Neid, Hass oder Geltungssucht
Autobrandstiftungen haben laut Senat eher selten einen politischen Hintergrund
In den vergangenen fünf Jahren gab es im Bezirk Neukölln 254 Brandstiftungen an Autos – so viele wie in keinem anderen Bezirk. Das teilt Torsten Akmann (SPD), Staatssekretär beim Innensenator, mit.
Anlass für die Information war eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Robbin Juhnke (CDU). Er hatte um Auskunft über die Zahlen zwischen Anfang 2015 und Ende 2020 gebeten. Die Antwort von Akmann zeigt, dass die meisten Fälle 2020 zu verzeichnen waren: 73 Autos wurden in Neukölln angezündet, während es in den beiden Vorjahren 47 beziehungsweise 27 waren.
Eine außergewöhnliche Häufung gab es im Postleitzahlengebiet 12045, das von der Sonnenallee, dem Kanal, von Pannier- und Innstraße begrenzt wird. Dort brannten im vergangenen Jahr 21 Autos. Das sind dreimal so viele wie in den Kiezen, die am zweithäufigsten betroffen waren. Jeweils sieben Autos angesteckt wurden im PLZ-Gebiet 12051 (rund um den Bahnhof Hermannstraße) und 12349 (zwischen Buckower Damm und der Bezirksgrenze zu Mariendorf). Insgesamt ist Neukölln mit großem Abstand negativer Spitzenreiter in Sachen Brandstiftung an Autos. An zweiter Stelle und dritter Stelle liegen Friedrichshain-Kreuzberg (187) und Lichtenberg (168). Am seltensten gezündelt wurde in Steglitz-Zehlendorf (95) und Spandau (96).
Robbin Juhnke wollte außerdem wissen: Wie viele Taten haben einen mutmaßlich politischen Hintergrund und wie viele davon sind der linksextremistischen Szene zuzurechnen? Innerhalb der fünf Jahre seien 39 Autos, davon 19 Firmenfahrzeuge, wahrscheinlich aus politischen Gründen angesteckt worden, teilt Akmann mit. Für knapp die Hälfte, nämlich 18 Fälle, seien vermutlich Linksextremisten verantwortlich. Damit liegt der Anteil politisch motivierter Taten insgesamt bei 15 Prozent.
Was aber sind die Hauptgründe für die Brandstiftungen? Akman nennt Vandalismus, Versicherungsbetrug und Beziehungstaten. „Einige Täter handeln aus Frustration, Neid, Hass oder Geltungssucht, häufig handelt es sich auch um eine Gemengelage.“ Insgesamt konnten 18 Personen ermittelt werden, die für 21 Fälle verantwortlich sein sollen. Dabei zeigt sich: Alter spielt keine Rolle, das Geschlecht schon. Akmann: „Alle Verdächtigen waren männlich und zur Tatzeit zwischen 15 und 78 Jahren alt.“ Für die politisch motivierten Taten im Bezirk sei eine Person ermittelt worden, ein 39-jähriger Mann.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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