zur Kniprodestraße: Die Liselotte-Herrmann-Straße. Über dem Straßenschild an der Esmarchstraße findet sich auch ein Informationsschild zur Namensgeberin.
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Von der Lieselotte-Herrmann-Straße aus hat man einen herrlichen Blick auf das Haus in der Esmarchstraße 18.

In diesem Gebäude befindet sich die Kurt-Tucholsky-Bibliothek, die jahrelang von Nachbarn betrieben wurde und inzwischen wieder kommunal ist. Und hier hat der engagierte Bürgerverein Pro Kiez Bötzowviertel seine Räume. Genau dort, wo die Lieselotte-Herrmann-Straße auf die Esmarchstraße trifft, versammelten sich vor wenigen Tagen Dutzende Nachbarn, Mitglieder des Pro Kiez Bötzowviertel, Mitglieder des VVN-Bundes der Antifaschisten sowie der Friedensglockengesellschaft zu einer Gedenkkundgebung.

Mit dieser erinnerten sie an die Namensgeberin der Straße. Von deren kämpferischem Leben wissen heute leider nur noch wenige etwas. Liselotte Herrmann war die erste Frau, die von den Nazis aus politischen Gründen hingerichtet wurde. Das war vor 80 Jahren.

Am 23. Juni 1909 wurde Liselotte Herrmann im Ortsteil Friedrichshain, Petersburger Straße 177, in eine fortschrittliche bürgerliche Ingenieursfamilie hineingeboren. Die naturwissenschaftlich interessierte junge Frau begann 1929 ein Chemiestudium in Stuttgart und wechselte nach vier Semestern 1931 zum Biologiestudium an die Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität) nach Berlin. Aus politischen Gründen wurde sie der Hochschule verwiesen.

"...freches und anmaßendes Verhalten"

Dies lag an ihrem politischen Engagement und ihrer Mitgliedschaft im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands und der KPD. Nach Gestapoakten war sie damals „als rührige Kommunistin aktenmäßig bekannt. Sie hat sich … durch Plakatankleben, Broschüren-Verkauf und andere Propaganda rege betätigt. Dabei hat sie öfters ein freches und anmaßendes Benehmen an den Tag gelegt.“

Nach dem Ausschluss vom Studium verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Kindermädchen. Im Mai 1934 wurde ihr Sohn Walter geboren. Mit ihm zog sie im September nach Stuttgart, wo ihre Eltern inzwischen wohnten. Den Namen seines Vaters behielt sie für sich.

Sie arbeitete fortan als Stenotypistin im Büro ihres Vaters. Aber sie nahm erneut Kontakt zur von den Nazis verbotenen KPD auf. Ihre Aufgabe: Sie sollte Beweise für die heimlichen Kriegsvorbereitungen Hitlerdeutschlands zur Veröffentlichung in die Schweiz bringen. Spitzel denunzierten sie im Dezember 1935. Die Gestapo fand in der Wohnung ihrer ahnungslosen Eltern den dort versteckten Plan einer unterirdischen Munitionsfabrik. Am 12. Juni 1937 wurde Liselotte Herrmann durch den berüchtigten „Volksgerichtshof“ wegen „Landesverrat in Tateinheit mit Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt.

Protest rettete Liselotte Herrmann nicht

Eine Protest- und Solidaritätskampagne aus vielen europäischen Ländern versuchte, die Hinrichtung der jungen Frau zu verhindern. Am 20. Juni 1938, nur wenige Tage vor ihrem 29. Geburtstag, starb Liselotte Herrmann unter dem Fallbeil in Berlin-Plötzensee. Es war der erste bekannt gewordene Fall eines Todesurteils gegen eine Frau wegen politischen Widerstandes in Deutschland.

In Hitlerdeutschland Hingerichtete erhielten kein Grab. Ihre Leichen wurden der Anatomie übergeben, nichts sollte mehr an sie erinnern. In Prenzlauer Berg wurde Liselotte Herrmann am 1974 mit einem Straßennamen geehrt und damit die Erinnerung an sie bewahrt.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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