Die letzte Meile mit dem Lastenrad
Paketzusteller starten vom Depot aus in den Kiez
An der Straßenbahnwendeschleife an der Eberswalder Straße stehen seit einigen Tagen mehrere Container, zwischen denen Zeltplanen aufgespannt sind.
Wer etwas genauer hinschaut, wird etwas von „KoMoDo“ lesen. Und dann stehen da auch noch die Namen großer, bundesweit agierender Logistikunternehmen: DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS. Das ist die Ausgangsbasis für ein bundesweit einmaliges Modellprojekt. Von dort aus fahren jetzt Paketauslieferer der fünf Logistikunternehmen in den Kiez. Allerdings nicht mehr mit dem Kleintransporter, sondern mit speziellen Lastenrädern. Mit denen fahren sie kleine bis mittelgroße Pakete in einem Radius von bis zu drei Kilometern aus.
Diese Pakete werden bis zur KoMoDo-Basis von Lastern transportiert und in speziellen Containern zwischengelagert. Dort holen dann die Zusteller die Päckchen und Pakete ab. Mit ihren Lastenrädern bringen sie sie zu den Empfängern.
„Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express-, Paket-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lasträdern in Berlin“ heißt das Projekt oder kurz KoMoDo. Initiiert wurde es vom Bundesumweltministerium in Kooperation mit dem Senat und fünf Logistikunternehmen. „In der Bundesrepublik werden pro Tag etwa zehn Millionen Pakete ausgeliefert, Tendenz steigend“, sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Das habe zur Folge, dass Kraftstoffverbrauch und Emission stetig zunehmen. „Wir wissen, dass wir den Lieferverkehr brauchen. Deshalb überlegen wir, wie wir ihn ökologischer gestalten können“, so die Ministerin.
Das Problem bei Paketauslieferungen sei immer die sogenannte letzte Meile, erklärt Svenja Schulze. Oft sei da gar kein Auto nötig. Und deshalb setze man zunächst bei diesem Thema an. Im Projekt KoMoDo wird zunächst modellhaft getestet, welche Auswirkungen der Einsatz von Lastenrädern „auf der letzten Meile“ hat. Unter anderem wird untersucht, ob sich der Lieferverkehr messbar reduziert und sich der Einsatz von Lastenrädern für die Logistikunternehmen überhaupt rechnet.
Für die Bundesministerin ist sowieso bemerkenswert, dass sich die fünf größten in Deutschland tätigen Paketzusteller für dieses Projekt zusammentaten. Auch aus diesem Grund erklärte sich der Bund bereit, 400 000 Euro Projektförderung zu stecken. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte es auch in anderen Teilen Berlins sowie in anderen Städten umgesetzt werden.
Klar ist allerdings, dass die Logistikunternehmen zwar das Depot gemeinsam nutzen, sie aber weiterhin Konkurrenten und in ihrem Serviceangebot unterschiedlich bleiben. Deshalb hat jeder auf der Basis seine eigenen Container als Zwischenlager. Und auch die Lastenfahrräder sehen unterschiedlich aus. Geplant ist, dass zwölf Lastenräder in Prenzlauer Berg im Einsatz sein werden.
Die Fläche, auf der die Container stehen, gehört dem Land. Berlin stellt sie für dieses Modellprojekt kostenfrei zur Verfügung, und betrieben wird das ganze Depot von der landeseigenen Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (Behala).
Die Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther (für Bündnis 90/Die Grünen), freut sich, dass dieses Modellprojekt in Berlin stattfindet. „Das passt sehr gut zum neuen Mobilitätsgesetz, zu dem wir uns gerade im Senat verständigen“, sagt sie. Sie hofft, dass im Projektgebiet Paketzusteller seltener in der zweiten Reihe parken. Koordiniert wird das Projekt im Aufrage des Landes von der LogisticNetwork Consultants GmbH, einem unabhängigen, international tätigen Beratungsunternehmen für die Logistik- und Mobilitätswirtschaft.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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