Dieses Ehrenamt ist gefragter denn je
Akinda vermittelt seit 25 Jahren Vormundschaften für minderjährige Geflüchtete

Ronald Reimann ist als Projektleiter und Jurist bei Akinda aktiv.  | Foto: Akinda
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  • Ronald Reimann ist als Projektleiter und Jurist bei Akinda aktiv.
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Es ist ein Jubiläum, das durchaus nachdenklich macht. Denn 25 Jahre nach der Gründung von Akinda, dem „Berliner Netzwerk Einzelvormundschaften für unbegleitete minderjährige Geflüchtete“, ist die engagierte Arbeit der Freiwilligeninitiative gefragter denn je.

„Wie schon in den Jahren 2015 und 2016 haben wir es momentan mit stark steigenden Zahlen von Geflüchteten zu tun“, sagt Ronald Reimann, Projektleiter im siebenköpfigen Akinda-Team, das sich um die Vermittlung der ehrenamtlichen Vormundschaften kümmert. Immerhin kamen durch Akinda seit Bestehen des Netzwerks über 1000 Vormundschaften zustande. Doch die aktuellen Zahlen lassen erahnen, dass die Lücken momentan kaum zu schließen sind. „Waren es 2021 noch 699 unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche, die nach Berlin kamen, so sind es in diesem Jahr bereits über 3000“, sagt Ronald Reimann. „Jeden Tag kommen im Durchschnitt zehn weitere dazu. Damit geraten die Aufnahmestrukturen des Landes an die Belastungsgrenze und die Anfragen an uns nehmen entsprechend zu.“

Ankommen erleichtern

Umso dringlicher bedarf es Freiwilliger, die eine ehrenamtliche Vormundschaft übernehmen, um einem jungen Menschen das Ankommen zu erleichtern und dauerhafte Perspektiven zu eröffnen. Denn die Einzelvormundschaft sei, so Reimann, im Vergleich zu einer eher unpersönlichen Amtsvormundschaft wesentlich wirkungsvoller. „Einem zuständigen Amtsvormund werden per Gesetz bis zu 50 Vormundschaften übertragen. Insgesamt gesehen machen Amtsvormundschaften derzeit über 80 Prozent aus, während die privaten Einzelvormundschaften lediglich bei zehn bis 20 Prozent liegen. Eigentlich sollte das umgekehrt sein.“ In der Regel seien die Kinder und Jugendlichen überwiegend männlich und bei ihrer Ankunft zwischen 15 und 17 Jahre alt. Die größten Gruppen kämen derzeit aus Afghanistan und der Ukraine, gefolgt von Syrien, der Türkei und dem Libanon.

Ronald Reimann ist als Projekt-leiter und Jurist für das Netzwerk Akinda aktiv. | Foto: Akinda
  • Ronald Reimann ist als Projekt-leiter und Jurist für das Netzwerk Akinda aktiv.
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Bei der konkreten Vermittlung der Vormundschaften stehen das Kindeswohl und der Kinderschutz im Vordergrund. Entsprechend werden Führungszeugnisse verlangt und mit dem potenziellen Vormund vorab Informations- und Kennenlerngespräche sowie Schulungen durchgeführt. Erst dann erfolgt das Kennenlernen des passenden Mündels, bei dem sich herausstellt, ob die Chemie zwischen beiden stimmt.

In allen Lebenslagen

Zumeist sind die Kinder und Jugendlichen bereits in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht und bleiben dort auch während der Vormundschaft. Der Vormund übernimmt die rechtliche Vertretung seines Mündels und hilft in allen Lebenslagen, bei Behördengängen und vielem mehr. Gleichzeitig unterstützt Akinda bei Problemen, zum Beispiel bei Fragen rund um Asyl- und Aufenthaltsstatus oder wenn bei den Kindern Traumata vorliegen sollten. „Eine Vormundschaft ist interessant und spannend, aber natürlich auch verantwortungsvoll und eine gewisse Herausforderung für alle Beteiligten“, resümiert Ronald Reimann.

Die Lichtenberger Diane Butzmann und Clemens Hoffmann haben bereits zwei Vormundschaften übernommen. | Foto:  D. Butzmann
  • Die Lichtenberger Diane Butzmann und Clemens Hoffmann haben bereits zwei Vormundschaften übernommen.
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Das können auch Clemens Hoffmann und Diane Butzmann bestätigen. Der Lehrer und die Sozialarbeiterin aus Lichtenberg haben bereits Erfahrungen mit zwei Vormundschaften und kamen 2016 über einen Aufruf in der rbb-Abendschau mit Akinda in Kontakt. „Unser erstes Mündel war Mahdi aus Afghanistan, der, als wir ihn kennenlernten, bereits gut Deutsch sprach“, erinnert sich Clemens Hoffmann. „Er ist heute 22 Jahre alt, hat eine eigene Wohnung und absolviert eine Ausbildung zum Hotelfachmann. Es war eine sehr interessante und positive Erfahrung und wir haben immer noch regelmäßigen Kontakt mit ihm.“ Und was braucht aus Sicht der beiden jemand, der eine solche Vormundschaft übernehmen will? „Vor allem ist Offenheit gefragt. Und man braucht keine Angst zu haben, dass etwas schiefgeht. Denn Akinda hilft bei Bedarf wirklich in allen Situationen“, so Hoffmann.

Weitere Informationen rund um ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Geflüchtete gibt es im Internet unter www.akinda-berlin.org. Telefonisch ist das Akinda-Team unter Tel. 880 66 73 74 dienstags von 15 bis 19 Uhr sowie mittwochs und freitags von 10 bis 13 Uhr zu erreichen.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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