100 Jahre Groß-Berlin
Die Wohnungsnot sorgte für die Bebauung des Tempelhofer Felds

Flache Reihenhäuser, wie hier im Thuyring, bestimmen das Aussehen der Siedlung. | Foto: Philipp Hartmann
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Geschichte wiederholt sich. Berlin benötigt dringend Wohnungen. Die Diskussion über eine Randbebauung des Tempelhofer Felds dürfte weitergehen. Vor einem Jahrhundert, noch vor dem Bau des Flughafens, herrschte in Berlin schon einmal große Wohnungsnot. Bereits damals hatte die Politik das Tempelhofer Feld als Problemlösung identifiziert.

Vor der Gründung Groß-Berlins war das Tempelhofer Feld noch deutlich größer. Neben der heutigen 355 Hektar großen Erholungsfläche gehörte auch das westlich der Tempelhofer Chaussee (heute Tempelhofer Damm) gelegene, 145 Hektar große Gebiet dazu. Dort wurde von 1920 bis 1928 das erste Berliner Großbauvorhaben nach dem Ersten Weltkrieg umgesetzt. Schon vor dem Krieg konnte der Wohnungsneubau nicht mit der wachsenden Bevölkerung mithalten. Durch den Baustopp während des Kriegs hatte sich die Situation weiter verschärft. Es war eine Zeit von Materialknappheit und Kapitalmangel, die eine staatliche Wohnungsbauplanung erforderte. Deshalb hatte die preußische Staatsregierung 1918 den Wohnungsverband Groß-Berlin gegründet. „Die Menschen wohnten unheimlich eng aufeinander – und Berlin wuchs ja auch enorm“, sagt Irene von Götz, Leiterin der Museen Tempelhof-Schöneberg. Durch den Staat wurde der Bau von ein- und zweigeschossigen Einzel- und Reihenhäusern fortan besonders gefördert.

Freifläche Tempelhof

„Schöneberg war schon relativ gut erschlossen, was Wohnungen angeht. Dort entstand in den 20ern nur eine Handvoll neuer Siedlungen, wie die Ceciliengärten und der Lindenhof. Die große Bebauung fand in Tempelhof statt. Da gab es eben noch diese Freifläche“, erklärt Philipp Holt, wissenschaftlicher Volontär der bezirklichen Museen. In der Folge seien viele Wohnungsbauten ganz unterschiedlicher Trägerschaft entstanden, teilweise von der Stadt, teilweise von baugenossenschaftlichen Initiativen. Die Einwohnerzahlen in Tempelhof stiegen rasant.

Großen Anteil daran hatte die Gartenstadt Neu-Tempelhof, wo heute über 16 000 Menschen leben. Für den westlichen Teil des Tempelhofer Felds sollte Architekt Hermann Jansen 1910 im Auftrag der Stadt Berlin einen Bebauungsplan aufstellen. 70 000 Menschen wollte er sogar in der Siedlung unterbringen. Mittendurch führen sollte ein 180 Meter breiter Grünstreifen mit Parks und Sportplätzen als Verbindung des Viktoriaparks in Kreuzberg mit den Tempelhofer Parkanlagen.

Nach dem Vorbild englischer Gartenstädte

Weil die Stadt jedoch nicht in den Besitz des Geländes gelangen konnte, wurde daraus nichts. Im August 1910 kaufte die Gemeinde Tempelhof die Fläche für 72 Millionen Goldmark vom Militärfiskus. Gut ein Jahr später gewann Regierungsbaumeister Fritz Bräuning, später Tempelhofer Stadtbaurat, den ersten Preis im Wettbewerb zur Ausgestaltung des Parkgürtels. Nach seiner städtebaulichen Planung wurde nach Kriegsende die Neu-Tempelhofer Siedlung nach dem Vorbild englischer Gartenstädte gebaut. So ist sie auch heute noch zu bewundern.

Irene von Götz, die mit dem Fahrrad oft durch die Manfred-von-Richthofen-Straße fährt, findet die Siedlung „auf jeden Fall wohltuend fürs Auge“. Sie hat den Eindruck, dass die auf dem einst westlichen Teil des Tempelhofer Felds errichtete Gartenstadt zu den beliebtesten Wohngegenden in Tempelhof gehört.

Flache Reihenhäuser, wie hier im Thuyring, bestimmen das Aussehen der Siedlung. | Foto: Philipp Hartmann
Das markante Eingangstor zur Gartenstadt in der Manfred-von-Richthofen-Straße. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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