Koscheres Bier aus Pankow
Brauvorgang des Q-Bieres vom Rabbiner zertifiziert

Jörg Adler hat es nun offiziell als Zertifikat: Er braut als bisher einziger koscheres Bier in Berlin. Als Neuheiten entwickelte er außerdem zwei Bierbrände und einen Pilsener-Essig. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Jörg Adler hat es nun offiziell als Zertifikat: Er braut als bisher einziger koscheres Bier in Berlin. Als Neuheiten entwickelte er außerdem zwei Bierbrände und einen Pilsener-Essig.
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Der Bezirk ist um eine Getränke-Rarität reicher. Dem Pankower Brauer Jörg Adler wurde jetzt durch Rabbiner Walter Rothschild per Zertifikat bestätigt, dass er koscheres Bier braut.

Zustande kam diese ungewöhnliche Zertifizierung durch einen Zufall. Der Pankower Wirtschaftskreis hatte zu einem Treffen in The WOW! Gallery am S-Bahnhof Greifswalder Straße eingeladen. Dort traf Jörg Adler auch auf Elmar Werner. Der gelernte Koch und studierte Theologe organisiert inzwischen als Unternehmer regelmäßig Wirtschafts- und Studienreisen nach Israel. Adler und Werner kamen ins Gespräch, unterhielten sich über jüdische Speisen. Und dem Pankower Brauer kam schließlich die Frage in den Sinn, warum es denn in Berlin kein koscheres Bier gibt. So entstand zwischen den beiden die Idee, doch einfach mal prüfen zu lassen, ob das Q-Bier von Jörg Adler den Vorschriften des Kaschrut, der jüdischen Speisegesetzte, entspricht.

Mit dem Thema Bierbrauen beschäftigt sich Jörg Adler seit nunmehr sieben Jahren sehr intensiv. Begonnen hatte er seinerzeit ganz bescheiden, ohne große Ambitionen. Der gelernte Gastronom und studierte Betriebswirt, der seinerzeit in eine Wohnung des Ludwig-Hoffmann-Quartier (LHQ) in der Wiltbergstraße 50 zog, bekam zum Geburtstag ein kleines Equipment zum Brauen von Bier geschenkt. Damit begann er zu Hause zu experimentieren. Und das klappte so gut, dass er sich eine 50-Liter-Brauanlage anschaffte. Auf einem Weihnachtsmarkt im LHQ im Jahr 2015 bot er erstmals sein selbst gebrautes Quartierbier aus dem Fass an. Und das ging weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Zum darauffolgenden Frühjahrsfest versuchte Adler erstmals eine Flaschenabfüllung: Und innerhalb von zwei Tagen waren alle 400 Flaschen weg.

Seitdem verfolgt der Pankower das Bierbrauen äußerst ambitioniert. Das Quartier-Bier, das inzwischen nur noch Q-Bier heißt, gibt es inzwischen in vier Sorten: als Pale Ale, als Red Lager, als Pilsener und als Sommer-Pilsener. Gebraut werden von Jörg Adler inzwischen jedes Jahr etwa 300 Hektoliter, die an ausgewählte Kneipen und Gaststätten sowie einigen Supermärkte ausgeliefert werden. Für den Brauvorgang hat sich Jörg Adler in die große Brauerei eines Kollegen eingemietet. Und dort besuchte ihn auch Rabbiner Rothschild.

Ohne Zusatzstoffe

Im Gespräch mit ihm erfuhr der Pankower Brauer, dass eigentlich jedes Bier, das streng nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut wird, koscher sein müsste. Das Reinheitsgebot erfülle nämlich alle Ansprüche an koscheres Bier. Allerdings werden bei industriell hergestellten Bieren aus unterschiedlichen Gründen Zusatzstoffe hinzugegeben, die später herausgefiltert werden. Das Bier entspäche bei der Abfüllung dann zwar den Ansprüchen des Reinheitsgebotes, enthalte also keine Zusatzstoffe, sei aber nicht koscher.

Das trifft allerdings nicht auf das von Jörg Adler gebraute Bier zu. Dessen Produktion dauert zwar länger als in der Industrie, ist aber den gesamten Brauprozess über frei von Zusatzstoffen. Auch auf absolute Reinlichkeit wird geachtet. Das alles verfolgte und dokumentierte der Rabbiner, sogar fotografisch, einen gesamten Brauprozess über. So konnte Walter Rothschild schließlich das Q-Bier ohne Beanstandungen als koscheres Bier zertifizieren. Nicht ohne stolz präsentiert Jörg Adler in seiner „Firmenzentrale“ im Haus 1 auf dem Gelände des LHQ das Zertifikat des Rabbiners.

„Dass mein Q-Bier koscher ist, hat sich inzwischen in der jüdischen Community deutschlandweit herumgesprochen“, berichtet Jörg Adler. „Ich habe inzwischen sogar eine Anfrage vom koscheren Restaurant ‚Einstein‘ aus München bekommen. Das ist dort im Umkreis von 400 Kilometern das einzige koschere Restaurant. Dort will man eine Probeverkostung des Q-Biers vornehmen.“ Und im Sommer wird der Pankower Brauer an einer Wirtschaftsreise nach Israel teilnehmen, die Elmar Werner organisiert. Für die hatte er sich bereits vor zwei Jahren angemeldet. Wegen Corona wurde sie immer wieder verschoben, so Jörg Adler. „Vielleicht ergibt sich während der Reise sogar ein Export des koscheren Q-Biers.“

Neue Produkte

Auch wenn die Zertifizierung des Q-Biers als koscher eine erfreuliche Nachricht ist, ganz so rosig sah es für den Bierbrauer während der Corona-Zeit nicht aus. „Weil viele Gaststätten geschlossen bleiben mussten oder nur mit Einschränkungen öffnen konnten, blieb ich letztes Jahr auf 2500 Litern sitzen“, berichtet Jörg Adler. Aber kreativ wie er ist, machte er aus der Not eine Tugend. Zum einen entwickelte er mit einer Brennerei eine Möglichkeit, aus dem überschüssigen Bier einen 40-pozentigen Bierbrand zu brennen. Den gibt es in den Geschmacksrichtungen Rad Lager und Pale Ale. Zum anderen entwickelte er ein Verfahren, um aus Bier Pilsener-Essig zu kreieren, der in Holzfässern gelagert wurde. Neben seinem Q-Bier bietet Jörg Adler jetzt auch diese drei Produkte an. Als nachhaltig agierender Bierbrauer entwickelte der Pankower in Zusammenarbeit mit der Pankower Bäckerei John noch ein weiteres Produkt: Treber-Brot. Das wird mit Resten der Bierherstellung, dem sogenannten Treber, gebacken. Dieses Brot gibt es inzwischen als Kümmel-Fenchel-, als Walnuss- sowie als Zwiebelbrot.

Weitere Informationen zum Q-Bier und Jörg Adler unter eam-group.de/eam-group/q-bier.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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