Wer hat das Sagen im Kiez?
Fabian Friedmann hat mit "Oase Neukölln" einen spannenden Krimi geschrieben

Einen wichtigen Teil der Romanhandlung lässt Fabian Friedmann hier an der Ecke Flughafen- und Reuterstraße spielen. | Foto:  Schilp
  • Einen wichtigen Teil der Romanhandlung lässt Fabian Friedmann hier an der Ecke Flughafen- und Reuterstraße spielen.
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Rudower Nazis, die zum Spielball eines Polizisten werden, der aber alles andere als Recht und Ordnung im Sinn hat – so überraschend entwickelt sich ein Erzählstrang des Kriminalromans „Oase Neukölln“. In 15 Kapiteln lässt Autor Fabian Friedmann mehrere Ich-Erzähler zu Wort kommen und am Ende hängt alles irgendwie zusammen.

Da sind die beiden dubiosen Serben, die es im Flughafenkiez mit Hinterzimmer-Prostitution versuchen. Das geht nicht lange gut, denn eine arabische Großfamilie meint, hier das Sagen zu haben. Die wiederum unterschätzt den Einfluss von „Onkel Rahat“, einem eleganten türkischen Herren, der zwar ebenfalls kriminell ist, aber starken Rückhalt im Kiez hat. Da sind die Jungs, die die wirklich angesagten Partys im Viertel kennen und von einem illegalen Kellergewölbe-Club in den anderen ziehen. Sie treffen nicht nur auf die amerikanische Studentin Leila, sondern auch auf die sexliebende Ophelia, die in ihrer kolumbianischen Heimat noch Jorge hieß. Auch ein Obdachloser erzählt seine Geschichte – ebenso wie seine Tochter, die in der Kartbahn-Halle auf dem Kindl-Gelände arbeitet, oder ihr Freund, ein linker Aktivist. Eine bulgarische Prostituierte entpuppt sich als klug und selbstbewusst, ein Lokaljournalist beobachtet von seinem Balkon aus Ungeheuerliches und ein Sozialarbeiter eröffnet einen Burgerladen auf der Schillerpromenade.

Das klingt nach verwirrend vielen Geschichten und Perspektiven. Doch Fabian Friedmann hält die Fäden souverän in der Hand, lässt seine Protagonisten lässig aufeinandertreffen und wieder auseinanderdriften, bis es zur Katastrophe in einem Späti kommt. Es folgt der Showdown auf dem St.-Thomas-Friedhof, bei dem sich endgültig entscheidet, wer die Macht im Kiez hat.

Es ist spannend und manchmal auch lustig, den lebendig gezeichneten Personen auf die Lessinghöhe, zum Weichselplatz, in die Eckkneipe an der Hermannstraße oder in die Gropiusstadt zu folgen. Schon auf den ersten Seiten ist zu spüren, dass der Autor bestens mit Neukölln vertraut ist. Und das betrifft nicht nur seine Ortskenntnisse. „Diese Geschichte beruht teilweise auf wahren Begebenheiten, Erlebnissen und Geschehnissen“, schreibt Fabian Friedmann am Beginn seines Romans. Tatsächlich wird dem Leser einiges bekannt vorkommen, beispielsweise wenn es um die rechten Anschlägen geht, die sich seit Jahren im Bezirk häufen. Dass der Autor sich mit diesem und anderen Neukölln-Themen beschäftigt hat, wundert nicht. Schließlich gehört er zu den Mitbegründern des Online-Magazins neukoellner.net, das 2015 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet wurde.

Fabian Friedmann: Oase Neukölln, Parlez Verlag 2022, ISBN 978-3-86327-075-9, 247 Seiten, 12,90 Euro.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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