Etwas gegen Hass und Gewalt tun
André Wartmann ist der Antisemitismusbeauftragte im Bezirksamt
André Wartmann ist seit einem Jahr Antisemitismusbeauftragter im Bezirksamt. Seitdem rückt er früheres jüdisches Leben ins Blickfeld der Öffentlichkeit und leistet zugleich Präventionsarbeit, klärt über antisemitische Narrative auf.
Die Stelle wurde auf Beschluss der Bezirksverordneten eingerichtet. Lichtenberg setzt damit seine kontinuierlich verfolgte Strategie fort, Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus zu bekämpfen und dafür solide Strukturen zu schaffen. Nach einem Beschluss des Senats von 2019 gibt es seit knapp zwei Jahren einen Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus. Auch in allen Bezirken sollte eine solche Stelle geschaffen werden.
Zu André Wartmanns Aufgaben gehört unter anderem, Ansprechpartner für Opfer von Antisemitismus zu sein sowie Kontaktperson für die jüdische Gemeinde und jüdische Organisationen. Er soll auch jüdische Bezirksgeschichte aufarbeiten. André Wartmann ist für diese Aufgaben prädestiniert. Er machte seinen Masterabschluss in Interdisziplinärer Antisemitismusforschung an der TU Berlin und arbeitete bereits unter anderem im Jüdischen Museum, im Jüdischen Forum für Demokratie und Antisemitismus sowie im Pädagogischen Dienst der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
Als Antisemitismus werden alle pauschalen Formen von Judenhass, Judenfeindlichkeit oder Judenfeindschaft bezeichnet. „Menschen jüdischen Glaubens werden dabei Narrative zugeschrieben, die sich über Jahrhunderte bis heute gehalten haben“, erklärt Wartmann. Mit der Zeit wurden immer weitere Geschichten und Verschwörungstheorien erfunden, die Menschen jüdischen Glaubens zugeschrieben wurden und werden. Die jüngsten gehen zum Beispiel davon aus, dass die Juden an der Corona-Pandemie oder gar am Ukraine-Krieg Schuld seien, berichtet er.
Aktuelle Ausstellung
André Wartmann sieht eine wichtige Aufgabe darin, Workshop- und Weiterbildungsangebote für Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung zu veranstalten. Unter anderem hält oder organisiert er Vorträge in Schulen und Flüchtlingsheimen. Außerdem hält er mit Vereinen Kontakt, die sich um politische Bildungsarbeit kümmern und sich gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus engagieren.
Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigt die Schändung des Jüdischen Gedenksteins an der Konrad-Wolf-Straße vor einem Jahr. Der Stein ist gereinigt und wieder geweiht worden. Auch der Brandanschlag auf die Kiezkneipe „Morgen wird besser“ an der Fanningerstraße, die von einem jüdischen Wirt betrieben wird, sorgte im August 2020 für Empörung in der Zivilgesellschaft. Diese Vorfälle, aber auch andere, belegen, dass noch viel zu tun ist, um Antisemitismus aus den Köpfen zu bekommen.
Bis 1933 entwickelte sich in Lichtenberg ein vielfältiges jüdisches Leben, dessen Spuren noch heute zu finden sind. Einen Überblick gibt die Sonderausstellung „Spuren jüdischen Lebens“, die das Museum im Stadthaus, Türrschmidtstraße 24, bis zum 26. Juni zeigt. André Wartmann wirkte an ihr mit.
Chanukka-Fest soll Tradition werden
Im unteren dreistelligen Bereich liegt aktuell die Zahl der Menschen jüdischen Glaubens, die in Lichtenberg leben. Eine genaue Zahl lässt sich nicht nennen, weil die Religionszugehörigkeit von Behörden nicht erfasst werden darf. Damit deutlich wird, dass Lichtenberg gegen jede Form von Antisemitismus ist, wurde im Dezember erstmals ein Chanukka-Leuchter vor dem Rathaus entzündet und öffentlich das Chanukka-Fest gefeiert. „Das soll zu einer Tradition werden, voraussichtlich auch an anderen Orten im Bezirk“, berichtet André Wartmann. Generell möchte er dazu beitragen, dass hohe jüdische Feiertage noch mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Informationen unter www.berlin.de/ba-lichtenberg/politik-und-verwaltung/beauftragte/antisemitismus/.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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