Eine Frage der Priorität
Liegen die Pläne der U7-Verlängerung zur Heerstraße Nord auf Eis?

Seit fast 40 Jahren ist der Bahnhof Rathaus Spandau die Endstation der U7 im Bezirk. Das wird auf jeden Fall noch eine ganze Weile so bleiben. | Foto:  Thomas Frey
  • Seit fast 40 Jahren ist der Bahnhof Rathaus Spandau die Endstation der U7 im Bezirk. Das wird auf jeden Fall noch eine ganze Weile so bleiben.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Der Weiterbau der U7 vom Rathaus Spandau zur Heerstraße Nord genießt derzeit im Senat keine Priorität. Dies erklärte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (B’90/Grüne) indirekt am 7. Dezember im Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Demnach werde derzeit vor allem die Verlängerung der U3 von der Endbahnhof Krumme Lanke zum Mexikoplatz und die Verbindung am anderen Ende der U7 von Rudow zum Flughafen BER weiterverfolgt. Begründet habe die Senatorin das mit einer „Priorisierung“ auf Grund fehlenden Personals.

Vor allem vom Bezirksamt Spandau wurde daraufhin heftige Kritik an der Grünen-Politikerin geübt. „Verkehrssenatorin Jarasch bremst Mobilitätswende aus und schneidet Heerstraße Nord ab“, lautete die Überschrift einer Pressemitteilung des Bezirksamtes. Darin werden Bürgermeisterin Dr. Carola Brückner und Sozialstadtrat Gregor Kempert (beide SPD) zitiert. Die ablehnende Entscheidung betreffe zehntausende Menschen in Spandau, erklärte die Bürgermeisterin. Es gebe im Koalitionsvertrag klare Entscheidungen, „auf die man sich verlassen können muss.“

Bettina Jarasch selbst habe die Verlängerung nach Spandau zur Priorität erklärt, erinnerte der SPD-Landes- und Kreisvorsitzende Raed Saleh. Jetzt nehme sie eigenmächtig und trotz aller Verabredungen davon Abstand. Das trage nicht zur Mobilitätswende bei. „Es ist bedenklich, wie schnell sich in so wichtigen Fragen eine Position ändern kann“, stellte Saleh fest, der am 12. Februar unter anderem gegen Bettina Jarasch das Direktmandat für das Abgeordnetenhaus im Spandauer Wahlkreis 2 erlangen will.

Die Fraktion von B'90/Grüne betonte, dass das Projekt weiter ganz oben auf der Prioritätenliste der Senatorin stehe. Es hänge aber gerade wegen Ressourcenknappheit einige Monate hinterher, erklärte die Fraktionsvorsitzende Dara Kossok-Spieß. Und ihr Co-Vorsitzende Christoph Sonneberg-Westeson warf Bürgermeisterin Dr. Carola Brückner und Sozialstadtrat Gregor Kempert (beide SPD) vor, sich für Wahlkampfzwecke missbrauchen zu lassen. Das Bezirksamt solle sich auf seine Aufgaben konzentrieren, „anstatt über seine Kommunikationskanäle mit Halbwahrheiten populistischen Wahlkampf zu betreiben“, fand die Grüne-Fraktionsspitze.

Spandaus Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU) indes glaubt nicht an eine neue Prioritätensetzung der Verkehrssenatorin. Sie habe ihm in einem Telefonat bestätigt, dass der Ausbau der U7 im Bezirk weiterhin und unverändert ein Prioritätsprojekt sei, teilte er mit. Berichte, es habe sich hier etwas geändert, würden nicht zutreffen. Die Verlängerung wäre die dringend benötigte Perspektive für tausende Spandauerinnen und Spandauer in der Wilhelmstadt und der Großsiedlung Heerstraße Nord. Die ersten Vorbereitungen, insbesondere die Kosten-Nutzenuntersuchung, würden 2023 starten.

Richtig ist dennoch wohl, dass die U7-Pläne für Spandau derzeit auf Eis liegen. Dafür rückte die Verlängerung von Rudow zum BER nach vorne, auch weil die Senatorin, wie sie selbst erklärt hatte, Klarheit wolle, ob sich das Land Brandenburg daran beteilige. Die Verlängerung zum BER hatte sie selbst noch im Frühjahr als „Unsinn“ bezeichnet. Bei weiteren freien Kapazitäten wäre das nächste Vorhaben der Weiterbau zur Heerstraße Nord.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 736× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 460× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.839× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.