Kritik an teurem Townhouse: Anwohner missbilligen Bauprojekt im Hofkomplex Krumme Straße

Durch diese Einfahrt an der Krummen Straße gelangt man in einen luftigen, grünen Hofbereich. Luftig genug für ein Townhouse? | Foto: Thomas Schubert
2Bilder
  • Durch diese Einfahrt an der Krummen Straße gelangt man in einen luftigen, grünen Hofbereich. Luftig genug für ein Townhouse?
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Nachverdichtung ist etwas, das Bestandsmieter vielerorts im Bezirk fürchten. Bald startet ein Bauprojekt im Hofbereich an der Krummen Straße. Und der Stadtrat kann das Vorhaben nicht stoppen – obwohl auch er teure Wohnungen an dieser Stelle ablehnt.

Es war einmal eine Freifläche. Es wird der Boden für ein Townhouse im Preissegment, das sich in der Nachbarschaft kaum jemand leisten kann. Und es ist nicht zu verhindern. In der Krummen Straße 33 weicht ein Kiezbiotop dem Bau von exklusiven Wohnungen, was Anwohner in Ärger versetzt – so wie an vielen Stellen im City-West-Bezirk.

Prompt hat sich eine Bürgerinitiative namens „Karree 33“ formiert, um das Vorhaben durch Druck auf die Politik zu stoppen. „Unsere Hoflandschaft bildet für viele Kinder, die täglich den Spiel- und Basketballplatz nutzen, sowie alle Anwohner im weiteren Umkreis ein Frischluft-Reservoir. Außerdem leben hier zahlreiche Vögel wie Meisen, Spatzen, Grünfinken, Amseln, Ringeltauben, Eichelhäher. Und es ist Jagdrevier von Turmfalken und Fledermäusen“, verteidigt Sprecherin Heike Hanefeld die bislang freie Hoffläche. Und sie glaubt, dass es bei Wiederaufbau nach dem Krieg die richtige Entscheidung war, das Areal unberührt zu lassen. Zwischen Krummestraße und Seesenheimer Straße entstand eine begrünte Leerstelle. Ein Puffer, den Nachbarn schätzen.

„Seinerzeit entschied man sich gegen die ursprünglichen Hinterhäuser und für eine großzügige, mieterfreundliche Anlage. Dank jener progressiven Stadtplanung – wesentlich durch Hans Scharoun initiiert – entstand innerhalb des Karrees eine grüne Insel mit über sechzig Jahre alten Bäumen, außerdem das seit gut dreißig Jahren existierende Spielhaus Schillerstraße.“

Doch mit der Errichtung des Neubaus verschlechtere sich die Wohn- und Lebensqualität der Mieter – „darunter Senioren, die seit Jahrzehnten hier ansässig sind. Zudem gefährdet das Vorhaben in hohem Maße die pädagogisch wertvollen Aktivitäten des Spielhauses“, kritisiert Hanefeld.

Und findet mit diesen Argumenten bei Baustadtrat Marc Schulte (SPD) durchaus Gehör. Zu verhindern ist das Projekt trotzdem nicht. „Leider gibt es keinen politischen Spielraum, das Vorhaben zu stoppen“, erklärt der Stadtrat. Das Planungsrecht sehe hier eine Wohnbebauung vor, gleichgültig, ob Sozialwohnungen beantragt werden oder ein luxuriöses Gebäude. Wofür sich der Eigentümer entscheidet, das könne der Bezirk hier nicht beeinflussen – „das gibt die jetzige Bundesgesetzgebung nicht her.“

Auch ein „naturschutzrechtlicher Entzug des Baurechts“ sei nicht möglich. Bei größeren Grundstücken habe man höchstens Einfluss auf die Ausrichtung des Baukörpers, nicht aber bei einer so kleinen Fläche. Allenfalls für die Fällung der vorhandenen Bäume kann der Bezirk einen Ausgleich verlangen.

Immerhin drohen aber keine gerichtlichen Konflikte der neuen Hofbewohner mit dem Spielhaus Schillerstraße – „denn Kinderlärm gilt nicht als schädliche Umwelteinwirkung“, betont Schulte. So werden sich nicht nur die jetzigen Nachbarn mit dem Neubau arrangieren müssen, sondern auch die künftigen Neubaubewohner mit den jetzigen Nachbarn. tsc

Durch diese Einfahrt an der Krummen Straße gelangt man in einen luftigen, grünen Hofbereich. Luftig genug für ein Townhouse? | Foto: Thomas Schubert
Ein Hof für Kinder: Das Spielhaus Schillerstraße nutzt bisherige die Leerstelle im Häuserblock für soziale Zwecke. Nun entsteht gleich daneben ein Townhouse. | Foto: Thomas Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 917× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 587× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.