Radfahrer sind nicht nur Opfer
Haltet euch an die Regeln!
Ich laufe auf dem Gehweg der Bundesallee, als hinter mir lautes Klingeln ertönt. Ein Radfahrer nähert sich mit hohem Tempo. Es gibt einen Radweg, aber der gefällt ihm nicht. Das Fußvolk soll zur Seite treten.
Zweiradpiloten seien die Leidtragenden der täglichen Auseinandersetzungen im Verkehr, beklagen ihre Verbände. Das ist nicht ganz falsch. Richtig ist aber auch: Nicht immer sind sie schuldlos. Subjektive, aber vielfältige Erfahrungen unterfüttern das. Rote Ampeln scheinen manche Radler als bunte Farbtupfer zu betrachten. Etwa die Frau, die eine Kreuzung trotz Haltesignal passiert, obwohl auf der anderen Seite ein Kind brav auf Grün wartet.
Radfahrer fahren auch gerne nebeneinander, selbst auf Gehwegen. Rollstuhlfahrer, Rollatoren und Kinderwagen stören dabei natürlich. Und manche Radler sind besorgniserregend schnell unterwegs.
Ich fahre selbst oft Rad, aber ich bin deshalb kein besserer Mensch. Diesen Nimbus scheinen Radler aber in Berlin zu genießen. Sie gelten als Allheilmittel gegen die Verkehrsprobleme. Wenn Autos die Stadt verstopfen und als Klimakiller gebrandmarkt sind, der öffentliche Nahverkehr an seine Grenzen kommt, werden sie zu Vorzeigebeispielen der Mobilitätswende und ihr Fehlverhalten wird ungern thematisiert. Doch darauf sollten Radfahrer nach meiner Meinung unbedingt hingewiesen werden. Wenn auch nicht so, wie im Verlauf der eingangs beschrieben Szene: Als der Raser mich passiert hat, klingelt er zwei Jugendliche an, die einige Meter vor mir laufen. Die drehen sich um, versperren den Weg und zwingen ihn zum Anhalten. „Alter, merk dir, der Gehweg ist für alle da“, sagt einer. Danach kann der Mann weiterfahren. Er macht das sehr langsam.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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