Keinen Bock auf Bürger: Suhrkamp-Verlag lehnt Infoveranstaltung zum Büroneubau ab

Zum geplanten Verlagsneubau am Rosa-Luxemburg-Platz will Suhrkamp keine öffentliche Infoveranstaltung machen. | Foto: Bundschuh Architekten
  • Zum geplanten Verlagsneubau am Rosa-Luxemburg-Platz will Suhrkamp keine öffentliche Infoveranstaltung machen.
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Mitte. Trotz BVV-Beschluss und Stadtrat-Bitte lehnt der Suhrkamp-Verlag es ab, die Anwohner über sein Neubauprojekt auf der Freifläche am Rosa-Luxemburg-Platz zu informieren.

Wenn in Berlin ein Baum abgesägt wird, gibt es meistens Proteste. Erst recht, wenn gleich zehn stattliche alte Pappeln und Linden unter die Motorsäge kommen, wollen die Leute wissen, was hier los ist. Die Sägeaktion Ende Februar auf der Freifläche an der Torstraße Ecke Rosa-Luxemburg-Straße hat erwartungsgemäß große Aufmerksamkeit erregt. Die Bäume mussten weg, weil der renommierte Suhrkamp-Verlag dort sein neues Verlagsgebäude und zwei weitere Häuser für Läden, Büros und Wohnungen errichten lässt. 2019 sollen 127 Mitarbeiter der Verlage Suhrkamp und Insel in den neuen Siebengeschosser am Rosa-Luxemburg-Platz einziehen. Es ist üblich, dass Investoren über solche großen Projekte informieren, wenn Bürger irritiert sind über Baumfällungen und Grünverlust.

Die Bezirksverordneten hatten deshalb am 16. März auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)beschlossen, dass das Bezirksamt sich beim Suhrkamp-Verlag dafür einsetzt, dass dieser „über sein geplantes Neubauvorhaben im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung informiert“. Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hat Verlagschef Jonathan Landgrebe am 31. März auch schriftlich darum gebeten und gleich seine Teilnahme an der gewünschten Anwohnerversammlung zugesagt. Doch Landgrebe hält eine Bürgerversammlung nicht für notwendig und wegen umfangreicher Berichterstattung in den Medien „das Thema inzwischen nicht mehr für virulent“, schreibt der Suhrkamp-Boss am 5. April an Gothe. „Aus der Erfahrung des Suhrkamp Verlages mit Berichterstattung über unser Haus hatten wir uns mit der Weitergabe von Informationen an die Presse so lange zurückgehalten, bis alle Planungen belastbar und unserer Meinung nach kommunizierbar waren“, so Landgrebe. Erst als alles in Sack und Tüten war, hat Suhrkamp am 13. März „eine umfangreiche Pressekampagne begonnen“. Das war genau ein Tag nach Erteilung der Baugenehmigung durch das bezirkliche Bauamt. Vorher wurden weder Details noch Bilder zum Bauprojekt veröffentlicht. Tanja Postpischil hatte Ende Februar auf Nachfrage der Berliner Woche zu den Hausplänen geantwortet, dass es „derzeit keine Visualisierungen des Gebäudes gibt“. Zwei Wochen später wurden die Renderings verschickt. Die Architekten vom Büro Bundschuh Architekten hatten die Visualisierungen lange vorher erstellt.

Frank Bertermann von den Grünen, Vorsitzender des BVV-Stadtentwicklungsausschusses, ist verärgert über soviel Bürgerignoranz. „Die Antwort lässt vermuten, dass der Suhrkamp-Verlag nicht am Rosa-Luxemburg-Platz auf einer ehemaligen Grünflächen bauen will, sondern irgendwo im Nebel des Orion“, so der Grünen-Politiker. Der Brief von Jonathan Landgrebe zeuge „von einer vollkommenen Realitätsverweigerung". Baustadtrat Ephraim Gothe hingegen ärgert der Korb nicht, den der Suhrkamp-Vorstand ihm gegeben hat. Er versteht Landgrebes Argument, „dass durch die sehr umfangreiche Berichterstattung das Informationsinteresse befriedigt sein dürfte“. Da es nichts mehr zu entscheiden gebe, könne er nachvollziehen, dass sich Suhrkamp gegen eine Informationsveranstaltung ausgesprochen hat, so Gothe.

Jonathan Landgrebe behauptet in dem Schreiben an Gothe auch, „dass die Verbindung zu den Anwohnern rund um den Rosa-Luxemburg-Platz grundsätzlich sehr gut ist“. Die IBAU AG, mit der Suhrkamp das Neubauprojekt gemeinsam realisiert, sei wegen ihrer vielen Immobilien dort mit dem Umfeld eng verbunden. Die IBAU AG (Industriebaugesellschaft am Bülowplatz AG) verwaltet bis heute das architektonische Erbe Hans Poelzigs am Rosa-Luxemburg Platz. Die früheren Häuser an der Torstraße, die bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg dort standen, hatte der Architekt Hans Poelzig entworfen. Er hat auch das Kino Babylon gebaut. DJ

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Dirk Jericho aus Mitte

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