Pinkelecke am Bahnhof Jungfernheide: Wie der Bezirk ein Klo beschaffen will

Nutzlose Beschilderung: Gepinkelt wird am südlichen Eingang des Bahnhofs Jungfernheide trotzdem. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg-Nord. An einem der meist genutzten Verkehrsknoten liegt eine besonders gern genutzte Pinkelecke. Und Kinder in einer Tagesstätte schauen den Männern beim Verrichten ihrer Notdruft zu. Jetzt will der Bezirk am Bahnhof Jungfernheide durchgreifen – aber wie?

250 000 Euro müsste man haben und das Problem wäre gelöst. Aber da das Geld fehlt und das Problem von selbst nicht verschwindet, ist der Bezirk in diesen Tagen auf der Suche nach jemandem, der ihm ein Klo spendiert. Worum es hier geht, ist das Grundübel der fraglichen Zuständigkeit.

Deutsche Bahn in der Pflicht?

An der Südseite des Bahnhofs Jungfernheide besteht Bedarf an einem Toilettenhäuschen, wie Passanten und die kleinen Besucher einer benachbarten Kita unschwer riechen können. Doch ein erfolgreicher Antrag der Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung sorgt nicht automatisch dafür, dass der Bezirk bei dieser Pinkelecke Abhilfe schafft. Denn ihm fehlt das Geld – die besagten 250 000 Euro. Also wird sich der zuständige Stadtrat Marc Schulte (SPD) in Gespräche mit der Deutschen Bahn und der BVG begeben müssen, die er in der Pflicht sieht. „Aber wir können hier eine Verweigerungshaltung erwarten“, dämpft Schulte die Erwartungen. In solchen Fällen spielen die Bahnbetriebe den Ball normalerweise zurück an den klammen Bezirk.

Der wiederum wird von den Bezirksverordneten angewiesen, in den Verhandlungen hartnäckig zu bleiben. „Dieser Bahnhof ist immerhin ein Umsteigebahnhof mit hoher Frequenz“, sieht Grünen-Politikerin Jenny Wieland eine Serviceverpflichtung von Bahn und BVG für ihre Kunden. „Zum Betrieb eines Bahnhofs gehört ein funktionierendes Klo“, pflichtet Parteifreund Ansgar Gusy bei.

Ein Klo gehört zum Bahnhof

Dass es Toiletten an Bahnhöfen ja schon gibt, betont CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Häntsch. Nur seien sie vor vielen Jahren für die Öffentlichkeit geschlossen worden, um Reinigungskosten zu sparen. „Zum Betrieb der Stationen sollte es gehören, dass man sie öffnet“, fordert Häntsch. Um die Erfolgsaussichten des Bezirksamts zu erhöhen, schlägt er aber einen weiteren Ansprechpartner vor: die Firma Wall.

Jene ist dafür bekannt, dass sie Toilettenhäuschen bereitstellt und im Gegenzug Fläche für Werbung im öffentlichen Raum verlangt. Dies wiederum ist vor allem den antragstellenden Grünen nicht genehm. Und Stadtrat Schulte muss sehen, wie er zwischen Verweigerungshaltung und Sonderwünschen eine Lösung findet. Dass sich Männer wenigstens in Sichtweite der Kita ihre Notdurft verkneifen, wäre das einzige, was nichts kostet. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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