Heimat auf Zeit für Geflüchtete
Vor fünf Jahren eröffnete das Containerdorf im Allende-Viertel

Heimleiter Peter Hermanns ist von Anfang an dabei und fast so etwas wie der "Bürgermeister" des Containerdorfs. | Foto: Ralf Drescher
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  • Heimleiter Peter Hermanns ist von Anfang an dabei und fast so etwas wie der "Bürgermeister" des Containerdorfs.
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Kurz vor Weihnachten 2014 kamen die ersten Bewohner. Fast fünf Jahre später ist das Flüchtlingsheim im Allende-Viertel immer noch in Betrieb.

"Übergangswohnheim für Geflüchtete" steht auf dem Schild am Eingang. Wer hier wohnt, ist vor Kurzem angekommen, einige wenige wohnen auch bereits seit Jahren hier. Die 386 Plätze sind nicht alle belegt, wie Heimleiter Peter Hermanns (55) vom Internationalen Bund erzählt. Er hat das Heim mit aufgebaut. War dabei, als die ersten Container gebracht wurden, als der Bezirk in zwei Bürgerversammlungen Anwohner über die künftigen Nachbarn informiert hat und ungewöhnliche Fragen wie nach der Verhütung der Heimbewohner gestellt wurden. Und er musste erleben, wie aufgeputschte und zum Teil angereiste „Wutbürger“ sogar Kinder bedrohten.

Er erlebte aber auch, wie eine große Mehrheit der Nachbarn die neuen Bewohner willkommen hieß. „Als die Demonstrationen gegen das Heim zunahmen und näher rückten, haben engagierte Bürger über Wochen an einem Punkt, an dem die Demonstration vorbei mussten, ihr Adventssingen angemeldet. Damit waren die Demonstrationen in Heimnähe beendet“, erinnert sich Peter Hermanns. Und auch die Mahnwachen besorgter Bürger unter dem Motto „Nein zum Heim“ waren 2016 Geschichte. Kamen anfangs noch rund 30 Teilnehmer, waren es am Ende nur noch drei, die dazu noch die Neckereien der Kinder aus dem Heim ertragen mussten. „Viele Menschen aus dem Wohnumfeld haben uns unterstützt, dafür die Initiative ,Allende II hilft' gegründet. Sie haben eine Spendenkammer aufgebaut und die Fahrradwerkstatt ins Leben gerufen. Andere Aktive haben mit unseren Bewohnern gegärtnert“, berichtet Heimleiter Hermanns.

Peter Hermanns, angestellt beim Internationalen Bund, ist Rheinländer, ausgebildeter Sozialarbeiter und seit 1994 in Berlin. Fast 20 Jahre hat er in der Wohnungslosenhilfe gearbeitet, bevor er 2014 das Containerdorf im Allende-Viertel übernahm.

Neben der Arbeit vor Ort engagiert er sich auch ehrenamtlich. Er gehört zu den Mitbegründern des Projekts „Türöffner“, mit welchem Migranten in reguläre Arbeitsverhältnisse gebracht werden sollen. Über 50 Menschen haben bereits so einen Vollzeitjob gefunden, davon stammen rund 90 Prozent aus dem Heim im Allende-Viertel. „Ein Problem ist das erforderliche Sprachniveau. Deshalb müssen höherqualifizierte Migranten oft in prekären Verhältnissen arbeiten. Oft werden auch Berufs- und Studienabschlüsse von außerhalb der EU nicht anerkannt“, erklärt Peter Hermanns.

Inzwischen wurde die Betriebserlaubnis für das Heim bereits verlängert. Erst wenn die neue Unterkunft an der Salvador-Allende-Straße öffnet – voraussichtlich Ende 2020 –, kann das Containerdorf geschlossen werden. Der Bezirk plant an gleicher Stelle dann den Bau einer Schulsporthalle.

Ende September wird das fünfte Jubiläum des Heims erst einmal gefeiert, mit der Freizeiteinrichtung „Bude“ und Anwohnern natürlich. Rund um den Tag des Flüchtlings am 27. September gibt es dann ein Piratenfest, ein interkulturelles Fußballturnier und Podiumsdiskussionen.

Heimleiter Peter Hermanns ist von Anfang an dabei und fast so etwas wie der "Bürgermeister" des Containerdorfs. | Foto: Ralf Drescher
Peter Hermanns am Eingang des Übergangswohnheims für Geflüchtete, so die offizielle Bezeichnung. | Foto: Ralf Drescher
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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