Villa Oppenheim schlichtet Streit mit ehrenamtlicher Helferin

Kreativ, aber nicht konform mit dem Museum: Christa Händle flog mit ihrer Kinderbespaßung nach drei Jahren vorübergehend aus dem Programm der Villa Oppenheim. | Foto: Thomas Schubert
  • Kreativ, aber nicht konform mit dem Museum: Christa Händle flog mit ihrer Kinderbespaßung nach drei Jahren vorübergehend aus dem Programm der Villa Oppenheim.
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Charlottenburg. Zweimal pro Monat konnten sich Kinder bis Ende 2016 über einen Familiensonntag im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf freuen. Einen veranstalteten eigene Pädagogen, den anderen eine geschichtsbegeisterte Dame. Doch die hatte ein Konzept, das dem Museum nicht gefiel.

Wie soll man Kindern bloß von einer Zeit erzählen, als Bilder schwarz-weiß waren, als die Frauen wallende Kleider trugen und statt der Kanzlerin ein Kaiser herrschte? Christa Händle hat darüber eigene Vorstellungen und setzte sie bis Ende vergangenen Jahres mit einem kleinen Kreis von Helfern um. Der kostenlose Familiensonntag in der Villa Oppenheim am ersten Sonntag des Monats lag in der Hand dieses ehrenamtlich engagierten Grüppchens. Man ließ Kinder mit historischen Gegenständen experimentieren, trug die Vergangenheit hinein in die Gegenwart, suchte Verbindungspunkte zur kindlichen Fantasie. Nur: Diese Ideen hatten mit den Ausstellungen des Bezirksmuseums kaum etwas zu tun. Und das sorgte dafür, dass Leiterin Sabine Witt die Zusammenarbeit für beendet erklärte. Aktuell gibt es nur noch einen Familiensonntag, ebenfalls am ersten Sonntag des Monats von 12 bis 14 Uhr – denjenigen, den die Villa mit einer eigenen Honorarkraft gestaltet, ganz im Einklang mit dem Ausstellungsprogramm des Hauses.

Debatte in der BVV

Doch Christa Händle begnügte sich nicht mit ihrem Ausscheiden und sorgte im Kulturausschuss der Bezirksverordnetenversammlung für eine öffentliche Debatte. „Wir hatten sehr viel Zuspruch von Eltern, Großeltern und Kindern“, bedauerte sie das jähe Ende nach drei Jahren Arbeit. Als Leidtragende sieht sie Museumsbesucher, die mit einem verknappten Angebot leben müssen. Die Dichte der Veranstaltungen sei nun auf unter zehn pro Monat gefallen. „In solch einem wunderbaren Haus könnte man doch 20 Veranstaltungen anbieten mit Hilfe des Ehrenamts“, erklärte die pensionierte Lehrerin.

„Es geht auf keinen Fall darum, das Engagement an sich zu kappen“, warnte daraufhin Museumsleiterin Witt vor einem Missverständnis. Und wiederholte den Grund für das Zerwürfnis: „Die ehrenamtlichen Familiensonntage haben unsere Ausstellung nicht in ihr Konzept integriert. Das ist außerordentlich bedauerlich“, kritisierte Witt planerische Mängel. Die Honorarkraft des Museums stellte hingegen sehr wohl Bezüge zum Schauprogramm her und konnte in den ersten Veranstaltungen dieses Jahres je 35 Kinder erreichen.

Einigung erzielt

Ist das Fehlen solcher Referenzen wirklich ein Grund zum Beenden der Partnerschaft mit Christa Händle? „Ich bin mir sicher, dass man beide Interessen in Einklang bringen kann“, drängte Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) auf Versöhnung. Es gebe auch weiterhin Potenzial sowohl für ehrenamtliche als auch hauptamtliche Museumssonntage, wenn man sich besser arrangiert. In vertraulicher Runde wollten Schmitt-Schmelz, Witt und Händle noch einmal verhandeln.

Kurz vor Redaktionsschluss stand dann tatsächlich ein Kompromiss: So soll die Villa Oppenheim künftig wieder zwei Familiensonntage anbieten. Den ersten Sonntag im Monat organisiert das Museum jeweils von 12 bis 14 Uhr selbst. Den dritten Sonntag übernimmt die Gruppe um Christa Händle. Und die wiederum muss ihr bisheriges Programm um den Punkt „Erkundung im Museum“ erweitern. So gewinnen am Ende die Villa, die Vielfalt – und die Familie. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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