Seniorinnen formieren sich gegen Rechts
Omas erheben ihre Stimme

Fünf von insgesamt 30 Omas machen sich im Bezirk gegen Rechts stark. Franziska Merkel-Angerer (2.v.r.) hat die Stadtteilgruppe Südwest ins Leben gerufen.  | Foto: K. Rabe
  • Fünf von insgesamt 30 Omas machen sich im Bezirk gegen Rechts stark. Franziska Merkel-Angerer (2.v.r.) hat die Stadtteilgruppe Südwest ins Leben gerufen.
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von Karla Rabe
Sie sind weiblich, nicht mehr ganz jung und verfolgen ein Ziel: Sie erheben ihre Stimme gegen die Verbreitung von Hetze, Einschüchterungen und Lügen von Rechts. Sie sind die Omas gegen Rechts (OGR) und inzwischen deutschlandweit aktiv. Seit 2019 gibt es auch eine Stadtteilgruppe Südwest, die im Bezirk auf Missstände und rechtspopulistische Strömungen aufmerksam macht.
„Wir verspüren so eine Art Bildungsauftrag der Enkelgeneration gegenüber“, sagt Franziska Merkel-Angerer. Die Frauen jenseits der 50 mischen sich aktiv ein und machen sich stark für den Erhalt all jener Errungenschaften, die von ihrer Generation und Generationen davor erkämpft wurden. Das solle schließlich nicht umsonst gewesen sein und auch für die Kinder und Enkelkinder noch Bestand haben oder sogar verbessert werden, so Merkel-Angerer.
Sie hatte im Oktober 2019 die Gründung der Bezirksgruppe Steglitz-Zehlendorf initiiert. Ihren Ursprung hat die Bewegung in Österreich. Hier wurde „Omas gegen Rechts“ 2017 ins Leben gerufen. Grund war der aufkommende Rechtspopulismus der FPÖ. Seit dem die Omas auch in Deutschland Fuß gefasst haben, wachsen die Initiativen rasant an. In Steglitz-Zehlendorf gibt es inzwischen mehr als 30 Mitglieder. Damit ist das auch die größte Stadtteilgruppe in Berlin. „Jede Oma kann als politische Kraft aktiv werden und mit anderen Omas gemeinsam Widerstand organisieren und öffentlich zeigen. Sie können ihre Stimme erheben gegen die Verbreitung von Hetze, Einschüchterungen und Lügen von Rechts“, erklärt Merkel-Angerer das Ziel der Gruppe.
Vielfalt, Menschenwürde, Gerechtigkeit, Verantwortung, Teilhabe und Solidarität - das sind die Themen, die sich die Omas gegen Rechts als Schwerpunkte gesetzt haben. „Mit unseren Aktivitäten machen wir Missstände öffentlich und organisieren politischen Widerstand“. Darauf bereiten sich die Frauen auch vor. In 2020 startete der 1. Workshop für Argumentationstraining gegen Rechts. Unmittelbar darauf stand Deeskalations-Training auf dem Programm. Das sei wichtig, um sich in brenzligen Situationen richtig verhalten zu können, denn seit Mitte vergangenen Jahres nehmen die engagierten Omas auch an großen Demos unter anderem gegen Rassismus teil. „Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind wir auch oft dort zu finden, wo sich Corona-Leugner und Impfgegner zeigen. Mit unseren Gegenprotesten wollen wir auch der schweigenden Mehrheit ein Gesicht geben und uns vor der lauten Minderheit positionieren“, erklärt Franziska Merkel-Angerer. Auch Corona-Leugner, Impfgegner und auch Leugner des Klimawandels haben für die Omas etwas mit Rechtsextremismus zu tun: „Diese Themen werden oft von extremen Rechten geschürt.“ Daher ist es auch folgerichtig, dass sich die Omas gegen Rechts auch das Thema Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben haben und unter anderem auch die Friday for Future-Bewegung unterstützen.
Ein großes Projekt war die Organisation und Vorbereitung der Fahrt einer 10. Klasse zur Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Die Omas Uta, Gudrun, Marion und Ina hatten zu der Klasse Kontakt aufgenommen und eine gemeinsame Fahrt in das ehemals größte deutsche Frauen-Konzentrationslager vorgeschlagen. „Wir hatten die Idee dazu, weil wir neue Wege der Erinnerungskultur beschreiten müssen. Denn es gibt nur noch wenige Zeitzeugen“, sagt Uta Hartwich. Die ehemalige Lehrerin ist bei den OGR dabei, weil sie sich zu jung gefühlt hatte, um im Ruhestand die Hände in den Schoß zu legen.
Es sind aber auch die kleinen Aktionen, mit denen die Gruppe für Aufmerksamkeit sorgt. Unter anderem treffen ich die Seniorinnen zum Stolpersteine putzen und sind als Zeitzeuginnen an Schulen unterwegs. Und auch untereinander gibt es in der Stadtteilgruppe eine große Solidarität. Bei den monatlichen Treffen im Martin-Niemöller-Haus werden nicht nur die nächsten Aktionen geplant. „Wir machen auch phantasievolle Dinge. Und auch die Kultur kommt nicht zu kurz“, erklärt Merkel-Angerer. Es werden beispielsweise Filmbesuche, Lesungen und Vorträge organisiert. Neu ist das Konzept „Salonwagen“. Dabei handelt es sich um ein digitales Gesprächsformat, bei dem immer ein ausgewähltes Thema beleuchtet wird. „Mit modernen Mitteln lassen wir eine traditionelle von Salonièren geprägte Diskussionskultur wieder aufleben“, sagt Marion Fabian, ebenfalls Mitglied der Initiative und Initiatorin des Salonwagens.
„Langweilig wird es bei uns nicht“, fasst Franziska Merkel-Angerer zusammen und lädt dazu ein, sich der Gruppe anzuschließen: „Niemand muss eine leibliche Oma sein, eine Altersbegrenzung gibt es auch nicht und inzwischen sind auch Männer in der Gruppe gern gesehen. Wir sind offen für neue Ideen und Vorschläge, die unser Aufstehen gegen Rechtsextremismus und Populismus unterstützen“, betont sie.
Die Stadtteilgruppe der Omas gegen Rechts trifft sich an jedem 3. Freitag im Monat von 16 bis 17.30 Uhr im Martin-Niemöller-Haus, Pacelliallee 61. Kontakt zur Gruppe Unter 01772168344 oder per E-Mail an stadtteilgruppe-suedwest@omasgegenrechts.berlin. Infos auf omasgegenrechts.berlin/stadtteilgruppe-suedwest/

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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