Gemischtes Doppel statt Ping Pong: Debatte zur Lärmschutzoffensive in der BVV

Leise sein, Müll richtig entsorgen und natürlich auch nicht wild pinkeln. Diese Signets im Rahmen des Fair-Kiez-Projekts gehören zu den eher begleitenden Bemühungen gegen Lärm und andere Auswüchse. | Foto: Thomas Frey
  • Leise sein, Müll richtig entsorgen und natürlich auch nicht wild pinkeln. Diese Signets im Rahmen des Fair-Kiez-Projekts gehören zu den eher begleitenden Bemühungen gegen Lärm und andere Auswüchse.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Der Antrag der Linken nach einer möglichst schnellen Allgemeinverfügung für mehrere Feiermeilen wurde bei der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 12. Juli in die zuständigen Ausschüsse verwiesen.

Davor war das Thema Anlass für eine längere Debatte. Sie lässt sich in etwa so zusammenfassen: Nahezu durchgehend waren sich alle einig, dass gegen das Lärmproblem und andere unerwünschte Nebenwirkungen vorgegangen werden muss. Auch der Antrag der Linken biete dazu eine mögliche Handhabe. Aber das, fand zumindest eine Mehrheit, nicht aus dem Stand.

Eine Allgemeinverfügung würde bedeuten, dass in einem dafür auserwählten Gebiet alle Lokale ihren Außenausschank zu einer bestimmten Zeit beenden müssten. Die Linkspartei wollte den Freiluftbetrieb zunächst auf 23 Uhr an den Wochentagen sowie 1 Uhr am Wochenende begrenzt wissen. Die CDU ging in einem Änderungsantrag sogar noch weiter und verlangte 22, beziehungsweise 24 Uhr. Womit auch die Linken mitgehen konnten und was im Kampf für die lärmgeplagten Anwohner zu einem ansonsten eher seltenen Zusammenspiel zwischen ihr und der Union führte.

Zurückhaltender gaben sich Grüne und SPD. Vielleicht auch deshalb, weil gerade deren Stadträte bei der nächtlichen Ruhestörung besonders involviert sind.

Natürlich biete eine Allgemeinverfügung Vorteile, räumte Wirtschafts- und Ordnungsstadtrat Andy Hehmke (SPD) ein. Sie sei wegen des Wegfalls von Ausnahmen leichter zu kontrollieren. Danach führte er aber gleich mehrere Nachteile aus seiner Sicht ins Feld. Zum Beispiel könnten dann manche Lokale in andere Gebiete abwandern, wo eine solche Regelung noch nicht gelte. Dann würden dort die Probleme und eine Art Katz- und Maus-Spiel beginnen. Abgesehen davon, würden dadurch vielleicht andere Geschäfte verdrängt werden. Außerdem würde es schon heute Außenbetriebsauflagen für zahlreiche Gaststätten geben, hatte zuvor bereits Umweltstadträtin Clara Herrmann (Bündnis 90/Grüne) deutlich gemacht. Allein im Simon-Dach-Kiez müssten 50 um 22 Uhr, beziehungsweise Mitternacht draußen schließen. Bei weiteren elf gilt das um 23 Uhr. Und schließlich, so noch einmal Hehmke, seien die Lokale nicht die einzigen Lärmverursacher. Spätis sowie schlicht das zahlreiche Straßenpublikum hätten daran einen ebenso großen Anteil. Denen sei aber mit einer Allgemeinverfügung nicht beizukommen.

Als Resümee plädierten deshalb beide Stadträte dafür, die Situation gerade in diesem Sommer genau zu beobachten. Dazu gehören ebenso Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Projekt "Fair Kiez" wie mehrere sogenannte Spät-Spät-Schichten des Ordnungsamtes. Darunter zu verstehen sind Sondereinsätze, auch nach der sonst regulären Dienstzeit, die um 22 Uhr endet. Diese und weitere Ergebnisse sollen zusammen gefasst und daraus die Konsequenzen gezogen werden.

Alles so oder so ähnlich hätte man schon häufig gehört, ohne dass sich bisher etwas geändert hätte, so Anmerkungen aus den Reihen von Linken und CDU. Ähnlich klang das bei Karola Vogel von der Anwohnerinitiative "Die Anrainer", die in der BVV mit einer Einwohneranfrage vorstellig wurde. Sie beklagte vor allem ein "Ping-Pong-Spiel" um Verantwortlichkeiten zwischen verschiedenen Verwaltungsstellen. Immer die, die angesprochen werde, sei gerade nicht zuständig. Was die beiden Stadträte zurückwiesen. "Wir spielen nicht Ping Pong, sondern gemischtes Doppel", bemühte Andy Hehmke für den eigenen Einsatz und den der Kollegin Clara Herrmann eine weitere Sport-Analogie. Aber ja, es seien viele Ämter involviert. Auch deshalb seien Ad-hoc-Aktivitäten nicht unbedingt zielführend.

Das Thema liegt auf Wiedervorlage nach den Ferien im September. Dann ist der Sommer fast vorbei. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 111× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 230× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 211× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 67× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 274× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 629× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.