Sorgenkind Straßenbaum
Fast jeder zweite Schattenspender weist starke Mängel auf

Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) schlägt bezüglich des Zustands der Straßenbäume Alarm.  | Foto: Matthias Vogel
  • Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) schlägt bezüglich des Zustands der Straßenbäume Alarm.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Die beiden vergangenen Sommer waren heiß und vor allem trocken, das hat Berlins Straßenbäumen arg zugesetzt. Beinahe jeder zweite Baum weise relevante Mängel auf, wie Stadtentwicklungsstadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) mitteilt. 

Im Vorfeld der Bezirksverordnetenversammlung am 12. September hatten die Fraktionen von FDP und CDU gemeinsam symbolisch einen Baum gegenüber des Charlottenburger Rathauses gepflanzt, um ihrer Forderung nach der Aufforstung im Bezirk Nachdruck zu verleihen. Der Akt veranlasste Grünen-Baustadtrat Oliver Schruoffeneger nun zur einer Stellungnahme: „In der Sache teile ich die Forderung, Berlin muss wesentlich mehr für die Straßenbäume tun. Der Adressat dieser Forderung muss aber das Abgeordnetenhaus und nicht der Bezirk sein."

In der Tat habe der Straßenbaumbestand des Bezirks weiter gelitten und sich von 2013 bis 2018 von 43 871 auf 42 685 Stück reduziert. Schruoffeneger sieht sich ein wenig zur Tatenlosigkeit verdammt, denn seit 20 Jahren stelle das Land den Bezirken nicht die notwendigen Mittel für die Baumunterhaltung zur Verfügung. "Nach fachlich belegten bundesweiten Standards fallen Kosten in Höhe von 85 Euro pro Straßenbaum jährlich an, um den vorhandenen Bestand zu erhalten und Neupflanzungen durchführen zu können. Die Berliner Bezirke erhalten weniger als 50 Euro. Dies hat nach nunmehr 20 Jahren und den Hitzesommern 2018 und 2019 fatale Folgen", so der Stadtrat.

Grünflächenamt kommt kaum hinterher

Zurzeit bestünden an rund 20 000 Straßenbäumen im Bezirk relevante Mängel. Meistens handele es sich um Totholz. Etwa jeder zweite Baum ist betroffen, mit dem Herausschneiden des alten Holzes kommt das Grünflächenamt kaum hinterher. "Über all die Jahre ist ein enormer  Bearbeitungsstau aufgelaufen. 2017 habe ich die Entscheidung getroffen, alle Ressourcen auf die Sicherung des Bestands zu konzentrieren und die Verkehrssicherheit herzustellen. Jeder eingehende Altbaum hat ökologisch, also hinsichtlich der CO₂-Bilanz, viel gravierendere Folgen als eine um einige Jahre verschobene Neupflanzung." Für das kommende Jahr seien aber die Vorbereitungen, wie Auswahl und Prüfung der Standorte sowie der Baumarten, wieder in vollem Gange. Es werde einige Neupflanzungen geben, so der Stadtrat.

Auch die geringe Schlagkraft des Grünflächenamts schade dem Bestand. Laut Schruoffeneger hatte das Amt 2002 einen Personalbestand von 267 Mitarbeitern, aktuell sind es 172. Im Sachmittelbereich standen 2002 noch 5,872 Millionen Euro zur Verfügung, 2018 waren es 2,676 Millionen Euro. "Der Bereich der Grünflächenunterhaltung war in den beiden vergangenen Wahlperioden der Steinbruch des Bezirks für Einsparungen aller Art. Dies musste Konsequenzen haben, die wir nun spüren. Für den Haushalt 2020/2021 haben wir insbesondere den Bereich der Baumunterhaltung wieder personell gestärkt." Krokodilstränen würden nicht helfen, schließlich würden Experten seit Jahren vor den fatalen Folgen der Sparmaßnahmen für den Berliner Baumbestand warnen, teilt der Baustadtrat mit. "Ich würde mich daher sehr freuen, wenn CDU und FDP auch im Abgeordnetenhaus die Forderung unterstützen, den Zuweisungsbetrag des Landes an die Bezirke endlich auf die fachlich unstrittigen 85 Euro pro Baum anzuheben.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet jetzt auch bei Ihnen

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Reinickendorf
  • 06.12.24
  • 660× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 741× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 418× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 27.11.24
  • 866× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.806× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.