Verkehrsversuch soll 2020 starten
Sichere Radspuren und temporäre Lieferzonen am Te-Damm geplant

So könnte die zweispurige Variante zukünftig aussehen. | Foto: Evergreen Landschaftsarchitekten/ IVAS Ingenieure
2Bilder
  • So könnte die zweispurige Variante zukünftig aussehen.
  • Foto: Evergreen Landschaftsarchitekten/ IVAS Ingenieure
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

„Kreuzgefährliche Situation, für Radfahrer dramatisch.“ Diese Zustandsbeschreibung für den Tempelhofer Damm stammt nicht von einem Fahrradaktivisten. Es sind Worte, die Dirk Ohm vom Planungsbüro IVAS kürzlich bei einem Infoabend in der ufaFabrik wählte. Vorgestellt wurde der Verkehrsversuch, der zwischen Ullsteinstraße und Alt-Tempelhof sichere Radverkehrsanlagen vorsieht.

Wer am Te-Damm ein paar Minuten innehält, erkennt schnell den dringenden Handlungsbedarf. Weil es keine Radspuren gibt, kommen sich Rad- und Autofahrer gefährlich nah. Auf der dritten Spur wird geparkt, daneben halten oft Lieferfahrzeuge in zweiter Reihe. An diesen Stellen müssen Radler in den fließenden Verkehr ausweichen. Von „abenteuerlichen Manövern“ spricht Dirk Ohm. Kritik an dieser Situation wird seit Jahren geäußert. Jetzt scheint es voranzugehen. Seit August 2018 läuft unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit der Planungsprozess zum Verkehrsversuch, der von der BVV beschlossen wurde. Das Bezirksamt zog Experten mehrerer Planungsbüros hinzu. Es wurden Gespräche mit Anwohnern und Gewerbetreibenden geführt, Workshops organisiert und Leitlinien entwickelt. Als Ergebnis stehen nun zwei Varianten, eine vierspurige und eine zweispurige, zur Umgestaltung fest.

Beide sehen in beiden Fahrtrichtungen jeweils 2,85 Meter breite Radspuren vor. Diese sollen mit Pollern, Leitschwellen oder Leitboys geschützt werden. Die jeweils dritte Spur, aktuell als Parkstreifen genutzt, muss dafür weichen. An Bushaltestellen wird der Radverkehr hinter den Warteflächen im Gehwegbereich vorbeigeführt. Bei der zweispurigen Variante stünde zusätzlicher Platz in den Seitenräumen zur Verfügung. Dort könnten beispielsweise weitere Bäume gepflanzt und die Gehwege aufgewertet werden. Der Mittelstreifen würde entfallen. Laut Christiane Heiß (Grüne) wird zunächst die vierspurige Variante umgesetzt. Diese soll jedoch nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zur zweispurigen sein. „Das Ergebnis ist ein großer und wichtiger Schritt hin zu mehr Sicherheit für Radfahrende und damit hin zu einer Mobilitätswende im Bezirk. Gleichzeitig verbessert das Projekt den Gesundheitsschutz aller Anlieger durch deutlich gesenkte Luft- und Lärmbelastung“, so die Stadträtin.

Der Bezirk kann jedoch nicht machen, was er möchte, denn der Te-Damm ist eine Bundesstraße. Zugleich ist er eine wichtige Verbindung zwischen der City und dem südlichen Umland mit dem Güterverkehrszentrum Großbeeren. Bis zu 42 000 Fahrzeuge nutzen ihn täglich. Viele Interessen gilt es daher zu beachten. Wo zum Beispiel wird in Zukunft der Verkehr entlangfließen, wenn der Te-Damm in der zweispurigen Variante nur noch 70 Prozent der aktuellen Menge bewältigen kann? „Dafür muss eine Verlagerung erfolgen, zum Beispiel auf den ÖPNV“, meint Planer Dirk Ohm. Auch die wegfallenden Parkplätze und den Lieferverkehr gilt es zu beachten. Schließlich liegen auf dem benannten Abschnitt zahlreiche Geschäfte und mehrere Einkaufscenter. Für sie sollen temporäre Lieferzonen innerhalb des rechten Fahrstreifens eingerichtet werden. Weitere Lieferzonen sind in den Seitenstraßen angedacht. Dorthin und in vorhandene Parkhäuser soll auch der ruhende Verkehr verlagert werden, was im Rahmen eines Parkraumkonzepts noch untersucht wird. Je nachdem, wie schnell die Verhandlungen mit der Senatsverkehrsverwaltung voranschreiten, soll der Verkehrsversuch im Sommer oder Ende 2020 starten. Die Tempo-30-Zone wird derweil für weitere fünf Jahre bestehen bleiben.

So könnte die zweispurige Variante zukünftig aussehen. | Foto: Evergreen Landschaftsarchitekten/ IVAS Ingenieure
Radler und Autofahrer kommen sich auf dem Tempelhofer Damm gefährlich nah. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 93× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.